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Goethe war gut

Zur Geschichte des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Johann Wolfgang von Goethe-Universität in Frankfurt am Main, der Frankfurter Wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft (fwwg) und zu den Herausforderungen der Alumniarbeit

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EHRENMITGLIEDER<br />

Ein bisschen Verrücktheit<br />

ist doch ganz nützlich<br />

Prof. Dr. Christian Rieck über Prof. Dr. Reinhard Selten<br />

D<br />

er Mathematiker und Ökonom Reinhard Selten ist der bisher einzige<br />

Wirtschaftsnobelpreisträger Deutschlands. Er gilt als kompromissloser<br />

Denker, den der Mainstream nicht kümmert. Wer hätte<br />

gedacht, dass er einmal selbst der Mainstream sein würde!<br />

„Ein bisschen Verrücktheit ist doch meistens ganz nützlich“, sagte mir<br />

Reinhard Selten einmal. Diese Erkenntnis betrachtete er durchaus als Lebensmaxime.<br />

Wenn wir nach einer Konferenz gemeinsam in ein nahe gelegenes Restaurant<br />

zum Essen fahren wollten, durfte man ihn keinesfalls aus den Augen<br />

lassen, sonst <strong>war</strong> er mitsamt seinem Automatik-Wagen verschollen und<br />

irrte so lange auf kleinen Straßen umher, bis ihn einer von uns wieder einfing<br />

(wir bildeten daher am liebsten eine Eskorte mit einem Begleitfahrzeug<br />

vor und einem hinter ihm).<br />

Wenn es um Wissenschaft geht, ist es dagegen andersherum. Dann gibt er<br />

den anderen die Eskorte. Wer immer vorträgt, worum immer es geht, Selten<br />

versteht es immer sofort, kann es mit irgendetwas anderem in Verbindung<br />

bringen, sieht die Schwachpunkte und hat phantastische Ideen dazu.<br />

Wissenschaftliche Konferenzen sind lang und intensiv, also ziemlich anstrengend,<br />

aber ich habe Selten nicht einmal müde erlebt. Nach zehn Stunden<br />

Vorträgen ist er ebenso wach dabei wie beim ersten.<br />

Geboren wurde Reinhard Selten am 10. Oktober 1930 in Breslau. Als Kind<br />

eines jüdischen Vaters und einer protestantischen Mutter musste er Anfang<br />

der 1940er Jahre das Gymnasium verlassen. 1945 floh die Mutter mit ihren<br />

Kindern - der Vater <strong>war</strong> 1942 verstorben - nach Westdeutschland, wo sie in<br />

Hessen eine neue Heimat fanden. Hier konnte Reinhard Selten ab 1946<br />

wieder eine Höhere Schule besuchen, die er 1951 mit dem Abitur abschloss.<br />

Die Wahl des Mathematik-Studiums an der <strong>Goethe</strong>-Universität in Frankfurt<br />

<strong>war</strong> eine <strong>gut</strong>e Entscheidung. Nach dem Diplom-Abschluss 1957 arbei-<br />

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