Falstaff Magazin Schweiz 4/2018
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wein / BORDEAUX EN PRIMEUR<br />
><br />
Jene, die Ruhe bewahrten, wurden<br />
durch einen Wetterumschwung zum Guten<br />
belohnt. So konnten die Merlots auf<br />
späteren Terroirs und auch die Cabernets<br />
Sauvignons unter recht guten Bedingungen<br />
ausreifen.<br />
Auch die Trauben für die trockenen<br />
Weissweine reiften 2017 früh aus, und<br />
sie verfügten über eine gute aromatische<br />
Frische und eine lebendige Struktur. Die<br />
abwechselnd trockenen und nassen Bedingungen<br />
im Herbst führten auch zur für die<br />
Produktion von Süssweinen gewünschten<br />
Edelfäule und danach zu einer schnellen<br />
Konzentration der Trauben.<br />
Der alles entscheidende Monat 2017 war<br />
jedenfalls der April, und die Winzer werden<br />
sich wohl noch lange an die Frostereig nisse<br />
erinnern. Dieser historische Frost, der<br />
Bordeaux zwischen 30 und 50 Prozent<br />
der Ernte kostete, kam in einem besonders<br />
merkwürdigen April, der durch überdurchschnittlich<br />
viele Sonnenstunden, eine um<br />
2 Grad Celsius höhere Durchschnittstemperatur<br />
und ganz geringe Niederschläge<br />
ge kennzeichnet war. Das Thermometer<br />
zeigte Mitte April vereinzelt Höchstwerte<br />
von bis zu 28 Grad, die Triebe an den<br />
Stöcken waren bereits durchschnittlich<br />
zehn Zentimeter lang.<br />
KLIRRENDE KÄLTE<br />
Die Verkostung der Weine zeigt, dass die Weine, die ausschliesslich<br />
aus Trauben der Erstgeneration stammen,<br />
Frische, Straffheit und eine pure Frucht vermitteln.<br />
Ab dem 16. April sanken die Nachttemperaturen<br />
stark ab, und dann geschah, was<br />
es seit 1991 in Bordeaux so nicht mehr<br />
gegeben hatte: In den frühen Stunden des<br />
27. April sanken die Werte in Teilen des<br />
westlichen Médocs auf minus fünf Grad,<br />
auch in Staulagen im Pessac-Léognan gab<br />
es enorme Schäden. Im schlimmsten Fall<br />
waren nicht nur die Triebe erfroren, sondern<br />
auch die Beiaugen, aus denen eine<br />
zweite Triebgeneration hätte Trauben bilden<br />
können. Château de Fieuzal kann aus<br />
2017 weder einen Weiss- noch Rotwein<br />
bringen. Auch im Entre-deux-Mers und am<br />
rechten Ufer hinterliessen die Frostnächte<br />
eine Spur der Verwüstung, wie im Médoc<br />
blieben auch in Saint-Émilion und Pomerol<br />
nur die allerbesten Terroirs verschont.<br />
«Dort, wo es Frost gab, musste der Winzer<br />
die Entscheidung treffen, ob er auf die zweite<br />
Traubengeneration setzen möchte oder nicht.<br />
Ich habe klar gesagt, dass wir das nicht tun<br />
werden», meint Önologe Stéphane Derenoncourt,<br />
der mit seiner Consultant-Gruppe<br />
rund siebzig Weingüter in Bordeaux betreut.<br />
Derenoncourt: «Die zweiten Trauben kamen<br />
mit dreieinhalb Wochen Verspätung, da geht<br />
sich weder eine optimale Ausreifung aus,<br />
noch kann man aus so wenig homogenem<br />
Material einen guten Wein machen. Der Aufwand<br />
ist einfach zu hoch. Wir haben lieber<br />
auf diese Mengen verzichtet und die Rebstöcke<br />
für das kommende Jahr geschont.»<br />
Die Verkostung der Weine zeigt, dass die<br />
Weine, die ausschliesslich aus Trauben der<br />
Erstgeneration stammen, Frische, Straffheit<br />
und eine pure Frucht vermitteln.<br />
Was aber kann man im besten Fall von diesem<br />
Jahrgang in Sachen Rotwein erwarten?<br />
Damit man von einem sehr guten bis ausgezeichneten<br />
Jahr sprechen kann, müssen fünf<br />
Hauptpunkte stimmen. Die ersten beiden<br />
Faktoren – eine gleichmässige Blüte ><br />
Fotos: beigestellt<br />
24<br />
falstaff jun <strong>2018</strong>