Stahlreport 2018.01
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Als Grundlage für die künftigen anzupassenden<br />
Baunormen und harmonisierten<br />
technischen Baustoffspezifikationen<br />
werden mit Verweis auf Art. 3,<br />
Abs. 1 und Anhang I dieser Verordnung<br />
die wesentlichen Anforderungen<br />
2 ) um einen weiteren Punkt zur<br />
nachhaltigen Ressourcennutzung<br />
erweitert:<br />
„7. Nachhaltige Nutzung der natürlichen<br />
Ressourcen<br />
Das Bauwerk muss derart entworfen,<br />
errichtet und abgerissen werden,<br />
dass die natürlichen Ressourcen nachhaltig<br />
genutzt werden und insbesondere<br />
Folgendes gewährleistet ist:<br />
a) Das Bauwerk, seine Baustoffe und<br />
Teile müssen nach dem Abriss wieder-verwendet<br />
oder recycelt werden<br />
können;<br />
b) das Bauwerk muss dauerhaft sein;<br />
c) für das Bauwerk müssen umweltverträgliche<br />
Rohstoffe und Sekundärbaustoffe<br />
verwendet werden“.<br />
Das Ziel dieser europäischen Bauproduktenverordnung<br />
besteht darin, den<br />
freien Warenverkehr innerhalb der<br />
EU durch mögliche Handelshemmnisse<br />
abzubauen und so gleichzeitig<br />
die Teilziele „Nachhaltiges Bauen und<br />
Recyclingfähigkeit“ der Leitmarktinitiative<br />
(LMI) auf Bauproduktenebene<br />
mit zu erfüllen. Die Bauprodukte, welche<br />
diese Voraussetzungen erfüllen,<br />
sind nach Kap. II, Art. 4-9 mit Leistungserklärungen<br />
(DoP) und dem CE-<br />
Kennzeichen zu markieren 3 ).<br />
Was hierbei offenbar vielen Akteuren<br />
der planerischen und ausführenden<br />
Zunft noch nicht so richtig bewusst<br />
ist, ist die Tatsache, dass bereits Mitte<br />
2013 die Koexistenzperiode dieser<br />
novellierten EU-Verordnung (in der<br />
noch wahlweise entweder nach alter<br />
oder nach neuer Verordnung gleichzeitig<br />
geplant werden durfte und die<br />
im direkten Wortlaut durch Ratifzierung<br />
des BauPG vom 05.12.2012 4 in<br />
nationales Recht umgesetzt worden<br />
ist) ausgelaufen ist.<br />
Seit dem 01.07.2013 darf demnach<br />
ausschließlich diese EU-Verordnung<br />
in Deutschland zur Anpassung<br />
des BauPG 5 verwendet werden.<br />
Seitdem müssen in den planerischen<br />
und bauausführenden Prozessen<br />
sowie in der Distribution auf der Bauproduktenebene<br />
die Themen Recyclingfähigkeit<br />
und nachhaltige Ressourcennutzung<br />
per Gesetz (gemäß Anhang<br />
I – Punkt 7, „Nachhaltige Nutzung der<br />
natürlichen Ressourcen“ (d.h. direkte<br />
Umsetzung des EU-Amtsblatt Nr. L 88<br />
vom 04.04.2011 – S.11 und S.34))<br />
berücksichtigt werden. Ob dies zwischenzeitlich<br />
auch so bereits allseits<br />
praktiziert wird, ist zu bezweifeln.<br />
So führt der Physiker und Technikphilosoph<br />
Klaus Korn in „Philosophie<br />
der Technik“ aus: „Bemühungen<br />
um Nachhaltigkeit haben zwangsläufig<br />
entweder eine Einschränkung oder<br />
eine intelligente Umsteuerung des<br />
Ressourcenverbrauchs hin zu erneuerbaren<br />
Rohstoffen zur Folge […] Heute<br />
werden Anstrengungen in Nachhaltigkeit<br />
als Investitionen aufgefasst.“<br />
Der steigende Anteil von Urbanisierung<br />
und Bautätigkeit am Klimawandel<br />
und am Ressourcenverbrauch<br />
sollte daher nicht nur rein energetische<br />
Baumaßnahmen, wie etwa solche,<br />
nach der EnEV 2014, als Reaktion<br />
nach sich ziehen. Durch die teils<br />
irreversible Ausbeutung von natürlichen<br />
Ressourcen und der nachhaltigen<br />
Raumbeanspruchung hat er vielmehr<br />
auch eine primär sozio-kulturelle<br />
Komponente.<br />
Daher erfordert es in der zukünftig<br />
ganzheitlichen Planung sozialer,<br />
architektonischer und gleichsam intelligenter<br />
Baulösungswege, um zunächst<br />
mittelfristig, wie Abb.3 zeigt, über<br />
einen Dreiklang aus Baustoffeffizienz<br />
(technisch besser werden) und Baustoffkonsistenz<br />
(ökologisch-ökonomisch<br />
verändern) bis hin zur Baustoffsuffizienz<br />
(reduzieren), eine Baustoffkonsumentlastung<br />
herbeizuführen.<br />
Baustoffeffizienz<br />
Eine Nachhaltigkeitsstrategie der Baustoffeffizienz<br />
ist die heute vorherrschende<br />
Strategie. Sie verfolgt das Ziel,<br />
den Energie-, Material- und Flächenverbrauch<br />
sowie die finanziellen Mittel,<br />
die für den technischen Fortschritt,<br />
die Entkoppelung von Wirtschaftsleistung<br />
und Umweltverbrauch und die<br />
Substitution von Produkten und Verfahren<br />
entstehen durch nachhaltigere,<br />
effizienter einzusetzen. Allerdings hat<br />
diese Strategie die paradoxe Grenze,<br />
dass nämlich mit zunehmender Effizienzsteigerung<br />
eine Kosten-/Preissenkung<br />
verbunden ist und dadurch<br />
über sogenannte Rebound-Effekte mitunter<br />
eine Nachfragesteigerung, also<br />
mehr Konsum die Folge sein kann.<br />
Baustoffkonsistenz<br />
Eine Nachhaltigkeitsstrategie der Baustoffkonsistenz<br />
setzt da schon mehr<br />
auf eine ganzheitliche Ökoeffizienz:<br />
Nämlich hin zu einer natürlich gleichkommenden<br />
Stoffkreislaufführung von<br />
Materialien und Energien, aber auch<br />
zu einer symbiotischen Weiternutzung<br />
von im Produktionsprozess anfallenden<br />
Koppelprodukten. Denn Ressourcenschonung<br />
durch eine baustoffkonsistente<br />
Kreislaufwirtschaft heißt auch<br />
mit begrenzten Mitteln hauszuhalten<br />
und dies ist mit ein Teil der „Erfolgsprinzipien<br />
des Ökologischen Bauens“ 3<br />
Nachhaltigkeitsstrategien beim Bauen Abb. 3<br />
Baustoffeffizienz<br />
Baustoffsuffizienz<br />
Baustoffkonsistenz<br />
Quelle: Marc Blum<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
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