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Berliner Kurier 27.10.2018

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LEUTE<br />

Nach dem Mega-Sommer<br />

Dunkle<br />

Wolken über<br />

der „Scheinbar“<br />

nGäste aus –jetzt wollen<br />

Wegen der Hitze blieben<br />

Comedy-Stars das Nachwuchs-Theater retten<br />

Von<br />

FLORIAN THALMANN<br />

Sie ist eine der wichtigsten<br />

Bühnen für junge Künstler –<br />

doch nun ziehen über der<br />

Schöneberger „Scheinbar“<br />

düstere Wolken auf. Grund<br />

ist ausgerechnet der Super-<br />

Sommer: Weil während der<br />

heißen Zeit zu wenig Gäste in<br />

das Mini-Theater kamen,<br />

kämpft das Lokal ums Überleben<br />

– nun sorgen Promi-<br />

Komiker für die Rettung.<br />

Diese alten Autogrammfotos von<br />

heutigen Stars hat „Scheinbar“-Chef<br />

Werner Krejny gesammelt: Michael<br />

Mittermeier (oben), Kurt Krömer<br />

(links) und Mario Barth gingen in<br />

Schönebergihreersten Schritte.<br />

to: Imago<br />

Fot<br />

Der Kudamm<br />

macht Franziska<br />

wieder schick<br />

Der<br />

Westen<br />

kommt zurück,<br />

der Kurfürstendamm<br />

lebt. Danken<br />

dürfen es die<br />

<strong>Berliner</strong> nicht nur<br />

den Machern der Serie<br />

„Ku’damm 56“.<br />

Der Gründergeist hat<br />

den Prachtboulevard<br />

für seine Zwecke wiederentdeckt!<br />

Neue Läden<br />

zeugen davon. Das<br />

italienische Modeunternehmen<br />

Liu Jo eröffnete<br />

in der Nummer 213 seinen<br />

zweiten „Monobrand-<br />

Store“ in Berlin. Dorttummelten<br />

sich am Donnerstagabend<br />

Prominente wie<br />

Franziska Knuppe (F.),<br />

Anastasia Zampounidis<br />

(„Schockverliebt in a<br />

dress!“) und Tini Gräfin<br />

Rothkirch – empfangen von<br />

Agenturkönigin Andrea Schoeller<br />

und Gründer Marco Marchi.<br />

Unweit davon, in der Nummer<br />

29, ging die Wäschemarke<br />

Schiesser mit einem 220 m 2 großen<br />

„Flagship Store“ an den Start.<br />

Während Annabelle Mandeng<br />

Selfies schoss, guckten Natascha<br />

Ochsenknecht und Annemarie<br />

Eilfeld Höschen &BHs. KM<br />

Seit 1984 gibt es die Bühne in der<br />

Monumentenstraße (ohne Förderung).<br />

Gegründet wurde das<br />

Haus von zwei Artisten, die einee<br />

Möglichkeit schaffen wollten,<br />

sich auszuprobieren. Heutee<br />

kommen in der „Scheinbar“ Solo-Programme<br />

auf die Bühne –<br />

der Renner sind aberdie „Open<br />

Stage“-Abende. Die Idee: Jeder<br />

kann auftreten, ob Comedian<br />

oder Zauberer, Jongleur oder<br />

Artist. Wer hier auf die Bühne<br />

geht, hat sieben Minuten Zeit,<br />

Gage gibt es keine, dafür Freigetränke.<br />

„Bei uns haben junge<br />

Künstler die Möglichkeit, zu<br />

spielen, auch wenn sie noch<br />

nicht gebucht werden“, sagt Daniela<br />

Schäfer,künstlerische Leiterin.<br />

„Sie können so an ihren<br />

Darbietungen feilen.“<br />

Das funktioniert gut – dennoch<br />

gibt es nun Probleme.<br />

„Schon seit Jahren kommen im<br />

Sommer weniger Gäste“, sagt<br />

Werner Krejny, seit 2004 Chef<br />

der „Scheinbar“. „Also führten<br />

wir Theaterferien ein. Diesess<br />

Jahr war der Sommer aber so<br />

heiß, dass drei Monate lang die<br />

Gäste ausblieben.“ In den Vorjahren<br />

stopfte Krejny das finanzielle<br />

Loch aus eigener Tasche,<br />

doch jetzt –erist im Ruhestand<br />

–wird es schwerer. „Ich wollte<br />

den Laden schließen, auch<br />

wenn mir das Herz blutet.“<br />

Seine Kollegen kamen auf die<br />

rettende Idee: Sie sammeln im<br />

Netz Spenden –und viele öffnen<br />

die Geldbörsen. Denn auch<br />

Promis begannen hier ihre<br />

Laufbahn: Comedians wie Kurt<br />

Krömer, Mario Barth und Michael<br />

Mittermeier standen hier<br />

früher auf der Bühne. Saschaa<br />

Grammel, heute Bauchredner-<br />

Star, nutzte das Theater als Probenbühne.<br />

„Das Konzept der<br />

Scheinbar ist grandios und sie<br />

Foto: Andreas Klug; Repros: Scheinbar<br />

Hängen an der „Scheinbar“: Entertainer Horst Blue, Daniela Schäfer und<br />

Horst Krejny und die Mitarbeiter Gwendolin Tägertund Mirjam Spark (v.l.).<br />

ist ein Ort voller Kreativität“,<br />

sagt er. Auch Comedy-Star<br />

Eckart von Hirschhausen ging<br />

hier seine ersten Schritte. „Das<br />

Geheimnis von allen Leuten,<br />

die man so kennt: Sie waren<br />

auch mal unbekannt“, sagt er.<br />

„Und haben sich ausprobiert.<br />

Ganz viele in der Scheinbar.“<br />

Krejny freut sich über solche<br />

Stars –„und darüber, dass sie<br />

uns jetzt nicht im Regen stehen<br />

lassen“, sagt er. Viele spendeten<br />

schon, um den Laden zu retten.<br />

„Das Geld können wir gebrauchen,<br />

denn neben dem Finanz-<br />

Loch stehen auch noch wichtige<br />

Reparaturen an, beispielsweise<br />

an der Heizungs-Therme.“<br />

Und der nächste kalte<br />

Winter kommt bestimmt.<br />

Infos: www.scheinbar.de

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