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LEUTE<br />
Nach dem Mega-Sommer<br />
Dunkle<br />
Wolken über<br />
der „Scheinbar“<br />
nGäste aus –jetzt wollen<br />
Wegen der Hitze blieben<br />
Comedy-Stars das Nachwuchs-Theater retten<br />
Von<br />
FLORIAN THALMANN<br />
Sie ist eine der wichtigsten<br />
Bühnen für junge Künstler –<br />
doch nun ziehen über der<br />
Schöneberger „Scheinbar“<br />
düstere Wolken auf. Grund<br />
ist ausgerechnet der Super-<br />
Sommer: Weil während der<br />
heißen Zeit zu wenig Gäste in<br />
das Mini-Theater kamen,<br />
kämpft das Lokal ums Überleben<br />
– nun sorgen Promi-<br />
Komiker für die Rettung.<br />
Diese alten Autogrammfotos von<br />
heutigen Stars hat „Scheinbar“-Chef<br />
Werner Krejny gesammelt: Michael<br />
Mittermeier (oben), Kurt Krömer<br />
(links) und Mario Barth gingen in<br />
Schönebergihreersten Schritte.<br />
to: Imago<br />
Fot<br />
Der Kudamm<br />
macht Franziska<br />
wieder schick<br />
Der<br />
Westen<br />
kommt zurück,<br />
der Kurfürstendamm<br />
lebt. Danken<br />
dürfen es die<br />
<strong>Berliner</strong> nicht nur<br />
den Machern der Serie<br />
„Ku’damm 56“.<br />
Der Gründergeist hat<br />
den Prachtboulevard<br />
für seine Zwecke wiederentdeckt!<br />
Neue Läden<br />
zeugen davon. Das<br />
italienische Modeunternehmen<br />
Liu Jo eröffnete<br />
in der Nummer 213 seinen<br />
zweiten „Monobrand-<br />
Store“ in Berlin. Dorttummelten<br />
sich am Donnerstagabend<br />
Prominente wie<br />
Franziska Knuppe (F.),<br />
Anastasia Zampounidis<br />
(„Schockverliebt in a<br />
dress!“) und Tini Gräfin<br />
Rothkirch – empfangen von<br />
Agenturkönigin Andrea Schoeller<br />
und Gründer Marco Marchi.<br />
Unweit davon, in der Nummer<br />
29, ging die Wäschemarke<br />
Schiesser mit einem 220 m 2 großen<br />
„Flagship Store“ an den Start.<br />
Während Annabelle Mandeng<br />
Selfies schoss, guckten Natascha<br />
Ochsenknecht und Annemarie<br />
Eilfeld Höschen &BHs. KM<br />
Seit 1984 gibt es die Bühne in der<br />
Monumentenstraße (ohne Förderung).<br />
Gegründet wurde das<br />
Haus von zwei Artisten, die einee<br />
Möglichkeit schaffen wollten,<br />
sich auszuprobieren. Heutee<br />
kommen in der „Scheinbar“ Solo-Programme<br />
auf die Bühne –<br />
der Renner sind aberdie „Open<br />
Stage“-Abende. Die Idee: Jeder<br />
kann auftreten, ob Comedian<br />
oder Zauberer, Jongleur oder<br />
Artist. Wer hier auf die Bühne<br />
geht, hat sieben Minuten Zeit,<br />
Gage gibt es keine, dafür Freigetränke.<br />
„Bei uns haben junge<br />
Künstler die Möglichkeit, zu<br />
spielen, auch wenn sie noch<br />
nicht gebucht werden“, sagt Daniela<br />
Schäfer,künstlerische Leiterin.<br />
„Sie können so an ihren<br />
Darbietungen feilen.“<br />
Das funktioniert gut – dennoch<br />
gibt es nun Probleme.<br />
„Schon seit Jahren kommen im<br />
Sommer weniger Gäste“, sagt<br />
Werner Krejny, seit 2004 Chef<br />
der „Scheinbar“. „Also führten<br />
wir Theaterferien ein. Diesess<br />
Jahr war der Sommer aber so<br />
heiß, dass drei Monate lang die<br />
Gäste ausblieben.“ In den Vorjahren<br />
stopfte Krejny das finanzielle<br />
Loch aus eigener Tasche,<br />
doch jetzt –erist im Ruhestand<br />
–wird es schwerer. „Ich wollte<br />
den Laden schließen, auch<br />
wenn mir das Herz blutet.“<br />
Seine Kollegen kamen auf die<br />
rettende Idee: Sie sammeln im<br />
Netz Spenden –und viele öffnen<br />
die Geldbörsen. Denn auch<br />
Promis begannen hier ihre<br />
Laufbahn: Comedians wie Kurt<br />
Krömer, Mario Barth und Michael<br />
Mittermeier standen hier<br />
früher auf der Bühne. Saschaa<br />
Grammel, heute Bauchredner-<br />
Star, nutzte das Theater als Probenbühne.<br />
„Das Konzept der<br />
Scheinbar ist grandios und sie<br />
Foto: Andreas Klug; Repros: Scheinbar<br />
Hängen an der „Scheinbar“: Entertainer Horst Blue, Daniela Schäfer und<br />
Horst Krejny und die Mitarbeiter Gwendolin Tägertund Mirjam Spark (v.l.).<br />
ist ein Ort voller Kreativität“,<br />
sagt er. Auch Comedy-Star<br />
Eckart von Hirschhausen ging<br />
hier seine ersten Schritte. „Das<br />
Geheimnis von allen Leuten,<br />
die man so kennt: Sie waren<br />
auch mal unbekannt“, sagt er.<br />
„Und haben sich ausprobiert.<br />
Ganz viele in der Scheinbar.“<br />
Krejny freut sich über solche<br />
Stars –„und darüber, dass sie<br />
uns jetzt nicht im Regen stehen<br />
lassen“, sagt er. Viele spendeten<br />
schon, um den Laden zu retten.<br />
„Das Geld können wir gebrauchen,<br />
denn neben dem Finanz-<br />
Loch stehen auch noch wichtige<br />
Reparaturen an, beispielsweise<br />
an der Heizungs-Therme.“<br />
Und der nächste kalte<br />
Winter kommt bestimmt.<br />
Infos: www.scheinbar.de