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Berliner Kurier 27.10.2018

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Bilder:David Külby<br />

„The Yard“stellt auch eine Reihe vonWohnungen für große<br />

Familien bereit. Daskommt an: In den Häusern wohnen derzeit<br />

20 Kinder.Indie Beschattung der Südfassade flossen die<br />

Erfahrungen desArchitektenaus seiner Zeit im Libanon ein.<br />

Bild:Hotel The YARD<br />

IM GESPRÄCH MIT<br />

DAVID KÜLBY<br />

The Yard an der Ecke Alexandrinenstraße/NeuenburgerStraße istein Ensemble aus drei Wohnhäusern mit Gewerbe im Erdgeschoss sowie dem<br />

Hotel „The Yard“. Die Wohngebäude haben zusammen 51 Wohnungen. Entworfen wurde allesvom BüroKülby&Külby.<br />

David Külby,die Vorgeschichte des Ensembles<br />

„The Yard“ war eine ziemlich lange, wie man<br />

hört. Gab es Probleme mit dem Bestandsgebäude<br />

auf dem Grundstück?<br />

Nein, das nicht. Das Grundstück war seit<br />

dem Krieg leer. Der ADAC hat dort manchmal<br />

einen Servicecontainer aufgestellt und<br />

ab und zu hat ein Zirkus dort Station gemacht.<br />

Aber: Ja, es dauerte neun Jahre von<br />

den ersten Ideen zur Realisierung. 2009<br />

haben wir angefangen. Die Fertigstellung<br />

gelang uns erst im Juni 2018. Von den<br />

neun Jahren hat es allein fünf bis zur Baugenehmigung<br />

gebraucht.<br />

Wie kam das?<br />

Der erste Bauantrag wurde nicht genehmigt.<br />

Der Bezirk Kreuzberg wollte eine eher konventionelle<br />

Bauweise, wir mussten in den<br />

Widerspruch zum Senat gehen. Wir hatten<br />

den Eindruck: Komfortable bis luxuriöse<br />

Wohnungen waren bei den damaligen Entscheidern<br />

in Kreuzberg nicht opportun.<br />

Das kann man ja auch nachvollziehen, oder?<br />

Größe und Ausstattung von Wohnungen<br />

sind aber keine Kriterien für die Erteilung<br />

einer Baugenehmigung. Zumal wir ein<br />

sehr verträgliches Projekt gebaut haben,<br />

das niemandem Wohnraum wegnimmt.<br />

Und man muss auch anerkennen: Wir haben<br />

mit The Yard viele große Wohnungen<br />

für Familien gebaut. In den Häusern leben<br />

zurzeit 20 Kinder.Wohnungen für große<br />

Familien findet man ansonsten in Berlin<br />

Optische Täuschung: Die Balkone an der Hauseckelassendas<br />

Gebäude nach oben hin breiter erscheinen –<br />

tatsächlich istdem aber nicht so.<br />

selten. Dieses Angebot haben wir geschaffen,<br />

und es wird angenommen.<br />

Das auffälligste Merkmal der Architektur ist:<br />

Das Haus auf dem Eckgrundstück scheint nach<br />

oben hin immer breiter zu werden.<br />

Das ist tatsächlich eine optische Täuschung!<br />

Das Haus hat in allen Regelgeschossen die<br />

gleiche Grundfläche. Wir haben nur mit dem<br />

Versatz der Balkon-Elemente zueinander<br />

und mit verschiedenen Fassadenelementen<br />

gespielt, so kommt dieser Eindruck zustande.<br />

Das haben wir gemacht, weil wir die<br />

Ecke besonders betonen wollten.<br />

Sie sagen, dass in den Bau dieses Hauses unter<br />

anderem Erfahrungen aus Ihrem Leben in der<br />

libanesischen Hauptstadt Beirut eingeflossen<br />

sind. Haben Sie dafür ein Beispiel?<br />

Ich habe mit meiner libanesisch-amerikanischen<br />

Frau an einer Universität in Beirut<br />

gelehrt. Mit unseren Studenten haben wir<br />

Alltagsarchitekturen vor Ort untersucht.<br />

Ein weit verbreitetes Phänomen sind einfache<br />

Außenvorhänge, die vordem heißen Klima<br />

schützen und zusätzlichen Lebensraum<br />

bilden. Auf der Südfassade haben wir jetzt<br />

bei „The Yard“ ein ähnliches System als<br />

Sonnenschutz eingebaut.<br />

Wie sieht denn das aus?<br />

Das sind eigentlich ganz normale Vorhänge,<br />

dieman auf- und zuziehen kann.Sie befinden<br />

sich aber nicht innen vor dem Fenster, sondern<br />

an der Außenseitedes Balkons. Dadurch<br />

wird nicht nur der Innenraum,sondern auch<br />

der gesamte Balkon im Sommer vor Sonneneinstrahlung<br />

geschützt. Im Gegensatz zu<br />

Jalousien haben die Außenvorhänge den Vorteil,<br />

dass man die Fenster immer noch öffnen<br />

kann. Und der gesamte Balkonbleibt nutzbar.<br />

Welche aktuellen Projekte reizen Sie besonders?<br />

Zurzeit arbeiten wir an Projekten im Sozialen<br />

Wohnungsbau in Berlin. Wir haben als<br />

Büro schon in Süddeutschland viele sehr<br />

preiswerte und dennoch gute Wohnungen<br />

gebaut. Diese Erfahrungen können wir hier<br />

nun einfließen lassen.<br />

Das Interview Frauke Wolf

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