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Berliner Kurier 27.10.2018

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Seite 21<br />

BERLINER KURIER, Samstag, 27.Oktober 2018<br />

HandfesteHelfer<br />

Bestattermüssenanpackenund mitfühlen<br />

Der Beruf des Bestatters<br />

kennt keine Krisen, „gestorben<br />

wird immer“,<br />

heißt es etwas zynisch im Titel<br />

einer US-Fernsehserie, die<br />

sich mit dem Alltag in einem<br />

Bestattungsunternehmen auseinandersetzt.<br />

Dabei bringen<br />

Bestatter Verstorbene nicht<br />

acilityeinfach unter die Erde, sondern<br />

setzen auf eine umfassende<br />

Expertise. „In Zeiten, in<br />

denen viele bisher unbestrittene<br />

Pfeiler wegzubrechen<br />

drohen, setzen die Bestatter<br />

konsequent auf gediegene Qua-<br />

heißt es in einer Er-<br />

Bedarflifikation“,<br />

klärung des Bundesverbandes<br />

Deutscher Bestatter (BDB).<br />

Und diese Qualifikation, so erläutert<br />

es BDB-Sprecher Oliver<br />

Wirthmann, ist äußerst vielseitig.<br />

„Das Schöne am Beruf<br />

des Bestatters ist, dass er ganz<br />

ityunterschiedliche<br />

Bereiche<br />

miteinander verbindet.“ Bestatter<br />

und Bestatterinnen, die<br />

Zahl von Männern und Frauen<br />

in dem Beruf ist paritätisch,<br />

brauchen handwerkliches Geschick,<br />

etwa wenn esumdie<br />

Herrichtung des Verstorbenen<br />

geht. Sie müssen administrativ<br />

und kaufmännisch tätig sein,<br />

schon weil ein Bestatter die<br />

für Bestattung und Trauerfeier<br />

notwendigen Dinge –vom Sarg<br />

ildungüber die Blumengestecke bis<br />

zum Grabstein –inder Regel<br />

nicht selbstherstellen, sondern<br />

einkaufen und im Gesamtpaket<br />

weiter verkaufen muss. Sie<br />

sind Dienstleister, weil sie die<br />

Angehörigen des Verstorbenen<br />

kompetent beraten und betreuen.<br />

Und nicht zuletzt müssen<br />

Sie gewisse Fähigkeiten als<br />

Psychologe mitbringen, denn<br />

der Umgang mit den Angehörigen<br />

erfordert ein hohes Maßan<br />

Empathie.<br />

Vielseitiger Beruf. Dass Bestatter<br />

konkreten Trost und<br />

Hilfe für Menschen in einer<br />

schwierigen Situation anbieten,<br />

macht den Beruf für Wirthmann,<br />

der einst lange Zeit als<br />

Pfarrer gearbeitet hat, zusätzlich<br />

attraktiv. „Da geht es nicht<br />

um große Sprüche, dageht es<br />

wirklich ans Eingemachte“,<br />

berichtet Wirthmann aus der<br />

Praxis.Professionell bleibenangesichts<br />

schwerer Trauerfälle<br />

und gleichzeitig keine Scheu haben,<br />

eine Leiche anzufassen und<br />

herzurichten –der Beruf sei nur<br />

etwas für „feste und gefestigte<br />

Charaktäre“, glaubt Wirthmann.<br />

Sein Verband fordert auch deshalb<br />

verbindliche Mindeststandards<br />

für den Beruf, für dessen<br />

Ausübung es bislang nur einen<br />

Gewerbeschein braucht. „Dies<br />

ist injedem Fall unzureichend<br />

zumal die Anforderungen nicht<br />

gerade geringer werden. Hinterbliebene<br />

wünschen heute<br />

nicht mehr nur eine einfache<br />

Bestattung, bei der der Verkauf<br />

eines Sarges im Mittelpunkt<br />

steht. Vielmehr werden von<br />

einem Bestatter umfassende<br />

Dienstleistungen erwartet“,<br />

heißtesbeim BDB.Und die Herausforderungen<br />

werden nicht<br />

unbedingt kleiner: Die offene<br />

GettyImages/ kzenon<br />

Bestatter arbeiten dezent im Hintergrund<br />

Gesellschaft mit ihrer kulturellen<br />

Vielfalt stellt auch die Bestatter<br />

vor neue Aufgaben. „Sie<br />

brauchen heute in vielen Fällen<br />

kulturelles, religiöses und rituelles<br />

Hintergrundwissen, um<br />

ihre Arbeit gut zu erledigen“,<br />

meint Oliver Wirthmann im<br />

Hinblick etwa auf Bestattungen<br />

von Menschen mit islamischem<br />

oder buddhistischem Glauben.<br />

Das Fundament, um derartige<br />

Anforderungen problemlos zu<br />

meistern, liegt für den BDB in<br />

der Ausbildung zur Bestattungsfachkraft,<br />

die künftige Bestatter<br />

seit 2003 absolvieren können.<br />

Ausbildung zum Bestatter.<br />

„Wer heute die Ausbildung zur<br />

Bestattungsfachkraft oder die<br />

vom Fachverlag des deutschen<br />

Bestattungsgewerbes angebotene<br />

Fortbildung und die<br />

anschließende Prüfung erfolgreich<br />

durchläuft, kann sicher<br />

sein, dass er den Anforderungen<br />

des Bestatterberufs auch<br />

morgen gewachsen sein wird“,<br />

heißtesvon Seiten des BDB.Im<br />

aktuellen Ausbildungsjahr haben<br />

erstmals mehr als 200 junge<br />

Männer und Frauen eine solche<br />

Ausbildung begonnen. Drei<br />

Jahredauert die Ausbildung,in<br />

der die umfassenden Kompetenzen<br />

vermittelt werden, die<br />

Bestatter mitbringen müssen<br />

–von den besagten kaufmännischen<br />

und psychologischen<br />

Fähigkeiten bis hin zur Kenntnis<br />

rechtlicher Rahmenbedingungen<br />

oder der hygienischen<br />

Versorgung von Verstorbenen.<br />

Abschließend legen die Azubis<br />

eine Prüfung an den zuständigen<br />

Handwerkskammern in<br />

Düsseldorf und Würzburg ab.<br />

Wer anschließend weiter lernen<br />

möchte, kann direkt eine<br />

Weiterbildung zum Bestattermeister<br />

beginnen, die als Vollund<br />

Teilzeitweiterbildung angeboten<br />

wird. Je nach Option<br />

dauert sie zwischen sechs Monaten<br />

und zwei Jahren. Bestattermeister<br />

können dann etwa<br />

Aufgaben in der Personalführung<br />

übernehmen oder selbst<br />

Lehrlinge ausbilden. Auch wer<br />

eine Selbstständigkeit anstrebt,<br />

ist mit einem Meistertitel gut<br />

aufgestellt. Generell empfiehlt<br />

es sich schon wegen der genannten<br />

wachsenden Herausforderungen,<br />

in den vielseitigen<br />

Themen des Bestatterberufs<br />

am Ball zu bleiben. „Auch<br />

nach Erreichen der Berufsqualifikation<br />

sind berufsbegleitende<br />

Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen<br />

Garanten für die<br />

Qualitätssicherung im Bestattungsgewerbe“,<br />

lässt der BDB<br />

verlauten. (pha.)<br />

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