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Berliner Kurier 27.10.2018

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BERLIN<br />

DER<br />

ROTE<br />

TEPPICH<br />

Ehre, wemEhregebührt!<br />

Susanne<br />

Haun ist 53<br />

Jahrealt<br />

und lebt in<br />

Wedding.<br />

Klinik Weißensee<br />

Der Spuk<br />

ist vorbei<br />

S-Bahn<br />

KURIER kennt die<br />

neuen Durststrecken<br />

SEITE 8<br />

Fragen?<br />

Wünsche?<br />

Tipps?<br />

Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />

(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />

10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />

E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />

Abo-Service: Tel. 030/232777<br />

Foto: zvg<br />

Susanne Haun hat in den<br />

letzten Monaten genau<br />

hingeschaut. Rund um den<br />

Leopoldplatz in Wedding<br />

leben viele Obdachlose, die<br />

Wohnungsnot ist sichtbar<br />

und groß. Doch „der<br />

Mensch guckt so gerne<br />

weg“, sagt die Künstlerin.<br />

„Ich wollte den Menschen<br />

auf der Straße ein Gesicht<br />

geben, eine Geschichte“.<br />

Und so ziehen Haun und ihre<br />

Künstlerkollegin Gabriele<br />

D.R. Guenther immer<br />

wieder durch die Straßen<br />

Weddings und sprechen die<br />

an, die kein Obdach haben.<br />

Ihre Namen, Geschichten<br />

halten sie in Zeichnungen<br />

fest. Obdachlosigkeit ist<br />

kein abstrakter Begriff für<br />

Susanne Haun, sie weiß, es<br />

kann jeden treffen. Da ist<br />

der, der nach einer Räumungsklage<br />

auf der Straße<br />

steht, und im Behördendschungel<br />

nicht klarkommt,<br />

da ist die alleinerziehende<br />

Mutter, die mit<br />

ihren Kindern wie eine Nomadin<br />

von Mann zu Mann<br />

zieht, um nicht auf der Straße<br />

leben zu müssen. Hauns<br />

Ausstellung „Querbrüche –<br />

Obdachlos“ wird am 2. November<br />

im Café Motte in<br />

der Nazarethstraße in<br />

Wedding eröffnet und ist<br />

bis zum 11. November zu sehen.<br />

Öffnungszeiten von 12<br />

bis 0Uhr, der Eintritt ist<br />

frei.<br />

https://susannehaun.com/<br />

Fotos: camcop media/Klug<br />

Mehr als 20 Jahrelang verfiel<br />

die Liegenschaft.Nach einem<br />

schier endlosen Rechtsstreit<br />

gehörtsie heute endlich<br />

wieder der Öffentlichkeit<br />

Von<br />

STEFANIE HILDEBRANDT<br />

Berlin – Fünf Gebäude aus<br />

der Kaiserzeit, einst waren<br />

sie der Stolz Weißensees. Ein<br />

Kinderkrankenhaus, über<br />

Jahrzehnte eine Institution<br />

im Bezirk. Das lange Siechtum<br />

der Gemäuer begann<br />

1996, als der Bezirk das Krankenhaus<br />

schloss. Bis heute<br />

verfällt die Ruine an der<br />

Hansastraße. Nach jahrelangem<br />

Rechtsstreit ist die Liegenschaft<br />

nun aber wieder<br />

im Besitz des Bundes. Lediglich<br />

der Grundbucheintrag<br />

steht noch aus, heißt es von<br />

der <strong>Berliner</strong> Immobilienmanagement<br />

GmbH (BIM).<br />

Jetzt, wo der Spuk vorüber<br />

ist, kann die Debatte um eine<br />

sinnvolle Nutzung beginnen.<br />

Für viele im Bezirk ist der Abstieg<br />

eines einst so stolzen Gebäudes<br />

ein Trauerspiel in vie-<br />

Lebensgefährliches<br />

Unterfangen:<br />

die<br />

Ruine warals<br />

Fotolocation<br />

beliebt,der<br />

Zugang leicht<br />

möglich.<br />

len Akten. Einst war das Ensemble<br />

an der Hansastraße eine<br />

fortschrittliche medizinische<br />

Einrichtung, die der hohen<br />

Säuglings- und Kindersterblichkeit<br />

etwas entgegensetzten<br />

sollte. Nach der Einweihung<br />

1911 konnten zunächst bis zu 40<br />

Säuglinge und Kleinkinder behandelt<br />

werden. Neben einer<br />

chirurgischen Abteilung gab es<br />

Abteilungen, in denen HNOsowie<br />

Hautkrankheiten behandelt<br />

wurden. Die Klinik hatte<br />

einen eigenen Kuhstall mit 36<br />

Kühen und angeschlossener<br />

Molkerei zur Versorgung der<br />

Kinder mit Milch.<br />

Nach der Schließung des Krankenhauses<br />

verfielen die Gebäude,<br />

Hoffnungen auf eine neue<br />

Nutzung keimten 2005 auf, als<br />

ein Konsortium von russischen<br />

Ärzten plante, ein Krebsforschungszentrum<br />

an der Hansastraße<br />

zu errichten. Die MWZ<br />

Bio-Resonanz GmbH verpflichtete<br />

sich vertraglich zu Investitionen<br />

in Höhe von zehn Millionen<br />

Euro. Doch nach Abschluss<br />

des Kaufvertrages tat<br />

sich nichts. Bezirk und Senat<br />

mussten tatenlos zusehen, wie<br />

die Liegenschaft verfiel. Statt<br />

des Traumbaus entstand ein<br />

gruseliges Luftschloss mit eingeschlagenen<br />

Scheiben. Ein<br />

Tummelplatz für Obdachlose.<br />

Allein im Jahr 2013 musste<br />

die Feuerwehr 17 Brände auf<br />

dem Gelände löschen. Auf der<br />

Suche nach dem Kick krachte<br />

ein Amerikaner 2016 durch eine<br />

ungesicherte Decke, verletzte<br />

sich schwer.<br />

Schon 2015 hatte das Landgericht<br />

eine Rückübertragung an

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