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BERLIN<br />
DER<br />
ROTE<br />
TEPPICH<br />
Ehre, wemEhregebührt!<br />
Susanne<br />
Haun ist 53<br />
Jahrealt<br />
und lebt in<br />
Wedding.<br />
Klinik Weißensee<br />
Der Spuk<br />
ist vorbei<br />
S-Bahn<br />
KURIER kennt die<br />
neuen Durststrecken<br />
SEITE 8<br />
Fragen?<br />
Wünsche?<br />
Tipps?<br />
Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />
(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />
10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />
E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />
Abo-Service: Tel. 030/232777<br />
Foto: zvg<br />
Susanne Haun hat in den<br />
letzten Monaten genau<br />
hingeschaut. Rund um den<br />
Leopoldplatz in Wedding<br />
leben viele Obdachlose, die<br />
Wohnungsnot ist sichtbar<br />
und groß. Doch „der<br />
Mensch guckt so gerne<br />
weg“, sagt die Künstlerin.<br />
„Ich wollte den Menschen<br />
auf der Straße ein Gesicht<br />
geben, eine Geschichte“.<br />
Und so ziehen Haun und ihre<br />
Künstlerkollegin Gabriele<br />
D.R. Guenther immer<br />
wieder durch die Straßen<br />
Weddings und sprechen die<br />
an, die kein Obdach haben.<br />
Ihre Namen, Geschichten<br />
halten sie in Zeichnungen<br />
fest. Obdachlosigkeit ist<br />
kein abstrakter Begriff für<br />
Susanne Haun, sie weiß, es<br />
kann jeden treffen. Da ist<br />
der, der nach einer Räumungsklage<br />
auf der Straße<br />
steht, und im Behördendschungel<br />
nicht klarkommt,<br />
da ist die alleinerziehende<br />
Mutter, die mit<br />
ihren Kindern wie eine Nomadin<br />
von Mann zu Mann<br />
zieht, um nicht auf der Straße<br />
leben zu müssen. Hauns<br />
Ausstellung „Querbrüche –<br />
Obdachlos“ wird am 2. November<br />
im Café Motte in<br />
der Nazarethstraße in<br />
Wedding eröffnet und ist<br />
bis zum 11. November zu sehen.<br />
Öffnungszeiten von 12<br />
bis 0Uhr, der Eintritt ist<br />
frei.<br />
https://susannehaun.com/<br />
Fotos: camcop media/Klug<br />
Mehr als 20 Jahrelang verfiel<br />
die Liegenschaft.Nach einem<br />
schier endlosen Rechtsstreit<br />
gehörtsie heute endlich<br />
wieder der Öffentlichkeit<br />
Von<br />
STEFANIE HILDEBRANDT<br />
Berlin – Fünf Gebäude aus<br />
der Kaiserzeit, einst waren<br />
sie der Stolz Weißensees. Ein<br />
Kinderkrankenhaus, über<br />
Jahrzehnte eine Institution<br />
im Bezirk. Das lange Siechtum<br />
der Gemäuer begann<br />
1996, als der Bezirk das Krankenhaus<br />
schloss. Bis heute<br />
verfällt die Ruine an der<br />
Hansastraße. Nach jahrelangem<br />
Rechtsstreit ist die Liegenschaft<br />
nun aber wieder<br />
im Besitz des Bundes. Lediglich<br />
der Grundbucheintrag<br />
steht noch aus, heißt es von<br />
der <strong>Berliner</strong> Immobilienmanagement<br />
GmbH (BIM).<br />
Jetzt, wo der Spuk vorüber<br />
ist, kann die Debatte um eine<br />
sinnvolle Nutzung beginnen.<br />
Für viele im Bezirk ist der Abstieg<br />
eines einst so stolzen Gebäudes<br />
ein Trauerspiel in vie-<br />
Lebensgefährliches<br />
Unterfangen:<br />
die<br />
Ruine warals<br />
Fotolocation<br />
beliebt,der<br />
Zugang leicht<br />
möglich.<br />
len Akten. Einst war das Ensemble<br />
an der Hansastraße eine<br />
fortschrittliche medizinische<br />
Einrichtung, die der hohen<br />
Säuglings- und Kindersterblichkeit<br />
etwas entgegensetzten<br />
sollte. Nach der Einweihung<br />
1911 konnten zunächst bis zu 40<br />
Säuglinge und Kleinkinder behandelt<br />
werden. Neben einer<br />
chirurgischen Abteilung gab es<br />
Abteilungen, in denen HNOsowie<br />
Hautkrankheiten behandelt<br />
wurden. Die Klinik hatte<br />
einen eigenen Kuhstall mit 36<br />
Kühen und angeschlossener<br />
Molkerei zur Versorgung der<br />
Kinder mit Milch.<br />
Nach der Schließung des Krankenhauses<br />
verfielen die Gebäude,<br />
Hoffnungen auf eine neue<br />
Nutzung keimten 2005 auf, als<br />
ein Konsortium von russischen<br />
Ärzten plante, ein Krebsforschungszentrum<br />
an der Hansastraße<br />
zu errichten. Die MWZ<br />
Bio-Resonanz GmbH verpflichtete<br />
sich vertraglich zu Investitionen<br />
in Höhe von zehn Millionen<br />
Euro. Doch nach Abschluss<br />
des Kaufvertrages tat<br />
sich nichts. Bezirk und Senat<br />
mussten tatenlos zusehen, wie<br />
die Liegenschaft verfiel. Statt<br />
des Traumbaus entstand ein<br />
gruseliges Luftschloss mit eingeschlagenen<br />
Scheiben. Ein<br />
Tummelplatz für Obdachlose.<br />
Allein im Jahr 2013 musste<br />
die Feuerwehr 17 Brände auf<br />
dem Gelände löschen. Auf der<br />
Suche nach dem Kick krachte<br />
ein Amerikaner 2016 durch eine<br />
ungesicherte Decke, verletzte<br />
sich schwer.<br />
Schon 2015 hatte das Landgericht<br />
eine Rückübertragung an