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*<br />
REISE<br />
NACHRICHTEN<br />
Leuchtendes Potsdam<br />
Am 3. November laden wir<br />
Sie wieder zu einer Lesertour<br />
ein. Besuchen Sie mit<br />
uns und dem <strong>Berliner</strong> Busreisenveranstalter<br />
BVB.net<br />
das 3. Potsdamer Lichtspektakel<br />
und bestaunen<br />
Sie die von Lichtkünstlern<br />
illuminierte Landeshauptstadt.<br />
Über 30 Sehenswürdigkeiten<br />
sind spektakulär<br />
in Szene gesetzt. Genießen<br />
Sie zunächst ein leckeres<br />
Buffet inklusive Softgetränk<br />
im Restaurant „Urwaldblick“<br />
der Potsdamer<br />
Biosphäre. Es folgt eine moderierte<br />
Stadtrundfahrt<br />
entlang der illuminierten<br />
Objekte mit einem Fotostopp.<br />
Außerdem erhalten<br />
Sie zur Lichterfahrt eine<br />
Piccolo Sekt serviert. Die<br />
Fahrt (15:30 habOstbahnhof<br />
oder 16:10 habKurfürstendamm)<br />
kostet 69 Euro.<br />
Infos: www.bvb.net<br />
Buchen Sie direkt bei<br />
BVB.net und nennen Sie<br />
unbedingt das Codewort<br />
„<strong>Berliner</strong> <strong>Kurier</strong>“!<br />
Tel. 030/68 38 90<br />
Ägyptens Norden<br />
Im Land der Pharaonen<br />
präsentiert FTI, der viertgrößte<br />
Reiseveranstalter<br />
Europas eine Premiere und<br />
hat ab der Sommersaison<br />
2019 erstmalig die Nordküste<br />
Ägyptens im Programm.<br />
An der 300 Kilometer<br />
langen Küste von Marsa<br />
Matruh bis Alexandria warten<br />
bis heute unentdeckte,<br />
traumhafte Badehotspots<br />
und ein exklusives Hotelportfolio<br />
auf die Urlauber.<br />
FTI plant zwei tägliche<br />
Verbindungen nach Luxor<br />
sowie drei tägliche Flüge<br />
nach Kairo.<br />
Infos: www.fti.de<br />
Fragen?<br />
Wünsche?<br />
Tipps?<br />
Foto: Imago Foto: Imago<br />
Tel. 030/23 27 56 98<br />
(Mo.–Fr. 10–15 Uhr)<br />
E-Mail: service-redaktion@berliner-kurier.de<br />
Tour de Pompös<br />
Auf der Oberschwäbischen<br />
Barockstraße kommt man<br />
von einer Schwärmerei<br />
in die nächste<br />
Bescheiden klingt das nicht.<br />
Steinhausen in Oberschwaben,<br />
heute nicht mal mehr<br />
ein eigener Ort, behauptet,<br />
die schönste Dorfkirche der<br />
Welt zu haben. Neigt das<br />
Schwäbische auch sonst zur<br />
Verniedlichung, ist im Zusammenhang<br />
mit der Kirche<br />
Unserer Lieben Frau in<br />
Steinhausen, einem Ortsteil<br />
von Bad Schussenried, nie<br />
vom Kirchle die Rede. Dafür<br />
ist sie zu groß, zu erhaben.<br />
Wie eine Fata Morgana erhebt<br />
sich das Gotteshaus aus<br />
der sanft hügeligen Landschaft<br />
um Bad Schussenried.<br />
Weiß und ocker strahlt die<br />
Fassade, 60 Meter hoch überragt<br />
der Glockenturm die<br />
Häuser ringsum.<br />
Noch größer lässt ein Trick<br />
der Baumeister die Kirche im<br />
Inneren erscheinen: Die Säulen<br />
– jede für sich ist ein<br />
Kunstwerk mit ihren Verzierungen<br />
–bilden ein Oval, das<br />
von prächtigen Deckenmalereien<br />
gekrönt wird. So kräftig<br />
sind die Farben, so detailgetreu<br />
die Figuren und Szenen –<br />
es ist, als täte sich der Himmel<br />
auf. Und ohne alle Dorfkirchen<br />
dieser Welt gesehen zu<br />
haben, weiß man: Diese Kirche<br />
ist außergewöhnlich<br />
schön und rechtfertigt jede<br />
Übertreibung.<br />
Wir sind auf der Oberschwäbischen<br />
Barockstraße,<br />
die über 750 Kilometer Klöster,<br />
Kirchen und Schlösser<br />
der Barockzeit in Deutschland,<br />
Österreich und der<br />
Schweiz verbindet, unterwegs.<br />
Wer ihr folgt, taucht ein<br />
in eine Epoche, die 200 Jahre<br />
Bis heute prägt sie das<br />
Stadtbild von<br />
Schussenried: die<br />
Basilika im Weingarten.<br />
währte und Bauwerke<br />
hinterließ, die die<br />
Menschen bis heute staunen<br />
lässt.<br />
Nach dem 30-jährigen Krieg<br />
wurde Oberschwaben vom –<br />
wie es damals hieß – Bauwurm<br />
erfasst. Die Kleinstaaten<br />
wetteiferten um die<br />
schönsten Kirchen und Klöster,<br />
die Fürsten übertrafen<br />
sich gegenseitig, koste es, was<br />
es wolle. Und längst ist die Ferienstraße<br />
nicht mehr nur eine<br />
Route für Architekturfreaks.<br />
Köche kreieren Barock-Menüs,<br />
Bäcker bieten<br />
nach historischen Rezepten<br />
„Gebackene Seelen“ und<br />
„Nonnenfürzle“ an und in<br />
Konzerten erklingt alte Musik.<br />
Die Kirchen, die zwischen<br />
1563 und 1770 entstanden, folgen<br />
alle einem Muster. In der<br />
Birnau, einer Basilika in der Gemeinde<br />
Uhldingen-Mühlhofen<br />
mit einem traumhaften Blick<br />
über den Bodensee und inmitten<br />
von Weinbergen gelegen,<br />
erklärt die Kunsthistorikerin<br />
Monika Kübledas Prinzip. Wie<br />
in dieser Kirche sind die Vorhallen<br />
oft niedrig und dunkel,<br />
um dann ins Paradies einzutreten.<br />
Hoch und offen ist der<br />
Himmelmit den Heiligen.Der<br />
Blick zum Altarist frei, er wird<br />
zur Theaterbühne.<br />
So üppig geschmücktmit Blumenranken,Tieren<br />
und Putten<br />
ist der Gebetsraum, wie es nur<br />
der Stuck, das Baumaterial des<br />
Barock schlechthin, ermöglichte.<br />
Die Wessobrunner Schule in<br />
Oberbayern hatte Hochkonjunktur<br />
im 16. Jahrhundert,<br />
Hunderte Stuckateure wurden<br />
dort ausgebildet, um die Verspieltheit,<br />
die der Marmor nie<br />
zugelassenhätte,auf die Spitze<br />
zu treiben. Hier unterm Engelskonzert,<br />
bei Maria, Josef,<br />
Stephanus, Magnus, Leonhard<br />
und den anderen Heiligen<br />
musste sich doch erfüllen, wofür<br />
die Menschen beteten: dass<br />
das Kind geheilt wird und die<br />
Ernte die Familie ernährt.<br />
Wie die Bauern zu dieser<br />
Zeit in Oberschwaben lebten,<br />
zeigt ein Museum in Wolfegg.<br />
Unweit der Loretokapelle, die<br />
–wir sind schließlich an der<br />
Barockstraße –größer als ihr<br />
italienisches Vorbild ist, sind<br />
16 historische Bauernhäuser<br />
nebst Hühnerstall, Fruchtkasten,<br />
Spritzenhäusle und<br />
anderem Nebengelass zu sehen.<br />
So romantisch die Häuser<br />
mit den kleinen Gärten<br />
und den Feldern und Wiesen<br />
ringsum heute auch wirken,<br />
so hart war hier einst das Leben,<br />
besonders für die Frauen.<br />
Theresia Fuchs, ist auf einer<br />
Tafel zu lesen, gebar 18 Kinder<br />
in 26 Jahren. Wie viele<br />
überlebten, erfährt der Besucher<br />
nicht. Aber Christa<br />
Hardtmann nennt bei ihrer<br />
Führung allgemeine Zahlen:<br />
Zwei Drittel der geborenen<br />
Kinder wurden damals nicht<br />
älter als sechs Jahre. Zu wenig<br />
zum Essen, schlechte hygienische<br />
Bedingungen,<br />
schwere Arbeit. Auch an die<br />
Schwabenkinder wird erinnert.<br />
Sie kamen aus Österreich,<br />
Italien und der Schweiz<br />
auf oberschwäbische Bauernhöfe,<br />
wo sie sich als kleine<br />
Knechte und Mägde, getrennt<br />
von ihren Familien, verdingen<br />
mussten. Auch das gehört<br />
zum Barock.<br />
Der Adel indes gibt sich verschwenderisch.<br />
Im Neuen<br />
Schloss Tettnang, frisch saniert<br />
und zum Schloss des<br />
Jahres 2018 in Baden-Württemberg<br />
gekürt, führen die<br />
Gräfin von Montfort und deren<br />
Zofe in historischen Kostümen<br />
durch das Anwesen.<br />
Die vier Treppenhäuser sind<br />
mit Arbeiten so berühmter<br />
Stuckateure wie Joseph Anton<br />
Feuchtmayer und Kuppelfresken<br />
mit Jagdszenen<br />
von Andreas Brugger geschmückt.<br />
Alles auf Pump,<br />
plaudert die Zofe aus. Und<br />
tatsächlich sähe das Schloss<br />
ohne Finanzspritzen aus Österreich<br />
heute wohl anders<br />
aus.<br />
Im ehemaligen Tafelzimmer<br />
der Grafen ist ein Tisch<br />
mit kostbarem Geschirr aus<br />
dem 18. Jahrhundert eingedeckt<br />
und im Bacchussaal<br />
können Besucher sich sogar<br />
zum Kaffeekränzle niederlassen.<br />
Die Zofe reicht dann Kuchen<br />
nach einem Rezept aus<br />
der gräflichen Küche oder<br />
eben die genannten „Nonnenfürzle“.<br />
Deren Namen bei<br />
Tisch zu erklären, schickt<br />
sich jedoch nicht.<br />
Ina Pachmann<br />
Die Reportage wurde unterstützt<br />
von Oberschwaben Tourismus. Als<br />
Ausgangspunkt für die Tour empfiehlt<br />
sich Bad Waldsee.