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Berliner Kurier 27.10.2018

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*<br />

REISE<br />

NACHRICHTEN<br />

Leuchtendes Potsdam<br />

Am 3. November laden wir<br />

Sie wieder zu einer Lesertour<br />

ein. Besuchen Sie mit<br />

uns und dem <strong>Berliner</strong> Busreisenveranstalter<br />

BVB.net<br />

das 3. Potsdamer Lichtspektakel<br />

und bestaunen<br />

Sie die von Lichtkünstlern<br />

illuminierte Landeshauptstadt.<br />

Über 30 Sehenswürdigkeiten<br />

sind spektakulär<br />

in Szene gesetzt. Genießen<br />

Sie zunächst ein leckeres<br />

Buffet inklusive Softgetränk<br />

im Restaurant „Urwaldblick“<br />

der Potsdamer<br />

Biosphäre. Es folgt eine moderierte<br />

Stadtrundfahrt<br />

entlang der illuminierten<br />

Objekte mit einem Fotostopp.<br />

Außerdem erhalten<br />

Sie zur Lichterfahrt eine<br />

Piccolo Sekt serviert. Die<br />

Fahrt (15:30 habOstbahnhof<br />

oder 16:10 habKurfürstendamm)<br />

kostet 69 Euro.<br />

Infos: www.bvb.net<br />

Buchen Sie direkt bei<br />

BVB.net und nennen Sie<br />

unbedingt das Codewort<br />

„<strong>Berliner</strong> <strong>Kurier</strong>“!<br />

Tel. 030/68 38 90<br />

Ägyptens Norden<br />

Im Land der Pharaonen<br />

präsentiert FTI, der viertgrößte<br />

Reiseveranstalter<br />

Europas eine Premiere und<br />

hat ab der Sommersaison<br />

2019 erstmalig die Nordküste<br />

Ägyptens im Programm.<br />

An der 300 Kilometer<br />

langen Küste von Marsa<br />

Matruh bis Alexandria warten<br />

bis heute unentdeckte,<br />

traumhafte Badehotspots<br />

und ein exklusives Hotelportfolio<br />

auf die Urlauber.<br />

FTI plant zwei tägliche<br />

Verbindungen nach Luxor<br />

sowie drei tägliche Flüge<br />

nach Kairo.<br />

Infos: www.fti.de<br />

Fragen?<br />

Wünsche?<br />

Tipps?<br />

Foto: Imago Foto: Imago<br />

Tel. 030/23 27 56 98<br />

(Mo.–Fr. 10–15 Uhr)<br />

E-Mail: service-redaktion@berliner-kurier.de<br />

Tour de Pompös<br />

Auf der Oberschwäbischen<br />

Barockstraße kommt man<br />

von einer Schwärmerei<br />

in die nächste<br />

Bescheiden klingt das nicht.<br />

Steinhausen in Oberschwaben,<br />

heute nicht mal mehr<br />

ein eigener Ort, behauptet,<br />

die schönste Dorfkirche der<br />

Welt zu haben. Neigt das<br />

Schwäbische auch sonst zur<br />

Verniedlichung, ist im Zusammenhang<br />

mit der Kirche<br />

Unserer Lieben Frau in<br />

Steinhausen, einem Ortsteil<br />

von Bad Schussenried, nie<br />

vom Kirchle die Rede. Dafür<br />

ist sie zu groß, zu erhaben.<br />

Wie eine Fata Morgana erhebt<br />

sich das Gotteshaus aus<br />

der sanft hügeligen Landschaft<br />

um Bad Schussenried.<br />

Weiß und ocker strahlt die<br />

Fassade, 60 Meter hoch überragt<br />

der Glockenturm die<br />

Häuser ringsum.<br />

Noch größer lässt ein Trick<br />

der Baumeister die Kirche im<br />

Inneren erscheinen: Die Säulen<br />

– jede für sich ist ein<br />

Kunstwerk mit ihren Verzierungen<br />

–bilden ein Oval, das<br />

von prächtigen Deckenmalereien<br />

gekrönt wird. So kräftig<br />

sind die Farben, so detailgetreu<br />

die Figuren und Szenen –<br />

es ist, als täte sich der Himmel<br />

auf. Und ohne alle Dorfkirchen<br />

dieser Welt gesehen zu<br />

haben, weiß man: Diese Kirche<br />

ist außergewöhnlich<br />

schön und rechtfertigt jede<br />

Übertreibung.<br />

Wir sind auf der Oberschwäbischen<br />

Barockstraße,<br />

die über 750 Kilometer Klöster,<br />

Kirchen und Schlösser<br />

der Barockzeit in Deutschland,<br />

Österreich und der<br />

Schweiz verbindet, unterwegs.<br />

Wer ihr folgt, taucht ein<br />

in eine Epoche, die 200 Jahre<br />

Bis heute prägt sie das<br />

Stadtbild von<br />

Schussenried: die<br />

Basilika im Weingarten.<br />

währte und Bauwerke<br />

hinterließ, die die<br />

Menschen bis heute staunen<br />

lässt.<br />

Nach dem 30-jährigen Krieg<br />

wurde Oberschwaben vom –<br />

wie es damals hieß – Bauwurm<br />

erfasst. Die Kleinstaaten<br />

wetteiferten um die<br />

schönsten Kirchen und Klöster,<br />

die Fürsten übertrafen<br />

sich gegenseitig, koste es, was<br />

es wolle. Und längst ist die Ferienstraße<br />

nicht mehr nur eine<br />

Route für Architekturfreaks.<br />

Köche kreieren Barock-Menüs,<br />

Bäcker bieten<br />

nach historischen Rezepten<br />

„Gebackene Seelen“ und<br />

„Nonnenfürzle“ an und in<br />

Konzerten erklingt alte Musik.<br />

Die Kirchen, die zwischen<br />

1563 und 1770 entstanden, folgen<br />

alle einem Muster. In der<br />

Birnau, einer Basilika in der Gemeinde<br />

Uhldingen-Mühlhofen<br />

mit einem traumhaften Blick<br />

über den Bodensee und inmitten<br />

von Weinbergen gelegen,<br />

erklärt die Kunsthistorikerin<br />

Monika Kübledas Prinzip. Wie<br />

in dieser Kirche sind die Vorhallen<br />

oft niedrig und dunkel,<br />

um dann ins Paradies einzutreten.<br />

Hoch und offen ist der<br />

Himmelmit den Heiligen.Der<br />

Blick zum Altarist frei, er wird<br />

zur Theaterbühne.<br />

So üppig geschmücktmit Blumenranken,Tieren<br />

und Putten<br />

ist der Gebetsraum, wie es nur<br />

der Stuck, das Baumaterial des<br />

Barock schlechthin, ermöglichte.<br />

Die Wessobrunner Schule in<br />

Oberbayern hatte Hochkonjunktur<br />

im 16. Jahrhundert,<br />

Hunderte Stuckateure wurden<br />

dort ausgebildet, um die Verspieltheit,<br />

die der Marmor nie<br />

zugelassenhätte,auf die Spitze<br />

zu treiben. Hier unterm Engelskonzert,<br />

bei Maria, Josef,<br />

Stephanus, Magnus, Leonhard<br />

und den anderen Heiligen<br />

musste sich doch erfüllen, wofür<br />

die Menschen beteten: dass<br />

das Kind geheilt wird und die<br />

Ernte die Familie ernährt.<br />

Wie die Bauern zu dieser<br />

Zeit in Oberschwaben lebten,<br />

zeigt ein Museum in Wolfegg.<br />

Unweit der Loretokapelle, die<br />

–wir sind schließlich an der<br />

Barockstraße –größer als ihr<br />

italienisches Vorbild ist, sind<br />

16 historische Bauernhäuser<br />

nebst Hühnerstall, Fruchtkasten,<br />

Spritzenhäusle und<br />

anderem Nebengelass zu sehen.<br />

So romantisch die Häuser<br />

mit den kleinen Gärten<br />

und den Feldern und Wiesen<br />

ringsum heute auch wirken,<br />

so hart war hier einst das Leben,<br />

besonders für die Frauen.<br />

Theresia Fuchs, ist auf einer<br />

Tafel zu lesen, gebar 18 Kinder<br />

in 26 Jahren. Wie viele<br />

überlebten, erfährt der Besucher<br />

nicht. Aber Christa<br />

Hardtmann nennt bei ihrer<br />

Führung allgemeine Zahlen:<br />

Zwei Drittel der geborenen<br />

Kinder wurden damals nicht<br />

älter als sechs Jahre. Zu wenig<br />

zum Essen, schlechte hygienische<br />

Bedingungen,<br />

schwere Arbeit. Auch an die<br />

Schwabenkinder wird erinnert.<br />

Sie kamen aus Österreich,<br />

Italien und der Schweiz<br />

auf oberschwäbische Bauernhöfe,<br />

wo sie sich als kleine<br />

Knechte und Mägde, getrennt<br />

von ihren Familien, verdingen<br />

mussten. Auch das gehört<br />

zum Barock.<br />

Der Adel indes gibt sich verschwenderisch.<br />

Im Neuen<br />

Schloss Tettnang, frisch saniert<br />

und zum Schloss des<br />

Jahres 2018 in Baden-Württemberg<br />

gekürt, führen die<br />

Gräfin von Montfort und deren<br />

Zofe in historischen Kostümen<br />

durch das Anwesen.<br />

Die vier Treppenhäuser sind<br />

mit Arbeiten so berühmter<br />

Stuckateure wie Joseph Anton<br />

Feuchtmayer und Kuppelfresken<br />

mit Jagdszenen<br />

von Andreas Brugger geschmückt.<br />

Alles auf Pump,<br />

plaudert die Zofe aus. Und<br />

tatsächlich sähe das Schloss<br />

ohne Finanzspritzen aus Österreich<br />

heute wohl anders<br />

aus.<br />

Im ehemaligen Tafelzimmer<br />

der Grafen ist ein Tisch<br />

mit kostbarem Geschirr aus<br />

dem 18. Jahrhundert eingedeckt<br />

und im Bacchussaal<br />

können Besucher sich sogar<br />

zum Kaffeekränzle niederlassen.<br />

Die Zofe reicht dann Kuchen<br />

nach einem Rezept aus<br />

der gräflichen Küche oder<br />

eben die genannten „Nonnenfürzle“.<br />

Deren Namen bei<br />

Tisch zu erklären, schickt<br />

sich jedoch nicht.<br />

Ina Pachmann<br />

Die Reportage wurde unterstützt<br />

von Oberschwaben Tourismus. Als<br />

Ausgangspunkt für die Tour empfiehlt<br />

sich Bad Waldsee.

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