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BERLINER KURIER, Sonnabend, 27.Oktober 2018<br />
der Verzweifelten<br />
Mexiko: Tausende ziehen Richtung USA. Trump droht mit Militär<br />
NACHRICHTEN<br />
Gorbatschowwarnt<br />
Foto: dpa<br />
Washington – Für Donald<br />
Trump kommt die „Karawane<br />
aus Honduras“, wie sie US-<br />
Medien nennen, wie gerufen:<br />
Tausende Menschen aus Mittelamerika<br />
befinden sich seit<br />
Tagen auf einem Marsch Richtung<br />
US-Grenze. Sie fliehen<br />
vor brutaler Gewalt und bitterer<br />
Armut in ihren Heimatländern.<br />
Der US-Präsident droht<br />
mit dem Militär.<br />
Fotos: dpa<br />
Etwa 5000 Menschen aus Honduras,<br />
El Salvador und Guatemala<br />
durchqueren unter schwierigen<br />
Bedingungen gerade Mexiko.<br />
Und ein zweiter Treck mit etwa<br />
2000 Menschen hat sich<br />
bereits auf den Weg gemacht.<br />
Ihr Ziel: die USA. Für Trump eine<br />
Steilvorlage: „An jene in der<br />
Karawane: Dreht um. Wir lassen<br />
keine Leute illegal in die USA.<br />
Geht zurück in euer Land und<br />
wenn ihr wollt: Bewerbt euch<br />
um die Staatsbürgerschaft wie<br />
Millionen andere auch.“<br />
Im Wahlkampf zum Kongress<br />
schlägt er aber auch weit aggressivere<br />
Töne an. Von einem „Angriff<br />
auf unser Land“ ist die Rede.<br />
Zudem behauptet Trump,<br />
auch Menschen aus dem Nahen<br />
Osten hätten sich dem Treck angeschlossen.<br />
Belege dafür gibt es<br />
nicht.<br />
Laut Medienberichten bereitet<br />
sich das Pentagon darauf vor,<br />
weitere 800 Soldaten an die südliche<br />
Grenze nach Mexiko zu<br />
schicken. Trump hatte geschrieben:<br />
„Angesichts dieses nationalen<br />
Notstands setze ich das Militär<br />
ein. Sie werden gestoppt werden.“<br />
Derzeit befinden sich bereits<br />
2100 Nationalgardisten an<br />
der Grenze. Sie leisten logistische<br />
Unterstützung für den<br />
Grenzschutz.<br />
Während Trump den Elendszug<br />
im Wahlkampf voll ausschlachtet,<br />
erhält er aus Südund<br />
Mittelamerika Gegenwind:<br />
„Für uns ist Migration ein Menschenrecht,<br />
deshalb muss man<br />
das Recht der Migranten respektieren.<br />
Wir stehen der Politik<br />
von Donald Trump total entgegen“,<br />
erklärte der linke Präsident<br />
von El Salvador, Salvador<br />
Sánchez Cerén.<br />
Cerén will Flüchtlingszüge aus<br />
seinem Heimatland künftig<br />
nicht mehr aufhalten oder sich<br />
ihnen in den Weg stellen. Und<br />
das trotz der Drohung Washingtons,<br />
in diesem Fall Hilfsmittel<br />
Migranten aus Honduras erfrischen<br />
sich im Fluß Pijijiapan (Mexiko).<br />
zu kürzen oder ganz einzufrieren.<br />
Hintergrund: Die Migration<br />
Richtung USA ist für diese bettelarmen<br />
Länder zum Teil ein<br />
Segen: So überwiesen beispielsweise<br />
US-Gastarbeiter aus Guatemala<br />
im Jahr 2017 rund 7,5<br />
Milliarden Euro an ihre Familien<br />
in der Heimat. Honduraner<br />
schicken 3,2 Milliarden Euro<br />
Richtung Süden –das entspricht<br />
einem Fünftel des Bruttoinlandsprodukts<br />
von Honduras.<br />
Ein Grund für den Treck der<br />
Verzweifelten (unter vielen)<br />
sind die sinkenden Löhne in Mittelamerika.<br />
Insbesondere der<br />
dauerhaft niedrige Kaffeepreis<br />
bedroht immer mehr Familien.<br />
Gleichzeitig treiben Misswirtschaft<br />
und Gewalt wie in Venezuela<br />
oder Nicaragua immer<br />
mehr Menschen in die Flucht<br />
Richtung Norden.<br />
Nach der Hessen-Wahl istalles möglich<br />
Merkel und Nahles müssen zittern. Drei Männer mit Chancen auf Ministerpräsidenten-Amt<br />
Moskau –Der frühere sowjetische<br />
Präsident Michail<br />
Gorbatschow warnt<br />
nach dem angekündigten<br />
Rückzug der USA aus dem<br />
Atom-Abrüstungsvertrag<br />
INF vor einem Wettrüsten.<br />
Es werde keinen Sieger geben,<br />
„besonders wenn es in<br />
einem Atomkrieg endet“. Er<br />
hoffe, dass die Verbündeten<br />
Amerikas sich weigern, Abschussrampen<br />
für neue US-<br />
Raketen auf ihren Territorien<br />
zu stationieren.<br />
Früher in Rente<br />
Berlin –Ostdeutsche gehen<br />
früher in Rente als<br />
Westdeutsche. Im Jahre<br />
2017 traten 42 Prozent aller<br />
Neurentner im Osten über<br />
die abschlagsfreie Rente<br />
mit 63 den Ruhestand an, so<br />
das Ifo-Institut. Westdeutschland:<br />
30 Prozent.<br />
Zugriffauf Ölreserve<br />
Berlin –Die Bundesregierung<br />
hat den Zugriff auf<br />
Treibstoff aus der nationalen<br />
Erdöl-Reserve erlaubt.<br />
Der niedrige Wasserstand<br />
des Rheins gefährde die<br />
Versorgung der Wirtschaft.<br />
Deutscher verurteilt<br />
Ankara –Patrick K. (29)<br />
aus Gießen wurde in der<br />
Türkei wegen Mitgliedschaft<br />
in einer terroristischen<br />
Vereinigung zu sechs<br />
Jahren und drei Monaten<br />
Haft verurteilt. Er war an<br />
der syrischen Grenze festgenommen<br />
worden. Er gab<br />
an, dort wandern zu wollen.<br />
Die Ankläger dagegen: Er<br />
habe sich kurdischen Truppen<br />
anschließen wollen.<br />
Recht auf Internet<br />
Wiesbaden – „Jamaika“ mit<br />
Volker Bouffier (CDU), eine<br />
„Ampel“ mit Thorsten Schäfer-<br />
Gümbel (SPD) oder ein linkes<br />
Bündnis mit einem Grünen-Ministerpräsidenten<br />
Tarek Al-<br />
Wazir? In Hessen scheint laut<br />
jüngsten Umfragen bei der<br />
Landtagswahl vieles möglich –<br />
jenseits der ungeliebten Großen<br />
Koalition. Doch der Blick<br />
richtet sich am Sonntag nicht<br />
nur auf Wiesbaden, sondern<br />
auch auf Berlin.<br />
Vor allem für die beiden Vorsitzenden<br />
von CDU und SPD,<br />
Angela Merkel und Andrea<br />
Nahles, geht es womöglich<br />
schon um alles. Je nachdem wie<br />
stark die vorhergesagten Verluste<br />
für die CDU ausfallen,<br />
wird Merkel erneut unter<br />
Druck geraten. Oder sie erhält<br />
eine Atempause in der Diskussion<br />
um ihre Nachfolge. Verliert<br />
Bouffier sein Ministerpräsidenten-Amt,<br />
dürfte es sehr<br />
eng für die Kanzlerin werden.<br />
Genauso steht Nahles unter<br />
Druck. Schäfer-Gümbel hat im<br />
Wahlkampf eine relativ gute Figur<br />
gemacht. Aber gerade deshalb<br />
dürften herbe SPD-Verluste<br />
auf dem Konto der Parteivorsitzenden<br />
verbucht werden.<br />
Und die Rufe nach einem Ausstieg<br />
aus der <strong>Berliner</strong> Koalition<br />
dürften noch lauter werden, als<br />
sie sowieso schon sind. So fordert<br />
beispielsweise die SPD-<br />
Parteilinke Hilde Mattheis<br />
nach der Wahl eine Mitgliederbefragung<br />
über den Fortbestand<br />
der GroKo in der Hauptstadt.<br />
CDU-Generalsekretärin<br />
Annegret Kramp-Karrenbauer<br />
hat schon mal erklärt, sie rechne<br />
im Fall eines Bruchs der Gro-<br />
Ko mit Neuwahlen. Eine Aussicht,<br />
die viele Genossen schrecken<br />
dürfte.<br />
Eine Schlüsselrolle könnte<br />
der FDP in Hessen zukommen.<br />
Für die regierende schwarzgrüne<br />
Koalition dürfte es nicht<br />
mehr reichen. Bouffier hat bereits<br />
erklärt, er würde am liebsten<br />
die Liberalen an Bord holen.<br />
Mit „Jamaika“ würde in Wiesbaden<br />
dann eine Koalition regieren,<br />
die FDP-Chef Christian<br />
Lindner im Bund strikt ablehnt<br />
–jedenfalls solange Merkel und<br />
Seehofer mitregieren.<br />
Foto: dpa<br />
Berlin –Die Grünen im<br />
Bundestag verlangen einen<br />
Rechtsanspruch auf schnelles<br />
Internet für alle schon<br />
vom kommenden Jahr an.<br />
Ein entsprechender Antrag<br />
soll im Parlament eingebracht<br />
werden, so Fraktionschefin<br />
Katrin Göring-<br />
Eckardt (Foto) zum RND.