EGTA-Journal 11-2018
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Ari van Vliet<br />
Klangbeispiel 2:<br />
Coste - Le Passage des Alpes,<br />
Opus 40, Rondo, T. 104-105<br />
Hörbeispiel abspielen<br />
Coste, Le Passage des Alpes op. 40,<br />
Kk Rischel Ms. 32 a mu 7908.1481<br />
Coste hat unter Umständen das Konzert<br />
von Francisco Tárrega besucht, der<br />
am 25. Mai 1881 im Odeon bei dem<br />
Gedenkfestival zum 200. Todestag von<br />
Caldéron, dem Victor Hugo vorsaß, spielte.<br />
Dies würde eine schöne Brücke zum<br />
nächsten musikalischen Stil, dem nationalen<br />
Stil, 5 schlagen. Daher betrachten<br />
wir nun die Situation in Spanien.<br />
Das dritte Klangbeispiel ist ein Element,<br />
welches Coste häufig verwendet; eine<br />
chromatisch ansteigende und absteigende<br />
Prolongation, in der die Harmonie<br />
ohne Modulation alteriert und<br />
gefärbt ist.<br />
Klangbeispiel 3:<br />
Coste – Auteuil, Opus 23, T. 92-96<br />
Das vierte Beispiel ist eine plötzlich kontrastierende<br />
chromatische Modulation<br />
von E-Dur zur tiefalterierten sechsten<br />
Stufe, der gleichnamigen Tonart von<br />
c-Moll.<br />
Hörbeispiel abspielen<br />
Coste, Auteuil op. 23,<br />
Kk Rischel 150 mu 6612.2288<br />
Klangbeispiel 4:<br />
Coste – Le Passage des Alpes,<br />
Opus 40, Rondo T. 72-74<br />
Hörbeispiel abspielen<br />
Coste, Le Passage des Alpes op. 40,<br />
Kk Rischel Ms. 32 a mu 7908.1481<br />
5 Pujol, 1960, S. 88-89<br />
6 Moser, 1996, S.17<br />
7 Grove, 1980, VI S. 371-2, XIV, S. 331;<br />
Washabaugh, 1996, S. 12<br />
Tárrega, Vicent Castell (1904),<br />
https://de.wikipedia.org/wiki/Francisco_Tárrega<br />
Gibt es einen nationalen Stil?<br />
Es werden im Folgenden in aller<br />
Kürze die wesentlichen Merkmale<br />
der Gitarre in der nationalen<br />
Epoche im Hinblick auf Francisco Tárrega<br />
(1852- 1909) berücksichtigt. Nach<br />
seinem Militärdienst zog Tárrega 1874<br />
nach Madrid, wo er Klavier, Solfège und<br />
Harmonielehre am Konservatorium studierte.<br />
Zu dieser Zeit wurde die Musik in<br />
Spanien durch die Gefolgsleute des romantischen<br />
Stils dominiert, dessen Geburtsstätte<br />
im Paris des frühen 19. Jahrhunderts<br />
6 zu verorten ist. Der nationale<br />
Stil entwickelte sich jedoch, beginnend<br />
mit Pedrell um 1881 bis hin zu dem die<br />
Flamecotradition einbeziehenden Stil<br />
von de Falla und Lorca um 1923, der als<br />
Canto Jondo bezeichnet wird. 7 Tárrega<br />
nahm Unterricht bei Damas, der mit der<br />
Methode Canos arbeitete. 8<br />
Während seiner Tourneen traf er andere<br />
Gitarristen wie Arcas in Alicante im Jahr<br />
1879 und Bosch in Paris im Jahr 1881 9 . Zu<br />
dieser Zeit komponierte er bereits Werke<br />
wie Gran Jota [i.e. Fantasía Española],<br />
welches in einer Variationsform verfasst<br />
ist, sowie transkribierte Werke von Rubinstein<br />
und Thalberg 10 . Er gab Konzer-<br />
8 Moser, 1996, S. 60<br />
9 Moser, 1996, S. 17, 18<br />
10 Moser, 1996, S. 17, 61<br />
<strong>11</strong> Pujol, 1960, S. 108, 133; Moser, 1996, S.71, 134<br />
te in Form der „gemischten Konzerte“<br />
mit originalen Werken und Transkriptionen,<br />
ursprünglich von zeitgenössischen<br />
Komponisten wie Verdi und Albéniz, in<br />
der Folge auch von „alten“ Komponisten<br />
wie Mozart und Schubert <strong>11</strong> . Sein Publikum<br />
bestand zumeist aus dem höheren<br />
Adel und Gästen der Mittelschicht 12 .<br />
Er komponierte seine 98 Originalwerke<br />
in einer auf 17 verschiedene Gattungen<br />
beschränkten Anzahl; unter diesen wird<br />
seine Präferenz für die klassischen Gattungen<br />
deutlich. So komponierte er Etüden<br />
(32), Präludien (18) und Walzer (6).<br />
Jedoch wird in Gattungen wie Jota (2),<br />
Malagueña (1) und Tango (1) seine Einführung<br />
des spanischen Idioms erkennbar,<br />
selbiges gilt für die Wiederholung<br />
des Thema-und-Variation Genres, welches<br />
von den Romantikern verworfen<br />
wurde. Unter den von Tárrega verwendeten<br />
Gattungen können 8 als klassisch,<br />
5 als romantisch und nur 3 als ursprüng-<br />
12 Pujol, 1960, S.106, 132, 169; Moser, 1996, S. 70,<br />
123, 134<br />
Ausgabe 5 • <strong>11</strong>/<strong>2018</strong><br />
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