EGTA-Journal 11-2018
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Luis Briso de Montiano<br />
Bartolomé Wirmbs und Federico<br />
Moretti<br />
Alle Musik in Reihen, auf die wir<br />
uns bisher bezogen haben, war<br />
Manuskriptmusik. 1817 sollte<br />
jedoch einen entscheidenden Wechsel<br />
hervorrufen. Der Grund dafür war die<br />
reguläre Arbeit eines Buchladens, der<br />
sich dem musikalischen Kupferstich verschrieben<br />
hatte, was die Produktion von<br />
gedruckter Musik in Madrid vorantrieb.<br />
Es war der musikalische Gravur- und<br />
Druckbetrieb, der unter dem Namen „Establecimiento<br />
de grabado y estampado de<br />
la calle del Turco” von Bartolomé Wirmbs<br />
betrieben und von Federico Moretti beaufsichtigt<br />
wurde.<br />
Abb. 10: Bartolomé Wirmbs’ Adresse auf der Titelseite<br />
von La tortolilla von María de la C. C. G.<br />
(Sammlung des Autors).<br />
Wirmbs, ein deutscher Drucker, der in<br />
Spanien mit der Absicht eintraf, als Kupferstecher<br />
zu arbeiten, hatte mit der Hilfe<br />
der „Real Sociedad Económica Matritense<br />
de Amigos del País” bereits 1815 und<br />
1816 einige Editionen produziert. Er ließ<br />
sich nun in der Calle del Turco nieder und<br />
begann die regelmäßige Aktivität<br />
des Gravierens und Druckens von Musik.<br />
La Lira de Apolo, periódico filarmónico<br />
dedicado a las damas. Erste und<br />
zweite Reihe<br />
Eine der ersten Arbeiten von Wirmbs an<br />
diesem Ort, wenn nicht sogar die erste<br />
überhaupt, war eine Musikzeitschrift<br />
mit dem Namen La Lira de Apolo (Apollos<br />
Leier). Diese Zeitschrift widmete sich<br />
ursprünglich Klaviermusik und Liedern<br />
mit Klavier- und Gitarrenbegleitung und<br />
veröffentlichte fünf Reihen, wobei nur<br />
die erste und die zweite Gitarrenmusik<br />
enthielten. Jede Ausgabe der ersten und<br />
zweiten Reihe enthielt zwölf Ausgaben<br />
(cuadernos) und war in Trimestern organisiert<br />
mit vier Ausgaben pro Trimester,<br />
eine Ausgabe pro Monat. Die erste<br />
Ausgabe der ersten Reihe war geplant<br />
für November und erschien Anfang Dezember<br />
1817, die letzte Ausgabe der<br />
zweiten Reihe erschien Ende Dezember<br />
1819, womit eine Zweijahresspanne<br />
abgedeckt wurde. Subskriptionen<br />
für das erste Jahr waren monatlich: die<br />
Subskribienten zahlten die kommende<br />
Ausgabe, wenn sie jede sammelten. Für<br />
das zweite Jahr war die Subskription auf<br />
Quartalsbasis 26 .<br />
Zusammen mit instrumentaler Klaviermusik<br />
– die vier Walzer für Klavier von<br />
Beethoven enthielt, womöglich die erste<br />
Musik, die von diesem Autor in Spanien<br />
gedruckt wurde – und Musik für<br />
Gesang und Klavier von Autoren wie Pucitta,<br />
Portogallo oder Rossini, beinhaltete<br />
die erste Reihe von La Lira de Apolo sechs<br />
Lieder mit Gitarren- und Klavierbegleitung<br />
sowie spanischem Text, komponiert<br />
von fünf der relevantesten Autoren<br />
dieser Gattung: Moretti, Rücker, Muñoz,<br />
Rosquellas and Moreno. Die zweite Reihe<br />
beinhaltete fünf Lieder derselben Art<br />
von Begleitung, alle von ihnen von Rücker<br />
27 .<br />
Colección Selecta de música instrumental<br />
para guitarra sola<br />
Ohne die zweite Reihe von La<br />
Lira de Apolo beendet zu haben,<br />
startete Wirmbs eine<br />
neue, dieses Mal mit Musik für Gitarre<br />
solo.<br />
Januar<br />
1819<br />
Juni<br />
1819<br />
La Lira de Apolo, 2. Reihe<br />
Colección Selecta<br />
Dezember<br />
1819<br />
Abb. <strong>11</strong>: Gleichzeitigkeit von Wirmbs‘ Reihen.<br />
Gedruckt von Wirmbs und mit unbekannten<br />
„Herausgebern” (im Plural) war<br />
dies die allererste Reihe von gedruckter<br />
Musik für Gitarre solo in Spanien. Es<br />
wurden nur drei Ausgaben gedruckt.<br />
Obwohl es als monatliche Reihe angekündigt<br />
wurde, vergingen sechs Monate<br />
zwischen der ersten und der dritten<br />
Ausgabe. Sowohl die Anzeigen als auch<br />
das Titelblatt beanspruchten, dass die<br />
Musik „von den besten nationalen und<br />
ausländischen Komponisten“ war („de<br />
los mejores autores nacionales y extrangeros”),<br />
aber in Wirklichkeit gab es nur<br />
zwei verschiedene Komponisten und<br />
beide von ihnen waren Spanier. Eugenio<br />
26 Nach den anfänglichen zwei Reihen sollte La Lira de Apolo mit der dritten, vierten und fünften Reihe noch fast zehn Jahre bestehen (April 1827 - ca. März<br />
1828; Oktober 1828 - Februar 1830; Januar 1834 - ?), ohne dabei Musik für (oder mit) Gitarre zu enthalten, womöglich deshalb, weil Wirmbs sich bereits entschieden<br />
hatte, dem Instrument seine eigene und separate Behandlung in spezifischen „colecciones“ (Reihen, Sammlungen) zukommen zu lassen.<br />
27 La Lira de Apolo wurde schon von anderen Autoren besprochen, wobei zwei Werke besonders interessant sind, siehe Carpintero 2012 und Salinas 2012 in der<br />
Bibliographie. Für mehr Details über die Reihe siehe Appendix J.<br />
Ausgabe 5 • <strong>11</strong>/<strong>2018</strong><br />
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