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EGTA-Journal 11-2018

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Carlo Domeniconi<br />

und zwei Kindern zusammen. Wie es damals<br />

üblich war, wollte Mozzani auf keinen<br />

Fall, dass seine Tochter Gitarre spielte.<br />

Aber dann, als die Enkelin kam, hat<br />

er gesagt: „Die schon!“. Eine ja und eine<br />

nein.<br />

Und sie hat von ihm gelernt?<br />

Ja. Er hat gerne mit Ohrfeigen<br />

argumentiert.<br />

Vielleicht ist da historisch betrachtet<br />

etwas dran? Es gibt diese Anekdote<br />

von Quantz und Friedrich<br />

dem Großen. Letzterer war gar nicht so<br />

schlecht als Musiker, er hat ja auch einiges<br />

komponiert. Er konnte wohl auch<br />

Verzierungen sehr gut anbringen und<br />

die langsamen Sätze gestalten, jedoch<br />

nicht die schnellen. Da hat er Quantz gefragt,<br />

als er einen sehr virtuosen Schüler<br />

von Quantz hörte, was er bei dem anders<br />

als bei ihm mache? Quantz soll als<br />

Antwort Peitschenhiebe angezeigt haben.<br />

Wenn man heute auf den Markt schaut,<br />

dann sind unter denen, die besonders<br />

erfolgreich oder angesagt sind, sehr viele<br />

aus asiatischen oder russisch-slawischen<br />

Kulturkreisen. Vielleicht deshalb,<br />

weil dort in der Musikerziehung in manchen<br />

Bereichen womöglich noch Ähnlichkeiten<br />

mit dem autoritäreren Meister-<br />

Schülerverhältnis der europäischen<br />

Tradition aufweist?<br />

Ich weiß nicht, ob das stimmt...<br />

Wie dem auch sei, lass uns an<br />

dieser Stelle doch einmal<br />

über das Tauchen reden. Du<br />

bist bis vor kurzem ein leidenschaftlicher<br />

Taucher gewesen. Erzähl doch mal von<br />

deinen zahlreichen Taucherlebnissen.<br />

Was hat dich überhaupt erst dazu gebracht,<br />

dass du tauchen gegangen bist?<br />

Das erste Mal, wo ich bewusst getaucht<br />

bin, war am Gardasee, da war ich vielleicht<br />

13 oder auch etwas jünger. Ich<br />

war mit meinen Eltern dort und bin ins<br />

Wasser gegangen. Es geht im Gardasee<br />

ja ziemlich steil runter, weil dort eine<br />

Schlucht ist. Da habe ich dann unweit<br />

vom Ufer, aber schon recht tief unten, einen<br />

weißen Porzellangegenstand gesehen<br />

und gedacht: „Den musst du holen!“<br />

Es war ein von Hand bemalter Porzellanteller,<br />

der gar nicht so schlecht war und<br />

den wir jahrelang als Trophäe gehabt haben.<br />

Dazu kommt meine wahnsinnige Begeisterung<br />

fürs Angeln, die ich seit der<br />

Kindheit habe. Ich bin wirklich verrückt<br />

gewesen nach dem Angeln. Diese beiden<br />

Dinge, Tauchen und Angeln, sowie<br />

die Unterwasserjagd, was eine Kombination<br />

der beiden ist, haben mich fasziniert.<br />

Es ist interessant, man kann einfach unter<br />

Wasser gehen und Fische jagen und<br />

sehen, dass man so viele wie möglich<br />

erlegt, dass die ganze Familie Fisch essen<br />

kann. Aber nebenbei kann man unglaubliche<br />

Dinge dabei lernen. Das erste<br />

war z. B., dass ich zwar viel besser zielen<br />

konnte als meine Fischerkollegen in Gümüslük<br />

bei Bodrum, aber die haben immer<br />

getroffen und ich nicht. Dabei habe<br />

ich gemerkt, dass ich dem Fisch mental<br />

eine Art Warnung gebe und sie fliehen<br />

konnten. Für mich ist es eine wichtige<br />

Erfahrung gewesen, dass in so einer Situation<br />

viel Spannung entstehen kann.<br />

Und diese Spannung ist wie eine Art<br />

Sendung einer Alarmsituation: „Ich bin<br />

dabei, dich jetzt umzubringen“, und diese<br />

Sendung hat den Fisch verjagt.<br />

Eine Art Impuls?<br />

Ja, und der normale Fischer der<br />

denkt dagegen nur: „Wow, der<br />

bringt mir 300 Lira.“<br />

Verstehe.<br />

Ja, und als ich das verstanden<br />

habe, habe ich versucht, mich<br />

genauso „unsendend“ zu machen.<br />

Skrupellos.<br />

Ich weiß nicht, was ich alles versucht<br />

habe... Irgendwann ist es<br />

mir dann auch gelungen.<br />

Und zwar erst bei meinem allerletzten<br />

Tauchversuch, da ist es mir gelungen.<br />

Auf jeden Fall habe ich gelernt, was den<br />

Unterschied ist zwischen „Senden“ und<br />

„Nicht-Senden“ ausmacht. Das wurde<br />

später für das Musikalische wichtig.<br />

Wann war dieser letzte Versuch?<br />

Das weiß ich nicht mehr genau,<br />

als ich ca. 59/60 war. Ich hatte zu<br />

dem Zeitpunkt schon bestimmte Phobien<br />

entwickelt, z. B. niemals wieder in<br />

Grotten hineinzuschwimmen oder niemals<br />

bei einem bestimmten Wellengang<br />

zu tauchen, weil dann Halluzinationen<br />

entstehen könnten, die Übelkeit<br />

und andere Nebenwirkungen hervorrufen<br />

können. Auf jeden Fall war ich an<br />

einer sehr steilen Küste, etwa 22 Meter<br />

bis zum Grund, und da sah ich unten auf<br />

dem Sand, genau auf dem Grund, zwei<br />

schöne riesige Fische. Ich bin zu diesen<br />

Zeiten eigentlich nicht mehr so tief getaucht<br />

- ohne Flaschen, versteht sich<br />

Ausgabe 5 • <strong>11</strong>/<strong>2018</strong><br />

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