EGTA-Journal 11-2018
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Arne Harder<br />
Die Gitarrone - ein neuer Gitarrentyp mit stark erweiterten Möglichkeiten<br />
Lange Zeit war Antonio Torres’ genialer<br />
Entwurf der Höhepunkt der Entwicklung<br />
unseres Instrumentes, nachdem vorher<br />
eine Vielfalt unterschiedlichster Gitarrentypen<br />
gespielt wurde. Durch die Vereinheitlichung<br />
ergaben sich viele Vorteile,<br />
wie größere Breitenwirkung und sinkende<br />
Produktionskosten.<br />
Das berühmte Bild von Napoleon Coste<br />
und seinen Gitarren zeigt vier ungewöhnliche<br />
Instrumente, die alle in Form<br />
und Saitenzahl sehr unterschiedlich sind.<br />
Die vorherrschende romantische Gitarre<br />
mit ihrem kleineren Korpus und meist<br />
zarterem Klang konnte den Anforderungen<br />
des Konzertlebens mit immer größeren<br />
Konzertsälen nicht mehr genügen.<br />
Durch den Durchbruch der Gitarren im<br />
20. Jahrhundert, maßgeblich initiiert<br />
durch den genialen Andrés Segovia,<br />
trat die Gitarre in Form des Torres-Modells<br />
den Siegeszug an, der sie bis heute<br />
zu einem der beliebtesten Instrumente<br />
macht.<br />
Warum also ein neuer Gitarrentyp?<br />
Die Gitarre in ihrer Standardform hat folgenden<br />
großen Nachteil, wenn man sie<br />
mit anderen Instrumenten wie großen<br />
Lauten und Tasteninstrumenten<br />
vergleicht: Ihr Tonumfang<br />
ist nicht groß genug, weder<br />
in der Tiefe noch in der Höhe.<br />
Nicht tief genug vor allem für<br />
die korrekte Wiedergabe von<br />
Lautenmusik (allen voran natürlich<br />
die Lautensuiten von<br />
J.S. Bach, die mit den originalen<br />
Bässen eine vollkommen<br />
andere Wirkung haben), nicht<br />
hoch genug für originalgetreue<br />
Transkriptionen von anderen<br />
Instrumenten, besonders<br />
Tasteninstrumenten.<br />
Die Idee kam auf, ein Instrument zu entwerfen,<br />
das beide Möglichkeiten bietet<br />
und mit Gitarrenspieltechnik (Fingernägel!)<br />
spielbar ist. Die Erweiterung des<br />
Tonraumes in die Tiefe wurde schon<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts mit der<br />
modernen deutschen Basslaute vorgenommen<br />
(bis zu sechs freischwingende<br />
Saiten, D C H_ A_ G_ F_).<br />
Der Korpus war in Lautenform, besaß 9<br />
Bünde am Hals bis zum Beginn des Korpus’<br />
und einige auf die Decke geleimte<br />
Holzbünde. Das machte es<br />
natürlich sehr schwer, darauf<br />
Gitarrenwerke zu spielen<br />
(obwohl eine Transkription<br />
aller Lautenwerke Bachs für<br />
das Instrument von Hans Dagobert<br />
Bruger vorlag, in der<br />
aber auch zahlreiche Kompromisse<br />
gemacht wurden).<br />
In den 1960er Jahren ließ sich<br />
Narcisco Yepes seine 10saitige<br />
Gitarre bauen, bei der<br />
die tiefen Saiten erstmals voll<br />
greifbar waren, aber hauptsächlich<br />
zur gleichmäßigeren<br />
Biografie<br />
Arne Harder wurde 1964 in Marburg/<br />
Lahn geboren. Nach anfänglich autodidaktischen<br />
Studien dann Unterricht bei<br />
Christoph Kirschbaum und anschließend<br />
Studium bei Prof. Maritta Kersting<br />
in Düsseldorf. Abschluss staatl. Musiklehrerprüfung<br />
und Diplommusiker. Schon<br />
früh (mit 16) erste Erfahrung mit mehrsaitigen<br />
Instrumenten (moderne 12saitige<br />
Basslaute) und den Werken J.S. Bachs.<br />
Weiterbildung durch Renaissance - und<br />
Barocklautenunterricht sowie Gesangsausbildung.<br />
Seit 2009 Dozent an der Robert-Schumann-Hochschule<br />
Düsseldorf.<br />
Mitglied bei verschiedenen Ensembles,<br />
besonders bei der Mystic-Folk Band<br />
Annwn. Entwicklung der Gitarrone 2012,<br />
seitdem zahlrreiche Konzerte solo und<br />
im Ensemble. Eigene Musikschule „die<br />
kleine Musikschule“ in Jüchen, seit 2017<br />
Leiter der Musikschule „Pro Musica“ in Jüchen.<br />
www.gitarrone.de<br />
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