architektur Fachmagazin Ausgabe 3 2019
Architektur Fachmagazin April-Mai 2019, Thema: Wie wohnen wir? Wissen, Bildung, Architektur, Information für die Bauwirtschaft, Fachmagazin
Architektur Fachmagazin April-Mai 2019, Thema: Wie wohnen wir?
Wissen, Bildung, Architektur, Information für die Bauwirtschaft, Fachmagazin
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Espinet/Ubach<br />
Ein Innenhof als<br />
Klimamaschine<br />
Social Housing at Can Batlló / Barcelona / Espinet/Ubach<br />
Fotos: Pedro Pegenaute<br />
Der zentrale Innenhof, der von Studio Espinet/Ubach<br />
entworfenen Wohnanlage in der Nähe der alten Textilfabrik<br />
Can Batlló in Barcelona, ist nicht nur der<br />
Kommunikationspunkt und das lebende Epizentrum<br />
für die Bewohner. Er reguliert auch – als zentrales<br />
Element – die Temperatur der aus 26 Sozialwohnungen<br />
bestehenden Architektur.<br />
Das Bauwerk ist das Ergebnis eines Wettbewerbes,<br />
der von den Architekten des Studios gewonnen wurde.<br />
Auf einer Restfläche neben der ehemaligen Textilfabrik<br />
gelegen, richten sich drei seiner Seiten in die<br />
urbane Landschaft. Ein schmaler Weg führt am Gebäude<br />
vorbei in einen nahen Park. Die Bedingungen<br />
des Wettbewerbes mit dem Titel „Opening Roads“<br />
erlaubten eine unterschiedliche Höhenstaffelung in<br />
Abstimmung mit den örtlichen Bauvorschriften und<br />
Gesetzen. Und so konzentrierten sich die Architekten<br />
auf die möglichen Qualitäten eines inneren Hofes,<br />
und zwar nicht nur als Belichtungs- und Belüftungsinstrument,<br />
sondern auch als ein verbindendes Element<br />
der verschiedenen Baukörper. Der Hof arbeitet<br />
wie eine Klimamaschine und hat positive Wirkungen<br />
auf die bioklimatischen Bedingungen.<br />
Das Funktionsprogramm der Architektur interpretiert<br />
das interne Layout des Gebäudes neu. Ein Kranz<br />
von Servicebereichen erstreckt sich um den Hof herum,<br />
wie eine innere Krone und die flexiblen Wohnbereiche<br />
liegen an der äußeren Seite des Baus, an der<br />
Fassade. Die Haut der Architektur passt sich auf jeder<br />
Seite an die Fassade an. Das Ergebnis sind subtile<br />
Brüche in den Ansichten, eine Nichtorthogonalität,<br />
der Anordnung der inneren Wandteilungen folgend.<br />
Der Hof ist mehr als ein Verbindungsweg zu den einzelnen<br />
Wohneinheiten, mehr als eine Passage. Er wird<br />
zu einem Auge, das sich gegen den Himmel öffnet,<br />
Tag und Nacht, Winter und Sommer das Licht „ansaugt“.<br />
Er ist mehr als die Verbindung, der Kanal zum<br />
Umraum, er scheidet unerwünschte atmosphärische<br />
Bedingungen aufgrund des ständig von ihm generierten<br />
Luftzuges aus. Er wirkt wie ein Kamin. Die<br />
durch Sonneneintrag erzeugte Hitze wird in einem<br />
ständigen Austausch mit der kühleren Umgebungsluft<br />
ohne zusätzliche Energiezufuhr ausgetauscht.<br />
Er ist aber auch ein Ort für soziale Aktivitäten und<br />
optische Stimulation. Seine Begrenzungen, die als<br />
Licht- und Schattenfilter wirken, sind aus galvanisierten<br />
Metallplatten, die senkrecht zu der Linie der Geländer<br />
angebracht sind. Sie wirken wie ein Vorgang,<br />
anregend, schützend, begrenzend und immer durchlässig.<br />
Im ersten Stock ruht der Hofboden auf dem<br />
Erdreich und erlaubt in einer kreisrunden Öffnung<br />
eine Bepflanzung, die auch zum Bioklima im Inneren<br />
beiträgt und das Regenwasser auffängt.<br />
Das Gebäude hat eine deutliche Präsenz auf der<br />
Straßenebene. Ein Windfang schützt den Eingang<br />
zur Garage und vergrößert auch den Bereich für den<br />
Zugang der Besucher zum Can Batlló Park. Auch die<br />
Fassadengestaltungen verdeutlichen diese Absicht:<br />
Auf einem Sockel aus geriffelten, dunklen Stahlteilen<br />
scheint der helle, weiße Körper mit seinen vertikalen<br />
Teilungen und Linien fast zu schweben. Die schmalen,<br />
bis auf wenige Zentimeter raumhohen Öffnungen<br />
in den Wohneinheiten sind außen mit schmalen Sonnen-<br />
und Sichtschutzblenden aus Aluminium versehen,<br />
jeweils ein, zwei oder drei Module pro Fenster. In<br />
ihrer Form und Richtung bilden sie ein starkes vertikales<br />
Element.<br />
Der chromatische Kontrast der Außenseiten ist auch<br />
im Inneren bemerkbar: Kräftige Farben und große<br />
weiße Zahlen markieren die Eingangstüren zu den<br />
Wohnungen. In den Wohnungen findet man die für<br />
Spanien so typischen Zementfliesen mit ihrer geometrischen<br />
Formgebung an den Böden.<br />
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