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architektur Fachmagazin Ausgabe 3 2019

Architektur Fachmagazin April-Mai 2019, Thema: Wie wohnen wir? Wissen, Bildung, Architektur, Information für die Bauwirtschaft, Fachmagazin

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85<br />

Licht<br />

In diesem Zusammenhang spricht man<br />

auch von der zirkadianen Beleuchtung.<br />

Dieser Begriff ist korrekt, wenn die Beleuchtung<br />

darauf ausgerichtet ist, den Tag-<br />

Nacht-Rhythmus des Menschen zu stabilisieren.<br />

Moderne Beleuchtungskonzepte<br />

berücksichtigen heute neben den visuellen<br />

auch die biologischen Lichtwirkungen und<br />

fördern Wohlbefinden, Stimmung und Gesundheit<br />

des Menschen. Ein Trend, der sich<br />

seit einiger Zeit deutlich abzeichnet, ist das<br />

Human Centric Lighting (HCL). Das bedeutet,<br />

dass der Mensch im Mittelpunkt der<br />

Lichtplanung steht.<br />

Die drei wichtigsten Hormone, die den zirkadianen<br />

Rhythmus steuern sind:<br />

• Melatonin: Macht müde, verlangsamt die<br />

Körperfunktionen und senkt die Aktivität,<br />

bringt den Körper zur Ruhe.<br />

• Cortisol: Stresshormon, wird ab 3 Uhr morgens<br />

produziert, regt den Stoffwechsel an,<br />

programmiert den Körper für den Tag.<br />

• Serotonin: Während der Cortisolspiegel im<br />

Blut über den Tag abfällt und dabei gegenläufig<br />

zum Melatoninspiegel wird, hilft das<br />

Serotonin als Motivator dabei, den Energiepegel<br />

zu erhöhen.<br />

Der Mensch steht im<br />

Vordergrund der Planung<br />

Bei dem G & G Friseur & Day Spa in Baden<br />

versuchten die Lichtplaner nun, dieses<br />

Thema im Lichtsektor aufzugreifen, um<br />

den Kunden und dem Personal einen emotional<br />

ausgeglichenen Tag zu verschaffen.<br />

Dem biologischen Tagesverlauf angepasst,<br />

verändert das Licht die Stimmung im Frisiersalon.<br />

Durch Veränderung der Lichtfarbe<br />

und der Beleuchtungsstärke führt die<br />

HCL-Lichtlösung durch den Tag, und hilft,<br />

die Arbeit leichter zu verrichten oder sich<br />

zu entspannen, wo und wenn es notwendig<br />

ist: Man bietet somit „personalisiertes<br />

Licht“. Mit diesem Beleuchtungskonzept<br />

wurde es möglich, die Lichtqualität in den<br />

Innenräumen deutlich zu verbessern.<br />

Die in dem Projekt eingeplanten Leuchtkörper<br />

erzeugen durch eine indirekte Lichtabstrahlung<br />

eine Tageslichtatmosphäre im Salon<br />

und vermeiden dabei auch jegliche Blendung<br />

für Kunden und Angestellte. Sie decken viele<br />

Faktoren der Lichtplanung ab: emotional, biologisch,<br />

Beleuchtungsstärke, Lichtrichtung,<br />

die Farbe des Lichts (warm oder kalt), besonders<br />

stimmungsvoll, sachliche Ausleuchtung<br />

bis hin zur Wohlfühlbeleuchtung.<br />

HCL versucht eine Art Tageslichtverlauf<br />

nachzubilden, um dem Menschen, der unter<br />

chronischem Tageslichtmangel leidet,<br />

einen Ausgleich zu bieten. Oft geht es hier<br />

in erster Linie um die Aktivierung des Menschen,<br />

um die Unterdrückung des Schlafhormons<br />

Melatonin. Je höher der Blauanteil<br />

im Licht, desto weniger Melatonin wird von<br />

der Zirbeldrüse ausgeschüttet. Umgesetzt<br />

wird dies mit Leuchten, die mit Lichtquellen<br />

unterschiedlicher Farbtemperaturen<br />

bestückt und separat voneinander regelbar<br />

sind. Für den User sind HCL-Lösungen kostenintensiver.<br />

Denn es müssen warme und<br />

kalte Lichtquellen vorhanden sein, um die<br />

Lichtfarbe den jeweiligen Bedürfnissen der<br />

Menschen anzupassen.<br />

Beim Tageslicht herrscht eine permanente<br />

Dynamik in Bezug auf die Beleuchtungsstärke<br />

und die Farbtemperatur. Der Lichtwechsel<br />

in den Innenräumen soll sich langsam<br />

und unmerklich vollziehen, genau wie<br />

auch in der Natur. Die HCL – Lichtplanung<br />

ist kein Ersatz für das wirkliche Tageslicht.<br />

Biologisch und emotional wirksames Licht<br />

(HCL) steigert aber nur dann Wohlbefinden<br />

und Leistungsfähigkeit, wenn nicht nur das<br />

Beleuchtungskonzept, sondern auch dessen<br />

Steuerung durchdacht ist. Dabei stehen<br />

die Bedürfnisse der verschiedenen User und<br />

der Anwendungszweck im Vordergrund.

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