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CORRATEC // INDUSTRIE Von Bayern in die Welt ZU BESUCH BEI CORRATEC Seit 29 Jahren gibt es die Marke Corratec bereits – eine Zeit, in der sich das Unternehmen nicht nur zu einem der wichtigsten Radhersteller Deutschlands, sondern auch zu einer festen Größe auf dem internationalen Bikemarkt entwickelt hat. Grund genug, den Bayern einmal einen Besuch vor Ort abzustatten. Text Werner Müller-Schell Fotos Andreas Meyer Wenn die Trails direkt vor der Haustüre liegen, muss man das ausnutzen. Hochries, Kampenwand oder Wendelstein heißen die Alpengipfel, die allesamt über 1.500 Meter hinausragen und die Region hier zu einem der schönsten Bikereviere Bayerns machen. Die österreichische Grenze liegt nur einen Steinwurf entfernt, nach München fährt man gut eine halbe Stunde. Etwas mehr als 10.000 Menschen leben in Raubling und genießen die reizvolle Bergwelt, die einzig durch den breiten Lauf des Inns unterbrochen wird. Diese Gegend, so viel steht fest, ist nicht nur für Postkartenmotive gut, sondern auch die perfekte Heimat zum Biken. Es ist daher wohl kein Zufall, dass sich hier in den letzten drei Jahrzehnten einer der bedeutendsten Radhersteller Deutschlands entwickelt hat. Besucht man Corratec, führt der Weg sogar noch näher hin zu den Bergen: Der riesige Unternehmenssitz, an dem heute knapp 130 Mitarbeiter tätig sind, befindet sich nämlich am südlichen Ortsrand von Raubling. Riesig deshalb, weil in Raubling nicht nur ein einfaches Büro und die Verwaltung angesiedelt sind: 1 Am Standort im Süden von Raubling passieren die meisten Schritte in der Entstehung eines Fahrrads. Auch nach 30 Jahren Markengeschichte steht hinter allem die Familie Irlbacher. Während andere Hersteller viele Produktionsschritte ins Ausland verlagern, ist man bei Corratec dem Standort Oberbayern von Anfang an treu geblieben. In Raubling, erklärt uns Pressesprecher Andreas Weigl zu Beginn unseres Besuches, passieren die meisten Schritte in der Entstehung eines Fahrrads an einem Ort. Weigl, der uns zur Begrüßung einen Über- blick über das Unternehmen und seine Geschichte gibt, spricht, wie fast alle hier, Bayrisch. „Das ist auch unsere Unternehmenssprache“, sagt er lachend. Ihren Anfang nahm die weißblaue Erfolgsstory 1990, als die Marke von Konrad Irlbacher gegründet wurde. Eigentlich ging es aber noch früher los – nämlich 1962: Damals begann Irlbachers Vater, Konrad Irlbacher senior, im nahen Rosenheim einen Sportartikelfachhandel aufzubauen. Der Fokus lag vor allem auf selbst hergestellten Skiern; erst als später der Sohn in den Betrieb einstieg, begann das Engagement im Radbereich. „Ende der 1980er-Jahre wurde das dann immer mehr, sodass Konrad Irlbacher schließlich beschloss, eine eigenständige Marke daraus zu machen“, so Weigl. Deren Namensfindung war dabei eine Geschichte für sich: Weil der ursprüngliche Titel – Corrado, das italienische Wort für Konrad – wenige Wochen vor der Markenregistrierung durch VW gesichert worden war, entschied man sich für eine Abwandlung: Corratec. Es ist eine von vielen Anekdoten, die die Geschichte des Radherstellers prägen. Fahrrad News 71