AUTOINSIDE Ausgabe 4 – April 2020
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TECHNOLOGIEN & ANTRIEBE<br />
Bald werden vor dem Hauptsitz der Auto AG Group im luzernischen Rothenburg auch die ersten Brennstoffzellen-Trucks parken.<br />
chatroniker im Betrieb. Und die letzteren vier sind alles Diagnostiker<br />
mit einem Hochvoltzertifikat. Sie waren für zwei Wochen in Korea und<br />
hatten dort eine Basisschulung für den Truck und die Brennstoffzelle.<br />
Sie werden den Xcient Fuell Cell während der zweimal zwölf Wochen<br />
Testphase primär begleiten. Parallel dazu werden oder sollten etwa 40<br />
Ingenieure aus Korea hier sein. Aber momentan sind sie wegen der Reisebeschränkungen<br />
aufgrund des Coronavirus nicht vor Ort. Wir hoffen,<br />
dass wir ab <strong>April</strong> wieder normal arbeiten können. Denn sollte es<br />
mit dem Truck Probleme geben, wollten wir diese zusammen mit den<br />
Koreanern in der Werkstatt in Rothenburg lösen. Auch jemand vom<br />
europäischen Technik- und Entwicklungszentrum von Hyundai wird<br />
vor Ort sein.<br />
Sie sind als Auto AG Truck nationaler Partner für dieses Projekt, ist<br />
auch eine Ausweitung über die Schweizer Grenzen denkbar?<br />
Für uns als Auto AG Truck im Moment nicht. Aber die Hyundai Hydrogen<br />
Mobility AG und der H 2<br />
-Förderverein schauen sich auch andere<br />
Länder als Einsatzgebiet an. Ich denke, man muss das Ganze länderspezifisch<br />
betrachten, denn ein grosser Faktor für den Erfolg sind auch die<br />
TCO-Kosten. Und diese Gesamtbetriebskosten sollen gemäss Hyundai<br />
beim Brennstoffzellen-Truck auf dem Niveau eines Diesels liegen, immer<br />
unter der Annahme, dass beim Xcient Fuell Cell wegen des umweltschonenden<br />
Wasserstoffantriebs die LSVA-Abgaben wegfallen. So<br />
kann man diese LSVA-Kosten für die Zusatzfinanzierung des Trucks<br />
brauchen. Aber dieser Business Case geht natürlich nicht in jedem Land<br />
auf, da es unterschiedliche Wasserstoffpreise und Steuersysteme gibt.<br />
Daher muss man die TCO von Land zu Land separat beurteilen.<br />
Aus welchen Quellen kommt eigentlich der eingesetzte Wasserstoff?<br />
Aktuell wird er im Alpiq-Laufwasserkraftwerk in Gösgen produziert. Es<br />
handelt sich also um 100 Prozent grünen Wasserstoff. Das ist für mich<br />
entscheidend: Der Wasserstoff muss mit Überschuss- oder Ökostrom<br />
produziert werden, sonst ist die Ökobilanz des ganzen Projekts in Frage<br />
gestellt. Mit einer 2-MW-Elektrolyseanlage in Gösgen werden jährlich<br />
bis zu 300 Tonnen grüner Wasserstoff hergestellt, was für rund 50<br />
LKW oder 1700 Autos reicht. Das macht auch klar, dass eine Kapazitätserweiterung<br />
bei der Wasserstoffproduktion erfolgen muss.<br />
Ist das Ganze nun einfach ein Testprojekt oder ein wichtiges<br />
neues Standbein für die Auto AG Group?<br />
Ein wichtiges neues Standbein. Hyundai ist die erste Marke in der<br />
Schweiz, die hierzulande mit serienmässigen Wasserstofffahrzeugen<br />
startet. Aber auch Iveco, unsere Hauptmarke, forscht mit dem Nikola<br />
Tre, der sowohl als Elektro- oder Wasserstoff-LKW auf die Strassen<br />
kommen soll, intensiv auf diesem Gebiet. Daher sehe ich unser Wasserstoff-Know-how<br />
auch als Kapital für unsere anderen Marken. Wenn<br />
wir später als einziger Iveco-Betrieb sagen können, dass wir schon einige<br />
Jahre Wasserstoff-Wissen aufgebaut haben, dass unsere Werkstätten<br />
dafür ausgerüstet sind und sich unser Team damit auskennt, dann<br />
sind wir natürlich in einer super Position.<br />
Wie werden die weiteren Mitarbeitenden geschult?<br />
Eine Voraussetzung war, dass sie eine Hochvoltzertifizierung haben<br />
müssen, was ja nun zu einem Teil der Grundausbildung werden wird.<br />
Was wir sehr begrüssen. Wir haben Mitarbeitende gewählt, die eine<br />
Diagnostiker-Zusatzausbildung absolvierten. Das dritte Kriterium, das<br />
unabdingbar ist, waren Englischkenntnisse, damit sie der Brennstoffzellenschulung<br />
folgen konnten. Wenn man diese drei Kriterien auf Mechatroniker<br />
anwendet, dann bleiben häufig nicht mehr allzu viele übrig.<br />
Unsere vier Mitarbeitenden, die nach Korea gehen durften, sind<br />
nun topmotiviert zurückgekommen. Sie werden noch nicht alles wissen<br />
können, aber genau dafür ist die zweimal zwölfwöchige Testphase<br />
mit dem Demo-Truck gedacht, damit die koreanischen Ingenieure ihr<br />
Wissen weitergeben können. Wir möchten danach eine interne Schulung<br />
über diese vier Experten aufbauen. Diese vier Diagnostiker sind<br />
zudem aus unterschiedlichen Betrieben von uns und werden so ihr<br />
Wissen auch dort weitergeben können. <<br />
Weitere Infos unter:<br />
autoag.ch<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>April</strong> <strong>2020</strong>15