AUTOINSIDE Ausgabe 4 – April 2020
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
PRODUKTE & DIENSTLEISTUNGEN<br />
ten, was die Hersteller planen. So kann ich<br />
schlussendlich den besten Mix für meine<br />
Kundschaft raussuchen. Als Garagist muss<br />
man heute spüren, wer seine Kundschaft ist<br />
und dann in einem weiteren Schritt, was diese<br />
Kundschaft genau will. Daraus ergeben sich<br />
Erkenntnisse, was ich meiner Kundschaft bieten<br />
muss, damit ich sie halten kann. Genau<br />
um diese Informationen und dieses Wissen<br />
zu erhalten, ist ein Event wie die «Autotechnik<br />
Days» top. Hinzu kommt die angenehme<br />
Atmosphäre. Es hat nicht riesige Publikumsmassen,<br />
sondern fast nur Fachpublikum. Man<br />
kommt als Besucher sehr nahe an die Aussteller<br />
ran. Toll für Aussteller: Hier ist jeder ein<br />
potenzieller Kunde. Das ist ein riesiger Vorteil.<br />
Wie fanden Sie die erste <strong>Ausgabe</strong> der<br />
«Autotechnik Days» in Luzern?<br />
Es war ein sehr guter Mix. Auch ausserhalb<br />
des Hostettler-Universums waren Firmen oder<br />
Verbände vertreten, wie beispielsweise der<br />
AGVS oder auch Werkzeughersteller. Das hat<br />
eine sehr gute neue Plattform geschaffen mit<br />
einer offenen, recht familiären Atmosphäre.<br />
Mit Workshops zum Werkstattkonzept E-Garage,<br />
Batterietechnologie oder dem Umgang<br />
mit dem 48V-Bordnetz waren auch viele<br />
Themen zur Elektrifizierung und E-Mobilität<br />
vertreten. Muss man als Garagist jetzt nur<br />
noch auf diese Karte setzen?<br />
Nein, nicht alles auf Elektro setzen! Elektro<br />
ist einer der vielen Antriebsformen, die es in<br />
Zukunft geben wird. Im Moment findet gerade<br />
ein riesiger Wandel in der Branche statt.<br />
Es ist immer noch nicht klar, welche Technologie<br />
sich durchsetzen wird. Ich denke, es<br />
wird nicht nur eine sein. Es wird einen Mix<br />
aus unterschiedlichen Technologien geben.<br />
Denn die Anforderungen an die Mobilität von<br />
Leuten, die in einer Stadt leben, und solchen,<br />
die auf dem Land leben, oder auch denen, die<br />
täglich zur Arbeit pendeln, sind einfach viel<br />
zu unterschiedlich, um sie mit der gleichen<br />
Technologie sinnvoll abdecken zu können. Es<br />
braucht verschiedene Lösungsansätze.<br />
Das heisst konkret?<br />
Es werden sich neue Geschäftsfelder öffnen.<br />
Es wird mehr massgeschneiderte Mobilitätslösungen<br />
geben. Welche das sein werden, wird<br />
erst die Zukunft weisen. Wenn ich die grossen<br />
Autohersteller wie VW oder Toyota betrachte,<br />
dann sehe ich komplett unterschiedliche<br />
Strategien, die aber beide sehr konsequent<br />
in eine Richtung gehen. In den letzten Jahren<br />
war klar: Man produziert Benzin- und Dieselmotoren.<br />
Es war schlussendlich auch ein bisschen<br />
eine Glaubensfrage, für welche Variante<br />
man sich entschied. Heute ist es vielmehr eine<br />
Technologiefrage. Wenn eine dieser Technologien<br />
nicht reüssiert, kann es durchaus bedrohlich<br />
für eine Marke werden. Ich denke daher<br />
auch, dass wir in 10 bis 15 Jahren nicht mehr<br />
die gleichen Automarken auf dem Markt vorfinden<br />
werden wie heute.<br />
Und wie sehen Sie die Aussichten für Ihren<br />
Berufsstand in diesen 10 bis 15 Jahren?<br />
Ich habe keine Bedenken für die Garagisten.<br />
Mit 30 Jahren bin ich selbst ja ein recht junger<br />
Unternehmer. Wenn ich das Ganze einmal<br />
ganz realistisch analysiere und durchrechne,<br />
bin ich aber nicht betroffen.<br />
Warum nicht?<br />
Bis wir die Technologien am Markt haben und<br />
erkennen, in welche Richtung es künftig gehen<br />
soll, dauert es mindestens fünf bis 10 Jahre<br />
<strong>–</strong> nur schon von der Infrastruktur her. Gehen<br />
wir mal von 10 Jahren aus, dann haben<br />
wir aber mindestens nochmals 10 Jahre bis<br />
sich der Fahrzeugpark überhaupt zu ändern<br />
beginnt. Es kauft sich ja nicht jeder gleich ein<br />
neues Auto, sobald die neue Technologie auf<br />
den Markt kommt. Dann haben wir nochmals<br />
etwa 10 Jahre, in denen diese Fahrzeuge<br />
genutzt und gefahren werden. Das heisst:<br />
Für mich als Unternehmer bin ich also insgesamt<br />
bei einem Zeithorizont von 30 Jahren,<br />
in denen ich noch mit der jetzigen auf dem<br />
Markt vorhandenen Technologie arbeiten und<br />
leben kann. Das bedeutet: Ich wäre dann 60<br />
Jahre alt. Wenn ich das so auf einen Zeitraster<br />
auslege, dann sehe ich den Wandel hin zu<br />
Elektro oder einer anderen Technologie nicht<br />
so dramatisch.<br />
Sehen Sie den Wandel auch als Chance<br />
für den Garagisten?<br />
Klar, denn es ergeben sich aus Veränderungen<br />
auch immer Chancen. Man kann sich neu<br />
positionieren. Von heute auf morgen ändert<br />
sich die Situation zudem nicht. Auch der Benziner<br />
oder Diesel verschwindet nicht von heute<br />
auf morgen. Die Kunden können sich das nicht<br />
leisten. Darum wird es Verzögerungen am<br />
Markt geben. Und diese Verzögerung ist genügend<br />
lang, sodass man sich darauf einstellen<br />
kann und folglich keine Angst haben muss. <<br />
Weitere Infos unter:<br />
agvs-upsa.ch<br />
Garagist und Helftec-Geschäftsführer Flavio Helfenstein erklärt seiner Frau Details am Le-Mans-Racer von Audi, mit<br />
dem Marcel Fässler diverse Erfolge feierte.<br />
Der Berufsweltmeister von 2011 belieferte mit seiner<br />
Helftec Engineering auch schon Sauber.<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>April</strong> <strong>2020</strong>61