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AUTOINSIDE Ausgabe 4 – April 2020

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PRODUKTE & DIENSTLEISTUNGEN<br />

ten, was die Hersteller planen. So kann ich<br />

schlussendlich den besten Mix für meine<br />

Kundschaft raussuchen. Als Garagist muss<br />

man heute spüren, wer seine Kundschaft ist<br />

und dann in einem weiteren Schritt, was diese<br />

Kundschaft genau will. Daraus ergeben sich<br />

Erkenntnisse, was ich meiner Kundschaft bieten<br />

muss, damit ich sie halten kann. Genau<br />

um diese Informationen und dieses Wissen<br />

zu erhalten, ist ein Event wie die «Autotechnik<br />

Days» top. Hinzu kommt die angenehme<br />

Atmosphäre. Es hat nicht riesige Publikumsmassen,<br />

sondern fast nur Fachpublikum. Man<br />

kommt als Besucher sehr nahe an die Aussteller<br />

ran. Toll für Aussteller: Hier ist jeder ein<br />

potenzieller Kunde. Das ist ein riesiger Vorteil.<br />

Wie fanden Sie die erste <strong>Ausgabe</strong> der<br />

«Autotechnik Days» in Luzern?<br />

Es war ein sehr guter Mix. Auch ausserhalb<br />

des Hostettler-Universums waren Firmen oder<br />

Verbände vertreten, wie beispielsweise der<br />

AGVS oder auch Werkzeughersteller. Das hat<br />

eine sehr gute neue Plattform geschaffen mit<br />

einer offenen, recht familiären Atmosphäre.<br />

Mit Workshops zum Werkstattkonzept E-Garage,<br />

Batterietechnologie oder dem Umgang<br />

mit dem 48V-Bordnetz waren auch viele<br />

Themen zur Elektrifizierung und E-Mobilität<br />

vertreten. Muss man als Garagist jetzt nur<br />

noch auf diese Karte setzen?<br />

Nein, nicht alles auf Elektro setzen! Elektro<br />

ist einer der vielen Antriebsformen, die es in<br />

Zukunft geben wird. Im Moment findet gerade<br />

ein riesiger Wandel in der Branche statt.<br />

Es ist immer noch nicht klar, welche Technologie<br />

sich durchsetzen wird. Ich denke, es<br />

wird nicht nur eine sein. Es wird einen Mix<br />

aus unterschiedlichen Technologien geben.<br />

Denn die Anforderungen an die Mobilität von<br />

Leuten, die in einer Stadt leben, und solchen,<br />

die auf dem Land leben, oder auch denen, die<br />

täglich zur Arbeit pendeln, sind einfach viel<br />

zu unterschiedlich, um sie mit der gleichen<br />

Technologie sinnvoll abdecken zu können. Es<br />

braucht verschiedene Lösungsansätze.<br />

Das heisst konkret?<br />

Es werden sich neue Geschäftsfelder öffnen.<br />

Es wird mehr massgeschneiderte Mobilitätslösungen<br />

geben. Welche das sein werden, wird<br />

erst die Zukunft weisen. Wenn ich die grossen<br />

Autohersteller wie VW oder Toyota betrachte,<br />

dann sehe ich komplett unterschiedliche<br />

Strategien, die aber beide sehr konsequent<br />

in eine Richtung gehen. In den letzten Jahren<br />

war klar: Man produziert Benzin- und Dieselmotoren.<br />

Es war schlussendlich auch ein bisschen<br />

eine Glaubensfrage, für welche Variante<br />

man sich entschied. Heute ist es vielmehr eine<br />

Technologiefrage. Wenn eine dieser Technologien<br />

nicht reüssiert, kann es durchaus bedrohlich<br />

für eine Marke werden. Ich denke daher<br />

auch, dass wir in 10 bis 15 Jahren nicht mehr<br />

die gleichen Automarken auf dem Markt vorfinden<br />

werden wie heute.<br />

Und wie sehen Sie die Aussichten für Ihren<br />

Berufsstand in diesen 10 bis 15 Jahren?<br />

Ich habe keine Bedenken für die Garagisten.<br />

Mit 30 Jahren bin ich selbst ja ein recht junger<br />

Unternehmer. Wenn ich das Ganze einmal<br />

ganz realistisch analysiere und durchrechne,<br />

bin ich aber nicht betroffen.<br />

Warum nicht?<br />

Bis wir die Technologien am Markt haben und<br />

erkennen, in welche Richtung es künftig gehen<br />

soll, dauert es mindestens fünf bis 10 Jahre<br />

<strong>–</strong> nur schon von der Infrastruktur her. Gehen<br />

wir mal von 10 Jahren aus, dann haben<br />

wir aber mindestens nochmals 10 Jahre bis<br />

sich der Fahrzeugpark überhaupt zu ändern<br />

beginnt. Es kauft sich ja nicht jeder gleich ein<br />

neues Auto, sobald die neue Technologie auf<br />

den Markt kommt. Dann haben wir nochmals<br />

etwa 10 Jahre, in denen diese Fahrzeuge<br />

genutzt und gefahren werden. Das heisst:<br />

Für mich als Unternehmer bin ich also insgesamt<br />

bei einem Zeithorizont von 30 Jahren,<br />

in denen ich noch mit der jetzigen auf dem<br />

Markt vorhandenen Technologie arbeiten und<br />

leben kann. Das bedeutet: Ich wäre dann 60<br />

Jahre alt. Wenn ich das so auf einen Zeitraster<br />

auslege, dann sehe ich den Wandel hin zu<br />

Elektro oder einer anderen Technologie nicht<br />

so dramatisch.<br />

Sehen Sie den Wandel auch als Chance<br />

für den Garagisten?<br />

Klar, denn es ergeben sich aus Veränderungen<br />

auch immer Chancen. Man kann sich neu<br />

positionieren. Von heute auf morgen ändert<br />

sich die Situation zudem nicht. Auch der Benziner<br />

oder Diesel verschwindet nicht von heute<br />

auf morgen. Die Kunden können sich das nicht<br />

leisten. Darum wird es Verzögerungen am<br />

Markt geben. Und diese Verzögerung ist genügend<br />

lang, sodass man sich darauf einstellen<br />

kann und folglich keine Angst haben muss. <<br />

Weitere Infos unter:<br />

agvs-upsa.ch<br />

Garagist und Helftec-Geschäftsführer Flavio Helfenstein erklärt seiner Frau Details am Le-Mans-Racer von Audi, mit<br />

dem Marcel Fässler diverse Erfolge feierte.<br />

Der Berufsweltmeister von 2011 belieferte mit seiner<br />

Helftec Engineering auch schon Sauber.<br />

<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>April</strong> <strong>2020</strong>61

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