CHECK Berlin / Brandenburg #5
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
SEXUALBERATUNG<br />
xualität gefordert, unter Druck, nichts „falsch“<br />
zu machen und nicht zu versagen.<br />
Gibt es Probleme, die speziell bei homosexuellen<br />
Männer*n auftauchen?<br />
Bedingt durch Vorbilder aus der Sex-Industrie<br />
drehen sich, besonders bei jungen Schwulen,<br />
viele Probleme um die Selbstwahrnehmung<br />
und das Selbstwertgefühl. Der eigene<br />
Schwanz ist nicht groß genug, man hat nicht<br />
lange genug, nicht oft genug Sex. Fast jeder<br />
PORNO ist bestückt mit Jungs oder Männern,<br />
die ausdauernd und muskelbepackt ständig<br />
und lange blasen und f*cken. Vorspiel und<br />
Kuscheln danach kommen nicht vor oder sind<br />
nebensächlich.<br />
„AUFGRUND FEHLENDER<br />
SEXUELLER ERFAHRUNG<br />
KÖNNEN VÖLLIG UNREALISTISCHE<br />
VORSTELLUNGEN VON SEX UND<br />
INTIMITÄT ENTSTEHEN.“<br />
Laut wissenschaftlichen Studien kann übermäßiger<br />
Pornokonsum zu einem verzerrten<br />
Bild von Sexualität führen. Dabei kommen<br />
Jungen durchschnittlich mit 14 Jahren mit<br />
pornografischen Inhalten in Berührung.<br />
In dem Alter können aufgrund fehlender<br />
sexueller Erfahrung völlig unrealistische<br />
Vorstellungen von Sex und Erwartungen an<br />
den eigenen und fremden Körper und Intimität<br />
entstehen.<br />
Je nachdem, wie gut das Coming-out ankommt,<br />
fehlen auch Möglichkeiten, mit<br />
Gleichaltrigen über Sex zu sprechen. Auf<br />
dem Land ist das sicher oft schwieriger.<br />
Ohnehin wollen aber nur rund vier Prozent<br />
von Porno-Konsument*innen, unabhängig<br />
von der eigenen sexuellen Ausrichtung, auch<br />
wirklich über das reden, was sie gesehen<br />
haben. Über die Hälfte tut genau das nie.<br />
Die Folgen sind offensichtlich: fehlender<br />
emotionaler Austausch, toxische Vorstellungen<br />
von Männlichkeit, Sexismus und<br />
ein zunehmend unsicheres Verhältnis zum<br />
eigenen Körper.<br />
Ein anderes „schwules“ Thema ist SELBST-<br />
AKZEPTANZ. Kaum ein Schwuler, kaum eine<br />
Lesbe ist irgendwann eines Morgens aufgewacht<br />
und hat sich gesagt: Ab heute bin und<br />
lebe ich homosexuell. Zumeist im Pubertätsalter,<br />
bei manchen früher, bei vielen auch<br />
erst später, wird der junge Mann, die junge<br />
Frau sich bewusst, dass irgendetwas „nicht<br />
stimmt“, „anders“ ist. Zumeist ist das der<br />
Anfang einer langen, auch jahrelangen Suche<br />
nach sich selbst. Mit immer wieder aufkommenden<br />
Fragen wie: „Warum gerade ich?<br />
Weshalb bin ich so? Was kann ich dagegen<br />
tun?“ Nicht selten ist auch der Versuch zum<br />
Scheitern verurteilt, doch so zu sein wie die<br />
anderen. Wenn das Coming-out nicht gelingt,<br />
kann das erhebliche Folgen für die Fähigkeit<br />
zu sexuellem Genuss haben, bis hin zur vollständigen<br />
sexuellen Verweigerung oder auch<br />
körperlichen Störung.<br />
Ein weiteres Ständerproblem sind DROGEN.<br />
Von Drogenkonsum kann der Schwanz<br />
schrumpfen, nicht nur auf Kaltes-Wasser-<br />
Größe, sondern so, dass man ihn nur noch mit<br />
Daumen und Zeigefinger anfassen kann. Durch<br />
die Kriminalisierung von Drogen gibt es aber<br />
auffallend wenig wissenschaftliche Untersuchungen.<br />
Man muss mit Pharmakologie<br />
und anekdotischem Wissen von Patienten<br />
arbeiten. Doch ich denke, dass es bei Drogen<br />
wie Kokain, Ecstasy und Crystal Meth sehr negative<br />
Auswirkungen auf die Potenz gibt. Die<br />
Drogen verengen die Gefäße. Dadurch kann<br />
sich der Schwanz zurückziehen oder komplett<br />
nutzlos werden. Schwule probieren dann, den<br />
Drogen einen Strich durch die Rechnung zu<br />
machen, etwa mit Kamagra und Co.<br />
„DIE ANGST VOR DEM ALLEINSEIN<br />
KANN BEI SCHWULEN MÄNNERN<br />
DIE SEXUALITÄT ZUSÄTZLICH EIN-<br />
SCHRÄNKEN.“<br />
Das letzte Thema, das bei Schwulen häufiger<br />
auftaucht, sind Erektionsstörungen im<br />
Zusammenhang mit dem ALTER. Körperliche<br />
60 <strong>CHECK</strong> BERLIN/BRANDENBURG <strong>#5</strong>