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VKD-Praxisberichte 2019

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DER KAMPF UMS PERSONAL<br />

DER KAMPF UMS PERSONAL<br />

Der Fachkräftemangel löst sich<br />

nicht von alleine<br />

Ein Plädoyer für die Ausbildung<br />

Fachkräfte wachsen nicht auf Bäumen. Erst recht nicht im Gesundheitswesen.<br />

Wer Fachkräfte ausbildet, ist im Wettbewerb um die<br />

besten Köpfe im Vorteil. Die Mühlenkreiskliniken sind sich dieses<br />

Zusammenhangs schon lange bewusst – auch zu Zeiten, als Ausbildungsaktivitäten<br />

von Unternehmen eher als nette Investition in<br />

das eigene gesellschaftliche Ansehen denn als notwendige Investition<br />

in die Zukunft gesehen wurden. In der härtesten Sanierungsphase<br />

der Mühlenkreiskliniken wurde 2010 mit der Akademie für<br />

Gesundheitsberufe eine Aus- und Weiterbildungseinrichtung geschaffen,<br />

die immer weit über den eigenen Bedarf hinaus Fachund<br />

Führungskräfte aus- und weitergebildet hat. Als die Landesregierung<br />

NRW mit der Ausweitung des Bochumer Modells den Weg<br />

für die Einrichtung eines Universitätsklinikums in unserer Region<br />

frei gemacht hat, schlugen die Mühlenkreiskliniken beherzt zu.<br />

Seitdem bilden wir jährlich 60 künftige Medizinerinnen und Mediziner<br />

aus – nicht zuletzt für unsere Zukunft.<br />

Der Wettbewerb um Pflegekräfte ist spätestens seit der Festsetzung<br />

von Pflegepersonal-Untergrenzen durch die Bundesregierung in vollem<br />

Gang. Aber auch in vielen anderen Berufen ist die Not groß: Medizinisch-<br />

Technische-Laboratoriumsassistenz, Medizinisch-Technische-Radiologieassistenz,<br />

Operationstechnische Assistenz, Hebammen – um nur einige<br />

zu nennen. Eine ganze Branche – so scheint es – hat den Bedarf an Fachkräften<br />

im Gesundheitswesen falsch eingeschätzt. Nicht zu vergessen<br />

die Ausbildungskapazitäten im ärztlichen Bereich, die Landespolitiker<br />

aller Couleur in den 90ern bundesweit zusammengestrichen haben.<br />

Das Problem hat in verschiedenen Regionen andere Schwerpunkte. Das<br />

Grundproblem aber bleibt: Den Kliniken und Krankenhäusern fehlen die<br />

Fachkräfte – überall. Metropolregionen wie Berlin, Hamburg, Köln oder<br />

München haben insbesondere im Bereich der Pflege Besetzungssorgen,<br />

ländliche Regionen – wie die unsere – kämpfen um jeden Mediziner.<br />

Mehr Werbung ist nur<br />

kurzzeitig erfolgreich<br />

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten mit der Situation umzugehen:<br />

Man macht Werbung in eigener Sache und versucht auf Kosten anderer<br />

Akteure im Gesundheitswesen durch Marketingkampagnen und das<br />

Verteilen von scheinbaren Geschenken seine Schäfchen ins Trockene zu<br />

bringen. Auch wir planen eine solche Imagekampagne. Der Weg ist kurzfristig<br />

vielversprechend und gleichzeitig langfristig wirkungslos. Denn es<br />

werden alle machen. Egal an welchem Ende man an der Decke zieht, am<br />

Ende ist die Decke zu kurz.<br />

Autor<br />

Oliver Neuhaus<br />

Direktor der Akademie für<br />

Gesundheitsberufe der<br />

Mühlenkreiskliniken<br />

Autor<br />

Dipl.-Sozw.<br />

Christian Busse<br />

Leiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Marketing<br />

sowie Pressesprecher<br />

der Mühlenkreiskliniken<br />

Foto: Sven-Olaf Stange<br />

Foto: privat<br />

>><br />

Ausweitung der Ausbildungskapazitäten<br />

ist die nachhaltige<br />

Lösung<br />

Alternativ sorgt man durch die Stärkung der eigenen<br />

Ausbildungsaktivitäten selbst für den dringend<br />

benötigten Nachwuchs. So sehr man in der aktuellen<br />

Notsituation natürlich auch zur ersten Möglichkeit<br />

greift, so richtig ist auch, dass die dauerhafte<br />

Lösung des Problems einzig und allein durch die<br />

massive Ausweitung der Ausbildungskapazitäten<br />

erreicht wird.<br />

Akademie für Gesundheitsberufe<br />

Foto: Veit Mette<br />

Die Mühlenkreiskliniken<br />

(MKK)<br />

Die Mühlenkreiskliniken AöR sind mit mehr<br />

als 4.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und<br />

200.000 behandelten Patientinnen und Patienten<br />

an fünf Standorten im Jahr der mit Abstand größte<br />

Klinikverbund in OWL. Deutschlandweit sind die<br />

Mühlenkreiskliniken der zwölftgrößte kommunale<br />

Klinikkonzern.<br />

Seit 2016 bilden wir in Kooperation mit dem Klinikum<br />

Herford, dem HDZ NRW und der Ruhr-Universität<br />

Bochum Medizinstudierende am Medizin<br />

Campus OWL aus. Das Johannes Wesling Klinikum in<br />

Minden ist das erste Universitätsklinikum der Akutversorgung<br />

in OWL. Die Mühlenkreiskliniken verbinden<br />

sehr erfolgreich universitäre Spitzenmedizin,<br />

Wissenschaft und Lehre mit regionaler Grund- und<br />

Regelversorgung in einem ländlichen Umfeld.<br />

Aus diesem Grund haben die Mühlenkreiskliniken<br />

mit ihrer konzerneigenen Akademie für Gesundheitsberufe<br />

einen starken Partner für die Aus- und<br />

Weiterbildung aufgebaut. Die Akademie ist in der<br />

größten Krise des kommunalen Klinikkonzerns im<br />

Jahr 2010 gegründet worden. Trotz eines massiven<br />

und zum Teil auch schmerzhaften Spardrucks im<br />

Unternehmen, wurde in die Ausbildung von jungen<br />

Menschen investiert. Heute ist die Bildungseinrichtung<br />

mit mehr als 500 Auszubildenden nach den<br />

öffentlichen Schulen die größte Bildungseinrichtung<br />

im Kreis Minden-Lübbecke. Die meisten für ein<br />

Krankenhaus relevanten Gesundheitsberufe werden<br />

in der Akademie ausgebildet: von der Hebamme<br />

bis zur Gesundheits- und Krankenpflegeassistenz.<br />

Die Ausbildungskapazitäten wurden seit dem Jahr<br />

2015 um knapp ein Drittel sukzessive erhöht. In<br />

Kooperation mit der Fachhochschule Bielefeld bietet<br />

die Akademie zudem das Duale Studium in der<br />

Gesundheits- und Krankenpflege an. In vier Jahren<br />

können die Studierenden sowohl die klassische<br />

Pflegeausbildung absolvieren als auch den akademischen<br />

Grad Bachelor of Science erwerben.<br />

Viele ausgebildete<br />

Fachkräfte bleiben<br />

Die Erfahrung zeigt: Viele der bei uns ausgebildeten<br />

jungen Fachkräfte wollen nach ihrem Examen erstmal<br />

bei den Mühlenkreiskliniken bleiben. In der Regel<br />

unterbreiten wir heute jedem Absolventen im<br />

Pflegebereich ein Angebot – die meisten nehmen<br />

es an. Wir bieten ihnen ein attraktives Arbeitsumfeld<br />

in einer vertrauten Umgebung, gute Weiterbildungschancen<br />

und ein faires Gehalt nach dem<br />

TVöD. Wir sind unseren Mitarbeitern gegenüber ein<br />

verlässlicher Partner.<br />

Es kommt vor, dass junge Menschen nach einigen<br />

Jahren Berufserfahrung mit der Begründung kündigen,<br />

sie wollen mal etwas anderes sehen. Viele von<br />

diesen Eigengewächsen kommen dann nach einer<br />

unter Umständen mehrjährigen auswärtigen Tätigkeit<br />

mit der Begründung wieder zurück, sie wollten<br />

wieder in IHREM Krankenhaus arbeiten.<br />

Erfahrungen sammeln im<br />

eigenen Unternehmen<br />

Natürlich freut es uns, wenn Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter Erfahrungen sammeln möchten und<br />

über den Tellerrand der eigenen Station oder des<br />

eigenen Bereichs hinausschauen wollen. Doch –<br />

<strong>VKD</strong>-PRAXISBERICHTE <strong>2019</strong> | KAMPF UMS PERSONAL - PATIENTENSICHERHEIT 24 25<br />

<strong>VKD</strong>-PRAXISBERICHTE <strong>2019</strong> | KAMPF UMS PERSONAL - PATIENTENSICHERHEIT

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