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VKD-Praxisberichte 2019

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PATIENTENSICHERHEIT<br />

PATIENTENSICHERHEIT<br />

Simulationstrainings sollten<br />

obligatorisch sein<br />

Es geht um Kommunikation, Koordination und Ressourcenmanagement,<br />

um Vorkommnisse, für die es keine Routinen gibt<br />

viele dieser Übungen Sinn. Dabei werden sie gefilmt.<br />

Im Anschluss erfolgt eine ausführliche Nachbesprechung.<br />

Das Video hilft dabei, sich an Schlüsselsituationen<br />

genau zu erinnern. Es geht um Kommunikation,<br />

Koordination und Ressourcenmanagement,<br />

um die eigenen Reaktionen in der simulierten Krisensituation.<br />

Sich auf diese Weise auf seltene Vorkommnisse vorzubereiten,<br />

ist in einigen anderen Branchen selbstverständlich.<br />

Piloten, Menschen, die auf Ölplattformen<br />

oder in Atomkraftwerken arbeiten, absolvieren<br />

regelmäßig Simulationstrainings. Ohne daran teilgenommen<br />

zu haben, darf ein Pilot gar nicht ins Cockpit.<br />

Das Helios Klinikum Erfurt<br />

Das Helios Klinikum Erfurt – eines von 86 Krankenhäusern<br />

des Helios-Konzerns Deutschland - ist ein Krankenhaus<br />

der Maximalversorgung mit rund 3.000 Mitarbeitern.<br />

>><br />

Mit knapp 1.300 Betten ist es das größte Krankenhaus<br />

der Region. Jährlich werden etwa 55.000 stationäre Patienten<br />

behandelt. Täglich finden rund 85 Operationen<br />

statt. Mehr als 30 Fachbereiche und Institutionen arbeiten<br />

unter einem Dach zusammen.<br />

Im Simulationszentrum des Helios Klinikums Erfurt<br />

Fotos: Helios Klinikum Erfurt<br />

Zwölf Organzentren unter dem Dach des Onkologischen<br />

Zentrums wurden für ihre ausgezeichnete Arbeit<br />

von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert. Das<br />

Klinikum ist Akademisches Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums<br />

Jena.<br />

Im Simulationszentrum des Helios Klinikums<br />

Erfurt trainieren Teams für den Ernstfall im OP<br />

und für Notfallsituationen. Es geht dabei u.a.<br />

um Reaktion und Verhalten von Teams in Situationen,<br />

die in der klinischen Praxis selten<br />

auftreten, aber schwerwiegende Folgen haben<br />

können, wenn nicht richtig reagiert wird. Es<br />

sind dennoch realitätsnah und schlüssig gestaltete<br />

Ereignisse, in denen es vor allem um<br />

OP-Techniken, Krisenfälle im OP und kritische<br />

Situationen in der Notaufnahme geht.<br />

Bisher sind im Helios Klinikum Erfurt vor allem Ärzte<br />

und Pflegende aus der Intensivmedizin, der Notfallmedizin,<br />

Anästhesie und Gastroenterologie sowie<br />

aus dem Rettungsdienst in die Simulationstrainings<br />

einbezogen. Für Anästhesisten, Anästhesiepflegekräfte<br />

und Intensivmediziner ist ein Training im Jahr<br />

verpflichtend. In der Regel nehmen berufsübergreifende<br />

Teams teil – so, wie sie auch im Klinikalltag<br />

zusammenarbeiten.<br />

Simuliert werden seit dem vorigen Jahr aber auch<br />

Notfälle aus dem Bereich der Geburtshilfe. Für andere<br />

Fächer – etwa die Chirurgie und die Radiologie<br />

– werden zudem auch bestimmte Fertigkeiten<br />

trainiert, etwa für die Gastroskopie. Alle können an<br />

einem Training teilnehmen – es ist ein Angebot, wie<br />

man es so bisher nur selten im Markt bekommen<br />

kann – ein Angebot, das auch Teams aus anderen,<br />

nicht zu Helios gehörenden Krankenhäusern nutzen<br />

können.<br />

Nur gemeinsam macht das<br />

Training Sinn<br />

Die trainierenden Gruppen bestehen in der Regel<br />

aus sechs bis zehn Personen. Ideal sind acht. Eine<br />

Gruppe zur Versorgung von Schwerverletzten, die<br />

aus sehr unterschiedlichen Berufsgruppen besteht,<br />

kann aber auch 16 Personen umfassen.<br />

Die Teams erhalten spezifische Aufgaben und lösen<br />

diese auch im Team, denn nur gemeinsam machen<br />

Die Menschen, die hier im simulierten OP trainieren,<br />

sind selbst Experten im klinischen Alltag. Sie werden<br />

in ihrer Praxis aber auch immer wieder knifflige Entscheidungen<br />

treffen – ausgelöst durch manchmal<br />

anscheinend kleine Dinge - die aber zu gravierenden<br />

Auswirkungen führen können, von denen für einen<br />

Patienten sehr viel abhängt. Wenn das passiert,<br />

kann bei den Beteiligten viel Stress entstehen, mit<br />

allen möglichen ebenfalls negativen Folgen.<br />

Natürlich können solche Ereignisse auch in einem<br />

Seminar theoretisch geschildert und die notwendigen<br />

Entscheidungen und Reaktionen erläutert<br />

werden. Solche Situationen aber selbst trainiert zu<br />

haben, Vorkommnisse, für die es keine Routinen<br />

gibt, mit denen also kaum jemand Erfahrung haben<br />

kann, hat einen vollkommen anderen, nachhaltigeren<br />

Effekt. Hinzu kommt die Nachbesprechung anhand<br />

der soeben gemachten Erfahrung, in der die<br />

Instrukteure auch die Fragen der Teilnehmer beantworten.<br />

Was braucht man für die<br />

Einrichtung eines<br />

Simulationszentrums?<br />

Der Aufwand zur Einrichtung und zum Betrieb eines<br />

Simulationszentrums ist durchaus groß. Bau, Einrichtung,<br />

Equipment, Freistellungen des Personals, das<br />

liegt im siebenstelligen Bereich. Ein nachgestellter<br />

OP-Saal wird mit echtem Equipment eingerichtet.<br />

Die Teams arbeiten mit echten Materialien. Ein elektronisch<br />

steuerbarer „Dummy“ kann in bestimmten<br />

Grenzen Reaktionen eines Patienten simulieren, die<br />

Augen öffnen, der Puls kann gefühlt werden.<br />

Die Trainer sitzen hinter einer Glasscheibe und geben<br />

verschiedene Reaktionen ein. Sie simulieren<br />

zum Beispiel eine Veränderung des Herzschlags.<br />

Für die Personen, die im nachgestellten OP agieren,<br />

wirkt das alles beinahe echt. Das gesamte Training<br />

im OP wird gefilmt.<br />

<strong>VKD</strong>-PRAXISBERICHTE <strong>2019</strong> | KAMPF UMS PERSONAL - PATIENTENSICHERHEIT 64<br />

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