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VKD-Praxisberichte 2019

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PATIENTENSICHERHEIT<br />

PATIENTENSICHERHEIT<br />

handlungssetting. Beispielhaft aufgeführt: Durchführung<br />

eines Vor- und Nachgesprächs mit den<br />

SIM, Hinweise zur Schweigepflicht, zur Form der<br />

Übersetzung, etc.<br />

Die entsprechenden Flyer enthalten gebündelte<br />

und auf den konkreten Arbeitskontext abgestimmte<br />

Informationen für den Einsatz von SIM, unter anderem<br />

die Beschreibung der jeweils zu berücksichtigenden<br />

Bestell- und Abrechnungsmodalitäten<br />

sowie Informationen zu den SIM-Anbietern, mit<br />

denen aktuell eine Rahmenvereinbarung besteht.<br />

Über die entsprechenden Emailverteiler werden<br />

die Mitarbeitenden der Kliniken durch die Integrationsbeauftragten<br />

und das Kompetenzzentrum Migration<br />

regelmäßig über eigene wie auch externe<br />

Veranstaltungen und relevante Hintergrundinformationen<br />

auf dem Laufenden gehalten.<br />

mals im Haushaltsjahr 2017 gemäß Beschluss der<br />

Landschaftsversammlung des LVR vom 21.10.2016:<br />

„...In unseren Kliniken werden auch viele<br />

geflüchtete und zugewanderte Menschen behandelt.<br />

Im Rahmen der Nachsorge bedarf es<br />

intensiver Beratung. Diese wird vornehmlich<br />

von den SPZ durchgeführt. Allerdings kommt<br />

es hierbei immer wieder zu Sprachbarrieren,<br />

die durch die Unterstützung der Beratungen<br />

durch sog. Sprachmittler erheblich reduziert<br />

werden können. Um eine optimale Beratung<br />

der betroffenen Menschen gewährleisten zu<br />

können, sollen bedarfsabhängig jedem Sozialpsychiatrischem<br />

Zentrum/Sozialpsychiatrischen<br />

Kompetenzzentrum Migration (SPZ/<br />

SPKoM) Mittel zur Verfügung gestellt werden,<br />

die eine Finanzierung der Sprachmittler<br />

auf Honorarbasis ermöglicht (max. 8.000<br />

Euro/SPZ)...“<br />

Im Jahr 2017 wurden die Finanzmittel innerhalb der<br />

gemeindepsychiatrischen Versorgung zunächst<br />

und überwiegend für die genannten Schulungsund<br />

Informationsveranstaltungen der SPKoM in<br />

den Versorgungsregionen der SPZ sowie zur Erstellung<br />

von mehrsprachigen Informationsbroschüren<br />

eingesetzt. Im Jahr 2018 konnte ein deutlicher<br />

Anstieg der SIM-Einsätze in den SPZ verzeichnet<br />

werden. In vielen Gesprächen mit Vertreter*innen<br />

der SPZ und SPKoM zeigte sich jedoch, dass durch<br />

den deutlich erhöhten Zulauf nunmehr die Mitarbeitenden<br />

oft an ihre Grenzen gelangen, sei es<br />

aufgrund zeitlicher Ressourcen als auch durch fehlende<br />

interkulturelle (Beratungs-)Kompetenzen.<br />

Daher wurde von Seiten der Klinikverbundzentrale<br />

und den SPKoM für die SPZ ein umfangreiches Unterstützungs-<br />

und Qualifizierungsangebot für dieses<br />

besondere Beratungssetting konzipiert, das ab<br />

Mitte <strong>2019</strong> durchgeführt wird.<br />

Einsatzzahlen: LVR-Klinikverbund und<br />

Gemeindepsychiatrie<br />

Nach nunmehr über fünf Jahren als Förderschwerpunkt<br />

hat sich das Setting in den LVR-Kliniken als<br />

Behandlungsroutine etabliert: Die Möglichkeit, SIM<br />

einzusetzen, ist grundsätzlich bei den LVR-Mitarbeitenden<br />

bekannt und wird zunehmend genutzt.<br />

Abb. 2 zeigt, dass die Anzahl der SIM-Einsätze von<br />

570 im Jahr 2013 ansteigt bis auf etwa 5.300 im Jahr<br />

2018. Die hierfür jährlich verausgabten Haushaltsmittel<br />

wuchsen im gleichen Zeitraum über alle LVR-<br />

Kliniken von etwa 6.500 € auf 490.000 € (Angaben<br />

des LVR-Fachbereichs Zentraler Einkauf ).<br />

Der Einsatz von SIM erfolgt zu ca. 90 % bei<br />

Patient*innen mit Fluchtgeschichte. Nach Auswertung<br />

des LVR-Fachbereichs 84 wurden im gesamten<br />

Jahr 2018 ca. 2.000 Patient*innen mit Fluchtgeschichte<br />

behandelt, davon etwa 600 stationär<br />

und 1.400 ambulant. Die Anzahl der Fälle lag bei<br />

ca. 3.800, davon 800 stationär und 3.000 ambulant<br />

(Auswertung durch den Fachbereich 84).<br />

Anzahl der SIM-Einsätze in den LVR-Kliniken seit 2013<br />

Eigene Auswertung auf Grundlage der Angaben der LVR-Kliniken und<br />

des LVR-Fachbereichs Zentraler Einkauf (Abb. 2)<br />

5.300<br />

3.500<br />

4.200<br />

570<br />

1.100<br />

1.920<br />

LVR-SIM-Karte für die Kitteltasche (Abb.1)<br />

Besonderheiten des SIM-Einsatzes in der<br />

auSSerklinischen Versorgung<br />

Nicht zuletzt aufgrund der positiven Erfahrungen<br />

mit dem Einsatz von SIM in den LVR-Kliniken erfolgte<br />

eine Förderung des Einsatzes von SIM in den<br />

insgesamt 71 SPZ sowie den sieben Sozialpsychiatrischen<br />

Kompetenzzentren Migration (SPKoM) erst-<br />

Wie im Bereich der LVR-Kliniken wurden auch hier<br />

Schulungen für die Mitarbeitenden der SPZ zum<br />

Einsatz von SIM wie auch zur Arbeit mit traumatisierten<br />

Flüchtlingen insgesamt angeboten. Diese<br />

erfolgten durch die SPKoM als Fachstellen für die<br />

interkulturelle Öffnung des gemeindepsychiatrischen<br />

Versorgungsbereichs in Kooperation mit<br />

dem LVR-Kompetenzzentrum Migration.<br />

2013<br />

2014<br />

2015<br />

2016<br />

2017<br />

Quelle: Angaben auf Grundlagen von Angaben der LVR-Kliniken und des LVR-Fachbereichs zentraler Einkauf<br />

„<br />

Die weiterhin grundsätzlich fehlende Refinanzierungsmöglichkeit<br />

von SIM-Kosten muss an dieser Stelle ausdrücklich als<br />

eines der größten Probleme bei der Versorgung von psychisch<br />

erkrankten Menschen mit Zuwanderungs-<br />

„<br />

und Fluchtgeschichte<br />

genannt werden.<br />

2018<br />

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