VKD-Praxisberichte 2019
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
PATIENTENSICHERHEIT<br />
PATIENTENSICHERHEIT<br />
handlungssetting. Beispielhaft aufgeführt: Durchführung<br />
eines Vor- und Nachgesprächs mit den<br />
SIM, Hinweise zur Schweigepflicht, zur Form der<br />
Übersetzung, etc.<br />
Die entsprechenden Flyer enthalten gebündelte<br />
und auf den konkreten Arbeitskontext abgestimmte<br />
Informationen für den Einsatz von SIM, unter anderem<br />
die Beschreibung der jeweils zu berücksichtigenden<br />
Bestell- und Abrechnungsmodalitäten<br />
sowie Informationen zu den SIM-Anbietern, mit<br />
denen aktuell eine Rahmenvereinbarung besteht.<br />
Über die entsprechenden Emailverteiler werden<br />
die Mitarbeitenden der Kliniken durch die Integrationsbeauftragten<br />
und das Kompetenzzentrum Migration<br />
regelmäßig über eigene wie auch externe<br />
Veranstaltungen und relevante Hintergrundinformationen<br />
auf dem Laufenden gehalten.<br />
mals im Haushaltsjahr 2017 gemäß Beschluss der<br />
Landschaftsversammlung des LVR vom 21.10.2016:<br />
„...In unseren Kliniken werden auch viele<br />
geflüchtete und zugewanderte Menschen behandelt.<br />
Im Rahmen der Nachsorge bedarf es<br />
intensiver Beratung. Diese wird vornehmlich<br />
von den SPZ durchgeführt. Allerdings kommt<br />
es hierbei immer wieder zu Sprachbarrieren,<br />
die durch die Unterstützung der Beratungen<br />
durch sog. Sprachmittler erheblich reduziert<br />
werden können. Um eine optimale Beratung<br />
der betroffenen Menschen gewährleisten zu<br />
können, sollen bedarfsabhängig jedem Sozialpsychiatrischem<br />
Zentrum/Sozialpsychiatrischen<br />
Kompetenzzentrum Migration (SPZ/<br />
SPKoM) Mittel zur Verfügung gestellt werden,<br />
die eine Finanzierung der Sprachmittler<br />
auf Honorarbasis ermöglicht (max. 8.000<br />
Euro/SPZ)...“<br />
Im Jahr 2017 wurden die Finanzmittel innerhalb der<br />
gemeindepsychiatrischen Versorgung zunächst<br />
und überwiegend für die genannten Schulungsund<br />
Informationsveranstaltungen der SPKoM in<br />
den Versorgungsregionen der SPZ sowie zur Erstellung<br />
von mehrsprachigen Informationsbroschüren<br />
eingesetzt. Im Jahr 2018 konnte ein deutlicher<br />
Anstieg der SIM-Einsätze in den SPZ verzeichnet<br />
werden. In vielen Gesprächen mit Vertreter*innen<br />
der SPZ und SPKoM zeigte sich jedoch, dass durch<br />
den deutlich erhöhten Zulauf nunmehr die Mitarbeitenden<br />
oft an ihre Grenzen gelangen, sei es<br />
aufgrund zeitlicher Ressourcen als auch durch fehlende<br />
interkulturelle (Beratungs-)Kompetenzen.<br />
Daher wurde von Seiten der Klinikverbundzentrale<br />
und den SPKoM für die SPZ ein umfangreiches Unterstützungs-<br />
und Qualifizierungsangebot für dieses<br />
besondere Beratungssetting konzipiert, das ab<br />
Mitte <strong>2019</strong> durchgeführt wird.<br />
Einsatzzahlen: LVR-Klinikverbund und<br />
Gemeindepsychiatrie<br />
Nach nunmehr über fünf Jahren als Förderschwerpunkt<br />
hat sich das Setting in den LVR-Kliniken als<br />
Behandlungsroutine etabliert: Die Möglichkeit, SIM<br />
einzusetzen, ist grundsätzlich bei den LVR-Mitarbeitenden<br />
bekannt und wird zunehmend genutzt.<br />
Abb. 2 zeigt, dass die Anzahl der SIM-Einsätze von<br />
570 im Jahr 2013 ansteigt bis auf etwa 5.300 im Jahr<br />
2018. Die hierfür jährlich verausgabten Haushaltsmittel<br />
wuchsen im gleichen Zeitraum über alle LVR-<br />
Kliniken von etwa 6.500 € auf 490.000 € (Angaben<br />
des LVR-Fachbereichs Zentraler Einkauf ).<br />
Der Einsatz von SIM erfolgt zu ca. 90 % bei<br />
Patient*innen mit Fluchtgeschichte. Nach Auswertung<br />
des LVR-Fachbereichs 84 wurden im gesamten<br />
Jahr 2018 ca. 2.000 Patient*innen mit Fluchtgeschichte<br />
behandelt, davon etwa 600 stationär<br />
und 1.400 ambulant. Die Anzahl der Fälle lag bei<br />
ca. 3.800, davon 800 stationär und 3.000 ambulant<br />
(Auswertung durch den Fachbereich 84).<br />
Anzahl der SIM-Einsätze in den LVR-Kliniken seit 2013<br />
Eigene Auswertung auf Grundlage der Angaben der LVR-Kliniken und<br />
des LVR-Fachbereichs Zentraler Einkauf (Abb. 2)<br />
5.300<br />
3.500<br />
4.200<br />
570<br />
1.100<br />
1.920<br />
LVR-SIM-Karte für die Kitteltasche (Abb.1)<br />
Besonderheiten des SIM-Einsatzes in der<br />
auSSerklinischen Versorgung<br />
Nicht zuletzt aufgrund der positiven Erfahrungen<br />
mit dem Einsatz von SIM in den LVR-Kliniken erfolgte<br />
eine Förderung des Einsatzes von SIM in den<br />
insgesamt 71 SPZ sowie den sieben Sozialpsychiatrischen<br />
Kompetenzzentren Migration (SPKoM) erst-<br />
Wie im Bereich der LVR-Kliniken wurden auch hier<br />
Schulungen für die Mitarbeitenden der SPZ zum<br />
Einsatz von SIM wie auch zur Arbeit mit traumatisierten<br />
Flüchtlingen insgesamt angeboten. Diese<br />
erfolgten durch die SPKoM als Fachstellen für die<br />
interkulturelle Öffnung des gemeindepsychiatrischen<br />
Versorgungsbereichs in Kooperation mit<br />
dem LVR-Kompetenzzentrum Migration.<br />
2013<br />
2014<br />
2015<br />
2016<br />
2017<br />
Quelle: Angaben auf Grundlagen von Angaben der LVR-Kliniken und des LVR-Fachbereichs zentraler Einkauf<br />
„<br />
Die weiterhin grundsätzlich fehlende Refinanzierungsmöglichkeit<br />
von SIM-Kosten muss an dieser Stelle ausdrücklich als<br />
eines der größten Probleme bei der Versorgung von psychisch<br />
erkrankten Menschen mit Zuwanderungs-<br />
„<br />
und Fluchtgeschichte<br />
genannt werden.<br />
2018<br />
<strong>VKD</strong>-PRAXISBERICHTE <strong>2019</strong> | KAMPF UMS PERSONAL - PATIENTENSICHERHEIT 78<br />
79<br />
<strong>VKD</strong>-PRAXISBERICHTE <strong>2019</strong> | KAMPF UMS PERSONAL - PATIENTENSICHERHEIT