VKD-Praxisberichte 2019
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PATIENTENSICHERHEIT<br />
PATIENTENSICHERHEIT<br />
Quelle: APS<br />
Prozent an, externe Handlungsempfehlungen zu<br />
nutzen, 80 Prozent gaben an, dass sie die Produkte<br />
des APS kennen. Und es wurden 33 neue Anregungen<br />
für weitere Handlungsempfehlungen gegeben.<br />
Viele Einrichtungen warten auf unsere Empfehlungen,<br />
vor allem, weil sie pragmatisch und praxisbezogen<br />
sind. Was wir sehr gern hätten, wäre ein<br />
jährliches Monitoring. Vielleicht könnten wir das<br />
gemeinsam mit dem <strong>VKD</strong> auf den Weg bringen.<br />
Jahreskonferenz des APS – Hedwig François-Kettner im Gespräch<br />
Das Aktionsbündnis wird seinem Namen sehr<br />
gerecht – es geht im Zusammenhang mit den<br />
Themen immer auch um Aktionen.<br />
Hedwig François-Kettner: In unseren Jahreskonferenzen<br />
– die 14. fand im Mai dieses Jahres statt<br />
– diskutieren wir intensiv wichtige Themen – sowohl<br />
im Plenum als auch in vielen Workshops und<br />
Sessions. Auch dieses Mal haben wir wieder unseren<br />
Preis für Patientensicherheit an Projekte verliehen,<br />
die wir nicht nur interessant und wichtig<br />
finden, sondern von denen wir auch hoffen, dass<br />
sie viele Nachahmer finden. Wir freuen uns auch<br />
sehr darüber, dass die WHO im Mai beschlossen<br />
hat, den von uns initiierten Internationalen Tag<br />
der Patientensicherheit als Welttag der Patientensicherheit<br />
auszurufen – jeweils zum 17. September.<br />
Im letzten Jahr beteiligten sich daran in<br />
Deutschland schon über 600 Institutionen und<br />
Krankenhäuser mit Aktionen, Fortbildungen, Tagen<br />
der offenen Tür.<br />
Welche Kampagnen waren bisher am erfolgreichsten?<br />
Am stärksten präsent scheint in den<br />
Krankenhäusern nach wie vor die „Aktion Saubere<br />
Hände“ zu sein – vielleicht, weil sie alle Bereiche<br />
und Berufe nebst<br />
Patienten und Besucher<br />
betraf.<br />
Foto: APS<br />
Hedwig François-Kettner:<br />
In Deutschland konnte<br />
in den vergangenen Jahren,<br />
wie bereits erwähnt,<br />
ein Erfolg in Bezug auf<br />
die Reduktion nosokomialer<br />
Infektionen erreicht<br />
werden. Im internationalen<br />
Vergleich stehen wir<br />
schon ganz gut da. Wichtig<br />
sind hierbei jedoch<br />
die Maßnahmen, die an<br />
unterschiedlichen „Stellschrauben“<br />
ansetzen, damit<br />
nosokomiale Infektionen<br />
reduzieren und die<br />
Sicherheit der Patienten<br />
verbessern. Die Vielfältigkeit<br />
der eingesetzten<br />
Maßnahmen führt zum<br />
Erfolg.<br />
Wie binden Sie Patienten<br />
in die Arbeit des APS ein?<br />
Hedwig François-Kettner: Wir beziehen Patientenvertreter<br />
obligatorisch in unsere Arbeit mit ein. Im<br />
APS-Vorstand waren sie von Beginn an immer auch<br />
dabei. Wir wollen, dass Patienten souveräner werden.<br />
Deshalb geben wir spezielle Empfehlungen<br />
für sie heraus, die ihnen helfen sollen, eigenes Verhalten<br />
entsprechend einzusetzen.<br />
Einmal im Jahr organisieren wir Patientenworkshops<br />
und bitten zuvor Patienten, die ihnen wichtigen<br />
Themen zu benennen. In diesem Jahr war es<br />
das Entlassmanagement, das leider in vielen Krankenhäusern<br />
nicht gelebt wird. Ich habe schon 1995<br />
am ersten Expertenstandard dazu mitgearbeitet.<br />
Noch immer sind wir hier in der Praxis nicht so weit<br />
gekommen, wie erhofft und wie notwendig wäre.<br />
Es ist allerdings nicht ganz einfach, Patienten einzubinden,<br />
denn diejenigen, die dazu bereit wären,<br />
sind häufig bereits mit ihrem eigenen Krankheitsbild<br />
in Selbsthilfegruppen aktiv. Wir versuchen, ihnen<br />
die ehrenamtliche Arbeit zu erleichtern, indem<br />
wir ihnen z. B. die Reisekosten erstatten, wenn sie<br />
zu unseren Arbeitsgruppen kommen. Wir schicken<br />
unsere Ergebnisse aber auch an entsprechende<br />
Patientengruppen mit der Bitte zu prüfen, ob aus<br />
ihrer Sicht noch andere Aspekte eine Rolle spielen.<br />
Der informierte Patient – von ihm ist immer wieder<br />
die Rede. Gute Kommunikation ist aber ein<br />
schweres Thema, gerade auch für Ärzte. Am Ende<br />
geht es immer auch um Vertrauen. Könnte man<br />
sagen, Patientensicherheit in allen Bereichen, gut<br />
kommuniziert, schafft Vertrauen bei den Patienten<br />
und damit ein Verhältnis auf Augenhöhe?<br />
Hedwig François-Kettner: Vertrauen entsteht durch<br />
Transparenz, durch ein entsprechendes Verhalten<br />
gegenüber Patienten und Angehörigen, durch<br />
eine offene, klare Kommunikation.<br />
In anderen Ländern ist das Verhältnis von Patienten<br />
und Medizinern schon anders als hierzulande.<br />
In der Meo-Klinik in Minnesota zum Beispiel sitzen<br />
Ärzte und Patienten sich nicht gegenüber, sondern<br />
nebeneinander. Schon damit beginnt eine andere<br />
Form des Umgangs, die Vertrauen schafft. In kleinen<br />
Videos werden wichtige Informationen und<br />
Vorgehensweisen erläutert. Die Patienten bekommen<br />
ihre Rechnungen und können diese überprüfen.<br />
Natürlich – wenn jemand schwer krank ist,<br />
müssen andere für ihn handeln. Das muss aber immer<br />
mit Respekt geschehen. Hier können wir bei<br />
uns noch sehr viel tun.<br />
Wir haben im vergangenen Jahr eine neue Broschüre<br />
„Reden ist der richtige Weg“ herausgegeben,<br />
für die Patienten die Gliederung erarbeitet<br />
haben. Wir wollen erreichen, dass Patienten hinterfragen,<br />
was Ärzte und Pflegende sagen und tun,<br />
dass sie selbst Verantwortung übernehmen.<br />
Die Generation, die nach uns kommt, mein Sohn<br />
zum Beispiel, geht schon völlig anders an die Sache<br />
heran, hinterfragt tatsächlich Aussagen von<br />
Ärzten, informiert sich im Internet. Es ist nur eine<br />
Frage der Zeit, dass dies der Normalfall wird.<br />
Das Aktionsbündnis<br />
Patientensicherheit<br />
Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. wurde<br />
im April 2005 als gemeinnütziger Verein gegründet.<br />
Es setzt sich für eine sichere Gesundheitsversorgung<br />
ein und widmet sich der Erforschung, Entwicklung und<br />
Verbreitung dazu geeigneter Methoden. Die Grundregeln<br />
der Vereinsarbeit lauten: Glaubwürdigkeit durch<br />
Unabhängigkeit, Bündelung von Fachkompetenzen,<br />
Multidisziplinäre Vernetzung, von der Praxis für die<br />
Praxis. Träger des APS sind Vertreter der Gesundheitsberufe,<br />
ihrer Verbände und der Patientenorganisationen,<br />
deren Ziel es war, eine gemeinsame Plattform zur<br />
Verbesserung der Patientensicherheit in Deutschland<br />
aufzubauen. International besteht Interaktion mit den<br />
Schwesterorganisationen für Patientensicherheit.<br />
Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.,<br />
Am Zirkus 2, 10117 Berlin,<br />
Tel: +49 (0)30 3 64 28 16 0,<br />
Fax: +49 (0)30 3 64 28 16 11,<br />
info@aps-ev.de<br />
Inzwischen arbeiten in den Krankenhäusern<br />
auch Ärzte und Pflegende aus anderen Ländern.<br />
Gleichzeitig kommen Patienten, die nur wenig<br />
oder gar nicht deutsch sprechen. Sie bringen zudem<br />
eine andere Vorstellung von Gesundheitsversorgung<br />
mit. Verständnisschwierigkeiten sind<br />
vorprogrammiert. Ein Thema für das APS?<br />
Hedwig François-Kettner: Unbedingt. Die Kommunikation<br />
mit ausländischen Patienten ist ein Thema<br />
für sich. Sprachbarrieren erschweren oder verhindern<br />
gar eine fehlerfreie Diagnostik, Patienten verstehen<br />
die veranlasste Therapie nicht. Wir haben<br />
das bereits in unserer Jahreskonferenz 2017 be-<br />
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<strong>VKD</strong>-PRAXISBERICHTE <strong>2019</strong> | KAMPF UMS PERSONAL - PATIENTENSICHERHEIT 60<br />
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