17 d’Isarwinkler
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TITELGESCHICHTE<br />
Maria und Kaspar mit ihren drei ersten Kindern Maria, Franz und Kathi<br />
wurde allerdings der Gummi für die<br />
Reifen knapp, wie so vieles damals.<br />
Dann ging‘s erstmal zu Fuß weiter.<br />
Später wurden die Gummireifen aus<br />
vielen kleinen Gummistöpseln zusammengeschustert.<br />
„Des hod ganz<br />
schee bumpert und blogt hod ma si<br />
a“, beschreibt sie das ziemlich unkomfortable<br />
Vehikel.<br />
Unter der Woche hatte sie ihr Quartier<br />
beim Lehrbetrieb. Am Wochenende<br />
ging es dann nach Hause. Und<br />
wieder strahlen Marias Augen, weil<br />
ihr wieder eine Geschichte in den<br />
Sinn kommt: „De Ausgangssperre<br />
hob i ned dawart. Dann hob i<br />
mi mitn Radl aufn Weg in d‘Arbat<br />
gmacht. Bei der Heimfahrt fahr i<br />
in Reichersbeuern am Bahngleis<br />
entlang. Damit mi keiner dawischt.<br />
Hinter einer Hecke hab‘n die Amerikaner<br />
ihr Lager aufgschlagn und ois<br />
i ums Eck fahr, liegt da ein Schwarzer.“<br />
(Damals hat man noch einen<br />
anderen Namen verwendet. Den mit<br />
N – ihr wisst, welcher gemeint ist)<br />
„Was meinst, wias mi g‘rissn hod?<br />
I hob ja no nia so oan gseng! Der<br />
Ami hod dann recht lachen miassn,<br />
weil i so daschrocka bin. Und i bin<br />
weiter gradlt wia a Wilde“, berichtet<br />
sie uns ganz aufgeregt, denn heute<br />
kann auch sie über die Geschichte<br />
lachen. Maria blieb nach der Lehre<br />
noch ein paar Jahre in Wall und<br />
ging dann auf d‘Stehr bis 1953. Das<br />
machten die Schneiderinnen damals<br />
so. Sie gingen von Hof zu Hof und<br />
nähten dort für die Leute Hemden,<br />
Bettwäsche und allerlei Gewand<br />
– alles, was dort gebraucht wurde.<br />
Nach getaner Arbeit ging es weiter<br />
zum nächsten Auftraggeber.<br />
Als Oma den Opa<br />
kennenlernte<br />
„Da Vadder hod natürlich nix wissen<br />
derfn“, verrät uns Maria, als sie<br />
sich mit ihrem Zukünftigen traf.<br />
Während sie in Tölz für die Familie<br />
Einkäufe erledigte, hat sie sich mit<br />
ihrem Liebsten heimlich verabredet.<br />
Drei Jahre waren die beiden schon<br />
ein Paar bis geheiratet wurde. „I bin<br />
da Kaspar und bin der Hochzeiter<br />
von deiner Tochter“, so selbstbewusst<br />
stellte er sich seinem Schwiegervater<br />
vor. Als wenig betuchter<br />
Zimmerer war er freilich nicht die<br />
erste Wahl. Denn damals hatte man<br />
als Bauerstocher schon einen gewissen<br />
Stand. Vielleicht hat sich Maria<br />
in diese zwei leuchtenden Augen<br />
verliebt, die einem sogar noch auf<br />
den Schwarz-Weiß-Bildern entgegenstrahlen.<br />
Jenes Strahlen hatte er<br />
auch nicht während der Kriegsjahre<br />
zuvor, die er an der Front im Kaukasus<br />
als Gefangener verlebt hatte,<br />
verlernt. Damals floh er aus der<br />
Gefangenschaft, sammelte auf dem<br />
langen Weg Reste von den Feldern<br />
auf und schwamm sogar auf seinem<br />
Weg nach Hause durch die Mol-<br />
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