17 d’Isarwinkler
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Die Liebe zu dem Wort „Weihnachten“<br />
D‘Weihnacht<br />
Text: Horst Münzinger<br />
Bild: Freepik<br />
Neulich gab‘s am Stammtisch<br />
fast an Streit wegen Weihnachten.<br />
Der eine behauptete, „bei<br />
uns“ darf man nur von der Heiligen<br />
Nacht reden, weil das viel<br />
verwendete Weihnachten preußischen<br />
Ursprungs sei. Der andere<br />
hielt gerade Weihnachten für<br />
den richtigen weißblauen Ausdruck<br />
und die Heilige Nacht für<br />
eine nordische Variante. Wer hat<br />
Recht? Der Dritte im Bunde konnte<br />
helfen. Heilig kommt von heil<br />
und ist tatsächlich der ursprünglich<br />
niederdeutsche Ausdruck für<br />
das hochdeutsche weih. Eigentlich<br />
egal, ob das germanische heil<br />
oder das aus dem Lateinischen<br />
stammende weih, beide meinen eh<br />
das Gleiche im Sinne von etwas<br />
Besonderem, was Ausgegrenztem.<br />
Ja, sacra, meint der eine, weih ist<br />
also auch Hochdeutsch, also wie<br />
heil auch aus dem Norden?! Meint<br />
man, sagt der Aufklärer, weil die<br />
deutsche Sprache heute allgemein<br />
als Hochdeutsch bezeichnet wird,<br />
obwohl das ursprüngliche<br />
Hochdeutsch vor über 1200 Jahren<br />
hier im Süden entstanden<br />
ist. Vorher gabs schon das Niederdeutsche.<br />
Erstmal skeptische<br />
Ruhe. Dann die Frage: Weihnacht<br />
wäre also der in Bayern richtige<br />
Begriff für das Christusfest? So<br />
könnt man es sehen, aber der Heilige<br />
Abend, also der Abend vor<br />
Christi Geburt am 25. Dezember<br />
und die Tage drumherum, also<br />
Weihnachten sind mehr als nur<br />
Begriffe. Schließlich ist der 24.<br />
Dezember auch der Tag der Wintersonnwende<br />
und somit der kürzeste<br />
Tag im Jahr. Dieser besondere<br />
Tag war schon für die Kelten<br />
hier Anlass zum Feiern, weil nun<br />
die Tage wieder länger werden, es<br />
also wieder länger am Tag hell ist.<br />
Später hat das Christentum das<br />
Fest der Kelten übernommen und<br />
den 25. Dezember zum Geburtstag<br />
von Jesus Christus erklärt und<br />
im Laufe der Jahrhunderte sind<br />
allerhand Rituale, Begriffe und<br />
Gewohnheiten drum herum entstanden.<br />
Was zum Beispiel? Das<br />
Krippenspiel, das unter Montgelas<br />
verboten war oder das Paradeisel<br />
aus Grünzeug und Äpfeln,<br />
der Vorgänger des heute auch in<br />
südlichen Haushalten üblichen<br />
Adventskranzes. Übrigens erst im<br />
19. Jahrhundert in Hamburg entstanden.<br />
Naja, heute erinnert das<br />
Weihnachtsfest und das Drumherum<br />
eher an eine Geschenkorgie<br />
und kaum einer fragt nach der<br />
Herkunft der Begriffe und der<br />
Üblichkeiten. Aber vielleicht dient<br />
ja auch diese Unterhaltung dazu,<br />
dass man sich wieder Gedanken<br />
macht über Ursprung und Sinn<br />
dieses Tags, der eben ein besonderer<br />
Tag ist und zu den schönsten<br />
des Jahres zählt.<br />
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