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17 d’Isarwinkler

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PORTRÄT Florian Huber<br />

der Toten“. Doch spätestens mit<br />

dem Fund einer ENIGMA, jener<br />

aufsehenerregenden deutschen<br />

Chiffriermaschine aus dem Zweiten<br />

Weltkrieg, erlangte Dr. Florian<br />

Huber Weltruhm. „Das war totaler<br />

Zufall“, erinnert er sich. „Wir waren<br />

eigentlich im Auftrag des WWF<br />

in der Ostsee unterwegs, als uns<br />

plötzlich diese seltsame ,Schreibmaschine‘<br />

ins Auge fiel.“ Die<br />

,Schreibmaschine‘ entpuppte sich<br />

als einer der wohl spektakulärsten<br />

Funde der letzten Jahrzehnte.<br />

„Der Walchensee ist<br />

unglaublich kalt“<br />

Doch zurück nach Bayern und zum<br />

Walchensee. „Immer wenn ich meine<br />

Familie in Lenggries besuche,<br />

hüpfe ich in den Walchensee“, bekennt<br />

der renommierte Forscher.<br />

„Dieser See fasziniert mich einfach<br />

und demnächst möchte ich ein Buch<br />

darüber schreiben.“ Im Frühjahr<br />

2016 durfte er seinen Lieblingssee<br />

ganz offiziell zum ersten Mal<br />

erforschen. Vom Stromanbieter<br />

EON beauftragt, tauchten Huber<br />

und seine Kollegen durch den<br />

Kesselbergstollen, durch den das<br />

Wasser zum Walchenseekraftwerk<br />

strömt. Dieses Unternehmen diente<br />

zur Vorbereitung auf den Einsatz<br />

des deutschlandweit einzigen<br />

bemannten Forschungs-U-Bootes<br />

Jago, das den Zustand des Tunnels<br />

überprüfen sollte. Das wendige<br />

Unterwassergefährt wurde<br />

vom Kieler Helmholtz-Institut für<br />

Ozeanforschung zur Verfügung<br />

gestellt. „Bevor das U-Boot den<br />

Tunnel durchfahren konnte, mussten<br />

wir Taucher aber erstmal eine<br />

Orientierungsleine legen. Daran<br />

entlang suchte sich das U-Boot seinen<br />

Weg“, erklärt Huber den aufwendigen<br />

Einsatz. Was nach einem<br />

unspektakulären Routine-Auftrag<br />

für das Submaris-Team klingt, barg<br />

einige Gefahren: „Der Walchensee<br />

ist einfach unglaublich kalt und ein<br />

Auftauchen im Notfall während<br />

des Tauchgangs durch den Tunnel<br />

wäre schlichtweg nicht möglich gewesen.“<br />

Das Team schaffte es ohne<br />

Zwischenfälle und entdeckte auf<br />

seinem Weg sogar ein altes Gewehr<br />

aus dem Zweiten Weltkrieg. Überhaupt<br />

lagern im Walchensee noch<br />

so einige Artefakte aus den Kriegsjahren<br />

1939 bis 1945. „Interessant<br />

sind die Überreste eines sogenannten<br />

Lancaster-Bombers“, berichtet<br />

Huber. Ein Großteil des damals<br />

über dem See abgestürzten Fliegers<br />

wurde vor einigen Jahren schon<br />

von Hobby-Tauchern geborgen.<br />

Florian Huber interessieren jedoch<br />

die Reste, die noch auf dem Seegrund<br />

liegen. „Ich hab schon mal<br />

intensiv recherchiert und auch mit<br />

einer Zeitzeugin über den Absturz<br />

des Bombers gesprochen und werde<br />

diese Geschichte wahrscheinlich in<br />

meinem geplanten Buch über den<br />

Walchensee erzählen.“ Neben dem<br />

Bomber befinden sich auch zahlreiche<br />

Autowracks auf dem Grund des<br />

Sees. Warum und weshalb konnten<br />

allerdings selbst die Nachforschungen<br />

des Wissenschaftlers bislang<br />

nicht ans Tageslicht bringen.<br />

Bei seinen Tauchgängen trifft Florian Huber auch gelegentlich auf gefährliche Meeresbewohner<br />

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