Masterarbeit (Anhang)
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englischen Psychologen und Psychoanalytiker, entwickelt. In ihr wird die Psychoanalyse mit<br />
den Forschungsbereichen der Entwicklungspsychologie (Theorie des Geistes 83 – Theory of<br />
Mind) und der Bindungstheorie verknüpft. 84 Die Mentalisierung/Reflexionsfunktion ist das<br />
Ergebnis eines Entwicklungsprozesses, der sich zwischen dem 9. Lebensmonat und dem 4.<br />
oder 5. Lebensjahr entfaltet und bedeutet in der Psychologie und Psychoanalyse die Fähigkeit,<br />
das eigene Verhalten (zu reflektieren) oder das Verhalten anderer Menschen durch Zuschreibung<br />
mentaler Zustände (Überzeugungen, Gefühle, Einstellungen, Wünsche, etc.) die dem<br />
Verhalten zugrunde liegen, zu interpretieren. 85 Somit kann die Fähigkeit zur Mentalisierung<br />
auch als Grundlage für die Empathie gesehen werden. 86 Schritte auf dem Weg zur Fähigkeitsausprägung<br />
der Mentalisierung sind die Affektspiegelung und -regulierung in der Markierung,<br />
die psychische Äquivalenz und die Als-ob-Spiele. In diesen Modi braucht es eine selbstreflektierte<br />
und eine interpersonale Komponente, die das Kind befähigt, zwischen innerer und äußerer<br />
Realität, intrapersonalen mentalen und emotionalen Prozessen und interpersonalen Kommunikationen<br />
zu unterscheiden. 87 Diese Komponente kann nur mit einer wohlwollenden<br />
Reflektion durch eine psychisch reife Persönlichkeit entstehen, die das Kind vom Säuglingsal-<br />
ter bis in die Kindheit hinein begleitet. 88 Erst ab dem 18. Lebensmonat zeigt das Kind erste<br />
Anzeichen einer Mentalisierungsentwicklung. Bis zum 4. oder 5. Lebensjahr werden die Modi<br />
psychische Äquivalenz und die Als-ob-Spiele vollständig integriert, d.h. das Kind kann zwischen<br />
zwei Realitäten unterscheiden und die daraus entstehende Mentalisierungsfähigkeit<br />
kommt der eines Erwachsenen gleich. 89<br />
Im Folgenden wird auf einige Entwicklungsschritte näher eingegangen. Weiterführende und<br />
differenziertere zusammenfassende Aussagen finden sie auch bei Dornes (2004) und Köhler<br />
(2004).<br />
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Vor dem 4. Lebensjahr muss in der Entwicklung des Kindes viel geschehen, bevor es in der<br />
Lage ist, über eigene Gedanken und Gefühle nachzudenken und hinter den Handlungen anderer<br />
Menschen individuelle Absichten zu erkennen. Die nötige Entwicklung wird durch die<br />
83 „Die Forschungen zur >Theorie des Geistes< beschäftigen sich mit der Frage, wann und wie das Kind entdeckt,<br />
dass es selbst und die anderen über mentale Zustände verfügen.“ (Hédervári-Heller 2011, S.43)<br />
84 vgl. Hédervári-Heller 2011, S.43 ; vgl. auch Dornes 2004, S.175<br />
85 vgl. Fonagy et al. 2004, S.10f ; vgl. auch Dornes 2004, S.176<br />
86 vgl. Snozzi/Singer 2009, S.101<br />
87 vgl. Fonagy et al. 2004, S.33<br />
88 vgl. Fonagy et al. 2004, S.12<br />
89 vgl. Hédervári-Heller 2011, S.44<br />
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