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Masterarbeit (Anhang)

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zu den Eltern nachgewiesen werden. Dieses setzte erst wieder ab dem 17. Lebensjahr ein. Die<br />

Jugendlichen bauen in diesem Alter eher zu anderen Menschen eine Bindung auf, z.B. zu<br />

Freunden, Lehrern, Sozialarbeitern, Haustieren etc. Da das Bindungssystem zwischen dem<br />

Jugendlichen und den Eltern für diese Zeit inaktiv erscheint, verlieren die Eltern auch die<br />

Möglichkeit regulierend und unterstützend auf den Jugendlichen einzuwirken. In der Sprache<br />

der Bindungsforschung gesprochen rückversichert er sich nicht mehr bei seinen Eltern, bevor<br />

er explorieren geht. 118<br />

In diesem Ablöseverhalten kommt es dann nach Fonagy et al. (2004) zu weiteren Komplikationen.<br />

Aufgrund der frühen Bindungserfahrungen in denen das Kind seine Affekte gespiegelt<br />

bekommen hat, entwickelte es in der Markierung mit seiner Bindungsperson ein verinnerlichtes<br />

fremdes Selbst. Dieses ist natürlich auch im Jugendalter weiterhin vorhanden und Teil des<br />

eigenen Selbst. (vgl. Kap. 2.2.1) Das fremde Selbst wird in dieser Zeit vom Jugendlichen unbewusst<br />

wahrgenommen und er versucht sich aktiv (z.B. Streit mit den Eltern über ihre Art<br />

und Weise) davon abzuwenden. Da es zu ihm selbst gehört, kann dieser Versuch mit einem<br />

schmerzhaft erlebten Identitätsverlust verbunden sein und die Suche nach einer neuen Identität<br />

beginnt. In dieser Zeit ist der Jugendliche für alle möglichen identitätsstiftenden Aktivitäten<br />

anfällig, da er in sich selbst stark verunsichert ist und nach Orientierung sucht. Dennoch<br />

bleibt das internalisierte fremde Selbst der Bindungsperson erhalten, da es sich unbewusst ab<br />

dem Säuglingsalter entwickelt hat und nicht ersetzt werden kann. Aus diesem Grund nutzt es<br />

dem Jugendlichen nichts Unterschiede zwischen ihm und seinen Bindungspersonen aufzudecken<br />

um sich abzugrenzen, sondern er sollte die Gemeinsamkeiten, bzw. das fremde Selbst<br />

akzeptieren, damit er sein eigenes Selbst weiterentwickeln kann. Da sich der Jugendliche dessen<br />

nicht ohne Hilfe bewusst werden kann, sucht er nach einer Möglichkeit der Regulation.<br />

Diese findet er z.B. in einem Partner zu dem er, wie einst zu seiner Bindungsperson eine symbiotische<br />

Beziehung aufbauen kann und das fremde Selbst in eine neue Person projiziert und<br />

im besten Fall darin annehmen kann. 119<br />

Zusammenfassend ist dazu zu sagen, dass das was der Jugendliche im Laufe seiner sozialemotionalen<br />

Entwicklung von seinen Bindungspersonen erlernt hat (Fähigkeit zur Emotionsregulierung<br />

und Mentalisierung, innere Repräsentationen und ein inneres Arbeitsmodell über<br />

sich und andere) entscheidend dazu beiträgt, wie sich die weitere intellektuelle Entwicklung<br />

und die Beziehungsgestaltung zu anderen Menschen gestaltet. 120<br />

118 vgl. Seiffge-Krenke 2009, S.77<br />

119 vgl. Fonagy et al. 2004, S.324<br />

120 vgl. Seiffge-Krenke 2009, S.80<br />

� 33�

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