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Masterarbeit (Anhang)

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ist zu sagen, dass der wichtigste Kanal für symbolische Interaktionen die Sprache ist. Damit<br />

die Sprache mit ihren Worten als Symbolträger agieren kann, müssen zwischen Empfindungen<br />

und Worten Verbindungen in der Psyche des Kindes organisiert sein. Innere Zustände<br />

müssen eine Bedeutung haben, die anderen mitgeteilt und in anderen wiedergefunden werden<br />

können. 216 Die Sprache befähigt den Menschen anders und neu zu denken. Er kann seine Gedanken<br />

durch die Sprache strukturieren und hat dadurch einen Zugang zu viel komplexere<br />

Gedankengängen. 217 Fasst der Mensch seine Gefühle in Worte, dann sind damit verbundene<br />

Erfahrungen viel leichter abrufbar und er kann über diese nachdenken. Verfügt das Kind<br />

demnach über einen gewissen Wortschatz, steht er ab sofort immer zur Verfügung und ermöglicht<br />

es, den eigenen Empfindungen bewusst zu werden und über diese und über sich<br />

selbst ins Denken zu kommen. Da dieses Denken immer komplexer wird, wird auch der<br />

Wunsch nach neuen Wörtern immer intensiver um bestimmte Dinge beschreiben und benennen<br />

zu können. 218 Erhält es von seinen Bezugspersonen keine weiteren Worte für bestimmte<br />

geäußerte oder möglichen verdeckten Gefühlszuständen, dann kann es seine kognitiven Strukturen<br />

im Bezug auf seine Selbstwahrnehmung nur bedingt weiter ausweiten und viele Emp-<br />

findungen bleiben sprachlich und damit auch gedanklich ungreifbar. Dadurch kann es sein<br />

Selbst auf diesem Gebiet auch nur begrenzt weiterentwickeln und möglicherweise öfters auf<br />

gefühlsintensive überfordernde Situationen stoßen. 219 Als Folge dessen können Regulationsstörungen<br />

und Verhaltensauffälligkeiten wie stark klammerndes Verhalten, Autoaggressionen<br />

oder auch Aggressionen gegen andere Menschen auftreten (vgl. Kap. 4.1).<br />

Dieses Verhalten kann auf Dauer dazu führen, dass das Kind die unverständlichen Gefühls-<br />

empfindungen mittels derartiger Strategien zu regulieren lernt und als dauerhafte Konzepte<br />

für sein Gefühlsleben übernimmt. Dem Kind wird es dann schwer fallen andere Strategien zu<br />

entwickeln. Es ist seinen unbewussten Gefühlen ausgeliefert, da es Situationen, in denen derartige<br />

Gefühle auftreten nicht bewusst durchdenken kann und in immer wieder gleiche Ver-<br />

haltensmuster zurückfällt. Hier ist es wichtig, gemeinsam mit dem Kind diese Gefühle bewusst<br />

zu machen und es dadurch zu befähigen zu reflektieren/mentalisieren, um als Folge<br />

dessen durch das Einüben neuer Verhaltensoptionen sein neuronales Netzwerk neu zu gestalten.<br />

220 Dazu müssen dies aber zuerst die Eltern lernen, bevor sie ihr Wissen weitergeben können.<br />

Weiter sollten Eltern nach Greenberg (2006) sich die Zeit nehmen mit Akzeptanz, Verständnis<br />

und Empathie auf ihr Kind einzuwirken. Ihm aktiv zuhören, seine Gefühle benennen<br />

216 vgl. Fonagy et al. 2004, S.13<br />

217 vgl. Greenspan/Shanker 2007, S.190<br />

218 vgl. Greenberg 2006, S.123<br />

219 vgl. Fonagy et al. 2004, S.43f<br />

220 vgl. Roth 2004<br />

� 57�

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