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Masterarbeit (Anhang)

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dene Möglichkeiten und Informationen in ein abstraktes Gedankenkonstrukt mit einbringen.<br />

Somit beginnt der Jugendliche, über seine und die Gefühle anderer in komplexeren Strukturen<br />

nachzudenken. Die Gefühle beschränken sich fortan nicht mehr nur auf primäre Gefühlszustände<br />

(z.B. Angst, Wut, Hass, Freude) sondern es kommen sekundäre Gefühle (z.B. Verlegenheit,<br />

Eifersucht, Schuld, Stolz) hinzu, die auf den primären aufbauen. 111 Diese neue Fähigkeit<br />

zur Abstraktion und Ausdifferenzierung „der primären Gefühlszustände kann indes<br />

nur mühsam aufrechterhalten werden und bricht unter den emotionalen Belastungen, die der<br />

Entwicklungsprozess mit sich bringt, leicht zusammen.“ 112 Um welche Belastungen es sich<br />

dabei handelt, wird an der neuronalen Entwicklung des Gehirns im Folgenden kurz aufgezeigt.<br />

Nach Myers (2008) und Stangl (2011) erlebt das Gehirn in der Adoleszenz, u.a. im präfrontalen<br />

Cortex (Stirnlappen) einen erneuten Reifungsprozess (vor allem im 11. – 18. Lebensjahr).<br />

Es gewinnt nicht weiter an Größe hinzu (nur bis zum ca. 4- Lebensjahr), sondern beginnt,<br />

bestehende neuronale Nervenbahnen mit Myelin massiv zu isolieren. Diese Fettschicht sorgt<br />

dafür, dass die Nervenbahnen voneinander besser abgeschirmt werden und somit die Strom-<br />

impulse mit weniger Verlust und 30-mal schneller von Nervenzelle zu Nervenzelle wandern<br />

können. Durch die neuronale Umstrukturierung und den damit verbundenen Verlust von einer<br />

Vielzahl ungenutzter Nervenzellen büßt das Gehirn allerdings auch an Elastizität ein und es<br />

wird für den Jugendlichen schwieriger z.B. Sprachen zu erlernen. Diese Reifung geschieht<br />

vom Cerebellum (Kleinhirn; hinten) zum präfrontalen Cortex (vorne). Der präfrontale Cortex<br />

ist für die moralischen Erwägungen, Prioritätensetzung, die Kontrolle des impulsiven Verhal-<br />

tens, die Kommunikation und Planung von Handlungen (rationale Entscheidungen) zuständig.<br />

Wenn der präfrontale Cortex beginnt sich zu verändern, können diese spezifischen Funktio-<br />

nen während dieser Zeit beeinträchtigt sein. Dies führt dazu, dass u.a. die Amygdala (Mandelkern;<br />

Gehirnregion die an der Entstehung, Verarbeitung und Regulierung von intensiven<br />

Gefühlen wie der Angst oder Wut beteiligt ist), deren Impulse normalerweise durch den präfrontalen<br />

Cortex reguliert werden, aufgrund der Überlastung des präfrontalen Cortex Entscheidungsprozesse<br />

übernimmt. Daher werden aus eigentlich rationalen Überlegungen immer<br />

wieder emotionale Gefühlsausbrüche die nicht kontrolliert werden können. Dies führt auch<br />

dazu, dass Jugendliche unter den Umbauumständen nur noch bedingt dazu in der Lage sein<br />

können die Gefühle anderer Menschen und soziale Szenarien einzuschätzen. In einer Studie in<br />

der dreihundert 10- bis 22-jährige Jugendliche Porträts von Menschen gezeigt bekamen, deren<br />

Gesichtsausdruck sie beurteilen sollten, fand der Neurologe Robert McGivern (San Diego<br />

111 vgl. Fonagy et al. 2004, S.86 ; vgl. auch Damasio 1996, S.201<br />

112 Fonagy et al. 2004, S.325<br />

� 31�

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