26.04.2022 Aufrufe

Wina Mai 2021

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

INTERVIEW MIT RUTH KATRIN LAUPPERT-SCHOLZ<br />

„Interreligöses und<br />

interkulturelles Denken“<br />

Ihre Vortragsarbeit sieht Ruth Katrin Lauppert-Scholz als einen<br />

Beitrag zu mehr Akzeptanz und Toleranz von Diversität. Wissen macht das<br />

andere besser verständlich und verringert Barrieren. Interview: Viola Heilman<br />

WINA: Du bist Soziologin und arbeitest als vortragende<br />

Referentin zu interreligiösen Themen. Worüber handeln<br />

deine Vorträge, Seminare und Workshops?<br />

Ruth Lauppert-Scholz: Grundsätzlich habe ich unterschiedliche<br />

Schwerpunkte. Einerseits die Vermittlung<br />

des lebendigen, aktiven jüdischen Lebens,<br />

dieser Vortrag heißt Judentum erLeben. Andererseits<br />

arbeite ich an der Shoah Education, also Gedenkarbeit,<br />

was unter anderem Gedenkstättenpädagogik<br />

im weitesten Sinne beinhaltet. Da gehören etwa die<br />

Führungen Stolpersteine erzählen Geschichten dazu, aber<br />

auch Führungen zu den jüdischen Gedenkstätten in<br />

der Südoststeiermark. Ein dritter Schwerpunkt ist<br />

meine Arbeit mit Lehrern und Schüler*innen über<br />

Antisemitismus und interreligiöses Lernen. Hier<br />

hilft mir mein zusätzliches Studium der Religionswissenschaft<br />

sehr.<br />

Du leitest einen Verein, der Granatapfel heißt?<br />

I Eigentlich ist das kein Verein, sondern ein Ein-Personen-Unternehmen.<br />

Ich führe dieses Unternehmen<br />

und organisiere hier meine Arbeit.<br />

An wen richten sich deine Bildungsangebote?<br />

I Es sind ganz unterschiedliche Zielgruppen, die vorwiegend<br />

aus Multiplikator*innen, Pädagog*innen,<br />

Vermittler*innen und Lehrbeauftragten der Pädagogischen<br />

Hochschule Steiermark bestehen. Ich bin<br />

dort auch Mitglied der Ethiklehrerausbildung und<br />

Vortragende für Erwachsenengruppen zu speziellen<br />

Themen. Es gab zum Beispiel eine Vortragsreihe über<br />

Unorthodox, das Buch und die Netflix-Serie. Solche<br />

vorgegebenen Themen sind keine leichte Entscheidung,<br />

da es viel Pro und Kontra dazu gibt. Von diesen<br />

„Dabei kommt<br />

es auch darauf<br />

an zu zeigen,<br />

wie viel der<br />

Islam und<br />

das Judentum<br />

gemeinsam<br />

haben.“<br />

Ruth Lauppert-<br />

Scholz<br />

Gruppen kommen viele Fragen zum Judentum im<br />

Allgemeinen, weil darüber in der Öffentlichkeit viel<br />

zu wenig bekannt ist. Es werden Fragen zu Festen,<br />

Feiertagen, Kashrut und Traditionen gestellt. Andere<br />

Zielgruppen meiner Arbeit sind Schüler*innen<br />

ab der dritten Klasse Volksschule. Manchmal kommen<br />

sogar erste Klassen zu mir. Um die Thematik näherzubringen,<br />

wende ich für ganz kleine Kinder altersgerechte<br />

Möglichkeiten an. Wenn sie sich dann<br />

merken, dass der Davidstern sechs Zacken hat und<br />

nicht fünf oder acht, dann ist das schon ein pädagogischer<br />

Erfolg für mich.<br />

Wie vermittelst du dein Wissen?<br />

I Das Spezielle an meinem Ansatz ist das interreligiöse<br />

und interkulturelle Denken. Wenn man beispielsweise<br />

ein konfessionell gebundenes Angebot bucht,<br />

wie etwa eine Kirchen-Synagogen-Moschee-Führung,<br />

dann beleuchte ich die Themen aus der Innenseite der<br />

jeweiligen Religion und nicht vom Rand. Aus meiner<br />

Perspektive bleiben sonst zu viele Fragen offen. Wie<br />

zum Beispiel die Figur des Jesus: Die Frage ist hier,<br />

welche Rolle diese Figur in der jüdischen, christlichen<br />

und muslimischen Religion spielt. Auf diese Weise ergeben<br />

sich dann auf einer übergeordneten Ebene unterschiedliche<br />

Zugänge.<br />

Siehst du durch die zunehmende Diversität in der Gesellschaft<br />

eine Abflachung der kulturellen Unterschiede?<br />

I Ja, in meinem speziellen Umfeld und dem meiner<br />

Kinder ist das so. Aber das geht nicht automatisch<br />

überall. Es bedarf viel Arbeit, die Akzeptanz herzustellen.<br />

Es sollte daher viel mehr Angebote im Bereich<br />

des interkulturellen Lernens geben.<br />

© privat<br />

14 wına | Juni/Juli <strong>2021</strong><br />

sommer_doppel1.indb 14 29.06.<strong>2021</strong> 10:05:02

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!