smartLiving Magazin Stuttgart | Ausgabe 03/2022
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Immobilien<br />
WOHNEN AM NECKAR<br />
Sieger-Entwurf des neuen Eiermann-Areal von Steidle Architekten und Realgrün Landschaftsarchitekten<br />
Mit 16:1 Stimmen hatte sich das Preisgericht<br />
Ende 2016 für das Modell entschieden,<br />
das bei dieser Gelegenheit von vielen<br />
Seiten gelobt wurde. Der Campus werde<br />
endlich wieder wachgeküsst, betonte etwa<br />
<strong>Stuttgart</strong>s Baubürgermeister Peter Pätzold.<br />
Es zeichne sich ein modernes Stadtquartier<br />
ab, das als Ganzes funktionsfähig<br />
sei. Ganz besonders angetan war Pätzold<br />
von dem bewohnbaren Lärmschutzriegel,<br />
wegen der gewundenen Form auch<br />
„Schleifenhaus“ genannt, der ein „wahrlich<br />
herausragender“ Entwurf sei. Das Architekturbüro<br />
habe damit auf innovative<br />
Weise „einen Problemlöser in ein Gestaltungselement<br />
umgewandelt“. Und auch<br />
der Jury-Vorsitzende und Präsident der<br />
Architektenkammer Baden-Württemberg,<br />
Markus Müller, lobte den gekürten<br />
Vorschlag insbesondere mit Blick auf das<br />
Schleifenhaus.<br />
Im Entwurf platzieren die Architekten<br />
den 450 Meter langen Gebäudekomplex<br />
so geschickt zwischen den Autobahnen<br />
auf der einen und den Kulturdenkmalen<br />
auf der anderen Seite, dass am Ende kaum<br />
noch etwas vom Dauerrauschen der vielbefahrenen<br />
Autobahn bleiben wird. Dafür<br />
sorgt eine durchgehende Glaswand<br />
am Schleifenhaus, die den Schall von den<br />
Fernstraßen schluckt. Direkt dahinter<br />
sind Laubengänge geplant, die zu den jeweiligen<br />
Wohnungen führen. Die Wohnräume<br />
selbst sind allesamt zur Mitte des<br />
Areals ausgerichtet. Dieser Kunstgriff<br />
schaffe „einen Mehrwert für die gesamten<br />
Flächen“ hinter dem Lärmschutzriegel, so<br />
Pätzold.<br />
Gleichzeitig sieht der Entwurf der Architekten<br />
eine urbane und dichte Bebauung<br />
von Vierteln mit betont städtischer Anmutung<br />
vor. Die Quartiere sollen nach<br />
außen geschlossen wirken, nach innen<br />
aber großzügige Aufenthaltsflächen und<br />
Plätze bieten. So ist beispielsweise zwischen<br />
den denkmalgeschützten Bauten<br />
von Egon Eiermann und der Neubebauung,<br />
ein etwa 50 Meter hohes Punkthaus<br />
mit Apartments, ein parkartiger Platz mit<br />
See vorgesehen.<br />
Doch im Rathaus ist man inzwischen besorgt,<br />
dass das ganze Projekt nun platzen<br />
könnte. Denn 2020 wurde die Consus<br />
wiederum von dem auf Wohnungsbau<br />
spezialisierten luxemburgischen Immobilienkonzern<br />
Adler geschluckt, über den<br />
sich in letzter Zeit die Negativschlagzeilen<br />
mehren. Bundesweit soll Adler bei Bauprojekten<br />
etwa in Düsseldorf, Hamburg,<br />
und Berlin im Verzug sein und muss<br />
offenbar 14 .000 der 70 .000 Wohnungen<br />
aus seinem Portfolio verkaufen, um<br />
Schulden abzubauen.<br />
Die „Wirtschaftswoche“ spricht von „Bau<br />
im Schneckentempo“ und die Hessenschau<br />
von „Luftschlössern“. Das Handelsblatt<br />
berichtete von harter Kritik am Management<br />
der Adler-Gruppe von Seiten<br />
der von Investoren. Die Rede war von<br />
Missmanagement, Manipulation und sogar<br />
von Betrug. Zudem soll es auch bei<br />
Conus Zahlungsschwierigkeiten gegeben<br />
haben: Demnach seien dort seit Frühjahr<br />
2021 unbezahlte Rechnungen von Handwerkern,<br />
Architekten und Bauunternehmen<br />
im Umfang von 80 Millionen Euro<br />
aufgelaufen, so berichtete die „Wirtschaftswoche“.<br />
Momentan wird geprüft das Areal zur<br />
Unterbringung von Flüchtlingen aus der<br />
Ukraine zu nutzen. Dabei wird auch<br />
überlegt, ob auf dem Gelände zusätzliche<br />
Behelfsbauten aufgestellt werden können.<br />
Wegen seiner isolierten Lage am Rande<br />
von Vaihingen und der Nähe zur Autobahn<br />
A8 und A81 wird das Areal im Gemeinderat<br />
jedoch nicht von allen für ideal<br />
angesehen.<br />
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©Autor: Klaus Bossert<br />
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Visualisierung: Steidle Architekten