smartLiving Magazin Stuttgart | Ausgabe 03/2022
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ARCHITEKTUR. IMMOBILIEN. WOHNEN. LIFESTYLE.<br />
„WELCOME CENTER“<br />
FÜR FLÜCHTENDE IN STUTTGART<br />
Auch der Verband Region <strong>Stuttgart</strong> steht an der Seite der Ukraine,<br />
was mit einer Resolution verdeutlicht wurde. „Der Krieg<br />
bringt nicht nur unfassbares Leid über die Menschen in der<br />
Ukraine, er bedroht demokratische Grundwerte. Er zerstört<br />
auch einen großen Teil der ökonomischen Lebensgrundlagen<br />
und des volkswirtschaftlichen Produktionspotenzials“, betonte<br />
Regionaldirektor Dr. Alexander unlängst in der Regionalversammlung.<br />
Im „Welcome Center“, das gemeinsam mit der<br />
Landeshauptstadt betrieben wird, engagiert sich die Region<br />
aktiv für die aus der Ukraine geflüchteten Menschen. „Wir unterstützen<br />
sie mit Rat und Tat beim Ankommen in den Themen<br />
Unterbringung, Aufenthalt, Dolmetschen und beraten<br />
auch Arbeitgeber, die Geflüchtete aus der Ukraine beschäftigen<br />
wollen“, so der genaue Wortlaut. Zudem trägt der Verband<br />
Region <strong>Stuttgart</strong> die Entscheidung des VVS uneingeschränkt<br />
mit, ukrainische Kriegsflüchtlinge kostenfrei zu befördern.<br />
DIE LAGE IN DER BAUWIRTSCHAFT<br />
Die Lage in der Bauwirtschaft hat sich unterdessen weiter verschärft<br />
– das bestätigt eine Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen<br />
des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.<br />
Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller erklärt: „Mittlerweile<br />
ist fast jedes Unternehmen direkt oder indirekt von den Folgen<br />
des Krieges in der Ukraine betroffen.“<br />
Die Hauptprobleme: Preissteigerungen (90 Prozent) und Materiallieferengpässe<br />
(zu 80 Prozent). Die Unternehmen berichten<br />
unisono, dass Materiallieferanten nur noch tagesaktuelle Preise<br />
geben. Über 80 Prozent gaben sogar an, dass Lieferanten überhaupt<br />
keine Preiszusagen mehr geben würden. Dies führt am<br />
Ende zu einem enormen wirtschaftlichen Risiko und Schwierigkeiten<br />
bei der Kalkulation neuer Angebote. So ist es bisher<br />
gelungen, nur mit rund einem Drittel der Auftraggeber sogenannte<br />
Preisgleitungen zu vereinbaren, damit die Unternehmen<br />
die Risiken nicht allein schultern müssen. In der Konsequenz<br />
geben über 30 Prozent der Bauunternehmen keine neuen<br />
Angebote mehr ab. Um die Situation für die Unternehmen zu<br />
entschärfen, müssen dringend auch Länder und Kommunen<br />
die kürzlich mit dem Bund vereinbarten Regelungen über<br />
Preisgleitklauseln übernehmen.<br />
Doch nicht nur das: Zum Preis-, Material- und Energierisiko<br />
kommt auch ein Nachfragerisiko hinzu. Rund 40 Prozent der<br />
Auftraggeber stellen Projekte zurück, 30 Prozent der Auftraggeber<br />
stornieren sogar Projekte. Verbunden mit den Aussagen<br />
eines großen, norddeutschen Verbandes der Wohnungswirtschaft,<br />
dass ein deutlicher Rückgang beim Wohnungsneubau zu<br />
erwarten sei, ist die Gefahr also reell, dass die Konjunktur in der<br />
Bauwirtschaft stark in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Die<br />
Folgen wären gravierend. Damit wird auch die Luft dünner, um<br />
die baupolitischen Ziele noch zu erreichen.<br />
Müller: „Die Situation ist absurd. Vor Wochen hat die Branche<br />
noch händeringend um Arbeitskräfte geworben, heute müssen<br />
wir uns Gedanken machen, wie wir die halten, die wir haben.<br />
Wir stellen uns darauf ein, dass Unternehmen bald Kurzarbeit<br />
anmelden müssen.“<br />
Zum Thema Baumaterial stellt Tim-Oliver Müller fest: „Wir<br />
können heute nicht sicher sagen, ob genügend Material für alle<br />
Baustellen in Deutschland vorhanden sein wird.“ Besonders<br />
knapp werde es derzeit bei erdölbasierten Stoffen wie Bitumen,<br />
als wichtiger Bestandteil von Asphalt für den Straßenbau, sowie<br />
Stahl und Aluminium, die zu großen Teilen aus Russland beziehungsweise<br />
der Ukraine bezogen werden.<br />
STEIGENDE BAUZINSEN<br />
Zuerst die Corona-Pandemie und jetzt noch der Ukraine-Krieg:<br />
die Folgen auf die Inflation und damit die Baugeldkonditionen<br />
bekommen Kreditnehmende immer deutlicher zu spüren. Käufer<br />
und Käuferinnen mit Finanzierungsbedarf und Eigentümer<br />
und Eigentümerinnen mit bevorstehender Anschlussfinanzierung<br />
erleben einen enormen Zinsanstieg. „Allein im März verteuerten<br />
sich zehnjährige Darlehen um rund 0,5 Prozentpunkte.<br />
Seit Jahresbeginn haben sich die Konditionen von ein auf über<br />
zwei Prozent mehr als verdoppelt“, sagt Mirjam Mohr, Vorständin<br />
Privatkundengeschäft der Interhyp AG, Deutschlands größtem<br />
Vermittler privater Baufinanzierungen. „Dass die Bauzinsen<br />
steigen werden, hatten viele prognostiziert – dass sie so schnell so<br />
stark steigen, kam für den Markt aber unerwartet.“ Viele der von<br />
Interhyp monatlich befragten Experten und Expertinnen prognostizieren<br />
im Jahreslauf <strong>2022</strong> noch höhere Zinsen. „Wir halten<br />
2,5 bis 3 Prozent für zehnjährige Darlehen bis Jahresende für realistisch“,<br />
sagt Mirjam Mohr. Diese Einschätzung teilen die meisten<br />
der von Interhyp befragten Experten. Mirjam Mohr: „Wer<br />
einen Kredit benötigt, sollte sich frühzeitig vorbereiten, jetzt<br />
Konditionen vergleichen und die Auswirkungen eines weiteren<br />
Zinsanstiegs für sich durchrechnen“, rät Mirjam Mohr.<br />
Die aktuellen Inflationsdaten von mehr als sieben Prozent könnten<br />
die Europäische Zentralbank (EZB) zu einer noch früheren<br />
und deutlicheren Zinswende nötigen – trotz der Gefahren für<br />
die von Pandemie und Ukraine-Krieg strapazierten Wirtschaft,<br />
die bereits unter Materialmangel, Lieferengpässen und steigenden<br />
Energiekosten leidet. „Die EZB gerät immer mehr unter<br />
Zugzwang, die Zinspolitik zu straffen“, sagt Mirjam Mohr. Die<br />
amerikanische Notenbank Fed hat die Zinswende im März mit<br />
einer ersten Leitzinsanhebung bereits eingeleitet. Die Renditen<br />
zehnjähriger Bundesanleihen, die neben der Notenbankpolitik<br />
als wichtiger Indikator für das Baugeld gelten, befinden sich derzeit<br />
anhaltend im Plus. Die eingeläutete Zinswende manifestiert<br />
sich – mit den entsprechenden Auswirkungen für Baudarlehen.<br />
Zudem empfiehlt die Interhyp-Vorständin Kreditinteressenten in<br />
Zeiten beinahe täglich steigender Bauzinsen, die Unterlagen für<br />
die Finanzierung gut vorzubereiten. Nach Angebotserhalt von<br />
einem Kreditgeber bleibt Kreditnehmenden je nach Bank fünf<br />
bis zehn Tage Zeit, alle nötigen Unterlagen bei der Bank einzurei-<br />
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