smartLiving Magazin Stuttgart | Ausgabe 03/2022
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>smartLiving</strong>.<br />
ARCHITEKTUR. IMMOBILIEN. WOHNEN. LIFESTYLE.<br />
Der Verband Region <strong>Stuttgart</strong> (VRS) wurde 1994 durch<br />
ein Gesetz des Landes Baden-Württemberg ins Leben<br />
gerufen. Er ist die politische Ebene der Region<br />
<strong>Stuttgart</strong> in Form einer Körperschaft des öffentlichen<br />
Rechts. Zum VRS gehören die Landkreise Ludwigsburg,<br />
Böblingen, Esslingen, Göppingen sowie<br />
der Rems-Murr-Kreis und <strong>Stuttgart</strong>. Alle fünf Jahre<br />
wählen die Bürgerinnen und Bürger die Regionalversammlung.<br />
Dieses regionale „Parlament“ ist einmalig<br />
in Baden-Württemberg und hat Modellcharakter für<br />
regionales Management. An der Spitze der Regionalversammlung<br />
steht der 69-jährige Architekt Thomas S.<br />
Bopp. Zudem ist er derzeit Aufsichtsratsvorsitzender der<br />
IBA 2027 StadtRegion <strong>Stuttgart</strong>. Der Vorsitz wechselt im zweijährigen Turnus zwischen dem OB der Landeshauptstadt<br />
und dem VRS. Oberbürgermeister Dr. Nopper wird im Oktober 2023 den Vorsitz übernehmen.<br />
Herr Bopp, als Aufsichtsratsvorsitzender der IBA<br />
(Internationale Bauausstellung) 2027 StadtRegion <strong>Stuttgart</strong><br />
befassen Sie sich auch mit der Zukunft des Bauens in einem<br />
der wirtschaftlich stärksten Zentren Europas. Wie ist der<br />
aktuelle Stand der Vorhaben?<br />
Die IBA’27 hat in der Region großes Interesse ausgelöst. Wir<br />
haben über 150 Projektbewerbungen erhalten. 90 davon haben<br />
wir ins sogenannte IBA-Netz aufgenommen. Darunter sind<br />
sowohl städtebauliche als auch Hochbauprojekte. Auch Forschungsprojekte<br />
für Energieeffizienz und neue Baumaterialien<br />
oder gesellschaftliche Themen rund ums zukünftige Zusammenleben<br />
in der Gesellschaft werden Bestandteil der IBA sein.<br />
16 besonders spannende Projekte wurden vom Kuratorium,<br />
dem Aufsichtsrat, als IBA-Projekte vorgeschlagen und sind bereits<br />
bewilligt. Weitere können im Laufe des Jahres noch hinzukommen.<br />
Warum gibt es Probleme bei der Umsetzung? IBA-Intendant<br />
Andreas Hofer holte unlängst bei seiner Halbzeitbilanz zum<br />
Rundumschlag gegen örtliche Behörden, Investoren und die<br />
geltende Rechtslage in Deutschland aus.<br />
Wir stehen kurz vor der Halbzeit des 10-jährigen IBA-Prozesses.<br />
Die Projekte müssen nun zur Genehmigung und Baureife geführt<br />
werden, damit sie 2027 besichtigt werden können. Dass wir in<br />
Deutschland Probleme damit haben, rasch vom Plan zum Kran<br />
zu kommen, ist bekannt. Das merken wir auch bei der IBA. Darüber<br />
hinaus wollen wir ja etwas ganz Neues, Innovatives zeigen<br />
und ausprobieren. Deshalb müssen wir bei den Projektträgern<br />
um Verständnis werben, an die Grenzen des Zulässigen und Gewohnten<br />
oder besser noch darüber hinausgehen. Dies erfordert<br />
Mut, außergewöhnliches Engagement und Ressourcen. Da wir<br />
allerorten Fachkräftemangel haben, ist das auch eine personelle<br />
Herausforderung für die Projektträger.<br />
Fehlendes Bauland gilt in Deutschland als größtes<br />
Hindernis auf dem Weg zu mehr Wohnraum. Laut einer<br />
aktuellen Studie, die vom Bundesbauministerium in Berlin<br />
in Auftrag gegeben wurde, gebe es auch in Ballungsgebieten<br />
viele freie Flächen für den Wohnungsbau. Gilt das auch<br />
für die Region <strong>Stuttgart</strong>?<br />
Wir haben in unserem Regionalplan noch Wohnbauschwerpunkte<br />
ausgewiesen, die entwickelt werden können. Hierzu<br />
müssen die Kommunen die Bebauungspläne erstellen, erst dann<br />
kann dort gebaut werden. Nicht überall gibt es aber in den Gemeinderäten<br />
eine Mehrheit. Während ich beim Wohnungsbau<br />
in den letzten Monaten eine positive Meinungsbildung in Richtung<br />
mehr vor allem auch verdichteten Wohnbau wahrnehme,<br />
ist dies beim Gewerbe- und Industriebau leider noch nicht in<br />
ausreichendem Maße der Fall. Bei großen zusammenhängenden<br />
Industrieflächen, die wir für die Bewältigung der Transformation<br />
der Wirtschaft dringend benötigen, sind wir ausverkauft und<br />
müssen dringend neue Flächen ausweisen. Dafür Bewusstsein<br />
und Akzeptanz zu schaffen, ist eine wichtige Aufgabe des Verbands<br />
Region <strong>Stuttgart</strong> und der Wirtschaftsförderung.<br />
Sehen Sie in der Region <strong>Stuttgart</strong> überhaupt eine Zukunft<br />
für das Einfamilienhaus?<br />
Wir benötigen zur Befriedigung der Wohnraumnachfrage alle<br />
Gebäudetypen. Es wird auch in der Region <strong>Stuttgart</strong> weiterhin<br />
Einfamilienhäuser geben. Die Gesellschaft hat sich aber in<br />
den letzten Dekaden stark verändert. Viele Single-Haushalte<br />
und mobile Leute fragen eher kleinere Wohnungen nach oder<br />
leben in Wohngemeinschaften. Deshalb sind verdichtete und<br />
neue Wohnformen zukunftsweisend, die ein flächenschonendes<br />
und preisgünstigeres Bauen ermöglichen. Gerade auch<br />
hierzu und zu gemischten Nutzungen will die IBA'27 interessante<br />
Beispiele geben.<br />
Foto: VRS Lichtgut<br />
31