WOLL Elternratgeber Ausbildung + Karriere 2022/2023 HSK
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GELD IST LÄNGST NICHT ALLES<br />
Christel Zidi<br />
W<br />
as erwarten Jugendliche von ihrer <strong>Ausbildung</strong>?<br />
Steht das Geldverdienen an erster Stelle?<br />
Wir haben uns dazu einige Studien angesehen<br />
- die doch recht überraschend sind.<br />
Sehr stabil sind die Ergebnisse verschiedener Jugendstudien.<br />
Und das schon seit Jahren. Demnach steht für die jungen<br />
Menschen an erster Stelle – und das sogar bis zu 90 % -<br />
dass „der Arbeitsplatz Sicherheit bietet, ihnen ermöglicht<br />
etwas Sinnvolles zu tun, ihnen das<br />
Gefühl gibt, etwas zu leisten sowie dass<br />
genügend Freizeit (…) bleibt.“ Wichtig<br />
ist ihnen ebenfalls, dass der Betrieb nicht<br />
allzu weit von ihrem Zuhause entfernt<br />
ist. Weitere Studien geben an, dass der Beruf<br />
den jungen Menschen Spaß machen und<br />
ihren Fähigkeiten entsprechen soll. Und das<br />
Betriebsklima soll stimmen. Sie wünschen sich<br />
einen Beruf mit Zukunft, Anerkennung und<br />
eine abwechslungsreiche Tätigkeit.<br />
Geht es den jungen Leuten von heute<br />
tatsächlich so wenig ums Geld?<br />
Auch das zeigen die Studien ganz deutlich: Das Monetäre<br />
ist und bleibt wichtig, aber steht ganz klar hinter den erstgenannten<br />
Aspekten. Immerhin ca. 80 Prozent halten ein<br />
leistungsgerechtes Gehalt für wichtig und wünschen sich<br />
gute Aufstiegsmöglichkeiten. Eine Befragung des BIBB<br />
(Bundesinstitut für Berufsbildung) unter 6.000 Azubis<br />
gab an, dass 71 % der Auszubildenden die <strong>Ausbildung</strong>svergütung<br />
„wichtig“ oder „sehr wichtig“ sei. Vergleich man<br />
Schüler, die eine <strong>Ausbildung</strong> anstreben, mit denen die studieren<br />
wollen, sind Ernstgenannten angenehme Arbeitsbedingungen<br />
überdurchschnittlich wichtig. Eher weniger<br />
hoch ist der Anteil der „Konsum-Materialisten“, die ihren<br />
Job vor allem als Notwendigkeit betrachten und daher ein<br />
Gehalt als Notwendigkeit für ein „anständiges Leben“ ansehen.<br />
Die größte Rolle spielt das Einkommen für prekäre<br />
Jugendliche, also für Jugendliche, die aus schwierigen<br />
Lebenssituationen kommen.<br />
Ein bisschen Geschichte…<br />
Im Mittelalter gab es für Lehrlinge im Handwerk<br />
erst gar keine Vergütung. Ganz im<br />
Gegenteil: Es musste ein Lehrgeld an den<br />
Meister gezahlt werden. Erst im Zuge der<br />
Industrialisierung, als der Bedarf an gut ausgebildeten<br />
Arbeitskräften wuchs, erkämpften<br />
die Gewerkschaften den Lehrlingslohn oder die <strong>Ausbildung</strong>svergütung,<br />
wie wir heute sagen würden. Ab den<br />
1950er-Jahren wurde diese auch tarifvertraglich geregelt.<br />
Heute sieht das Berufsbildungsgesetz vor, dass Auszubildende<br />
eine „angemessene Vergütung“ erhalten sollen. Die<br />
Beurteilung dessen, was „angemessen“ ist, bleibt dabei den<br />
einzelnen Betrieben bzw. den Tarifpartner überlassen. Dabei<br />
ergeben sich recht beträchtliche Unterschiede bei der<br />
Höhe der Vergütung, wie wir der nachfolgenden Tabelle<br />
entnehmen können. ■<br />
Quellen: Shell-Jugendstudie // McDonalds-<strong>Ausbildung</strong>sstudie 2019.<br />
www.bibb.de<br />
Sarah Straub/Iris Baumgart: Berufs- und Arbeitswelt in der politischen Bildung<br />
TIPP:<br />
Wer nicht länger bei den Eltern wohnen kann,<br />
weil der <strong>Ausbildung</strong>sbetrieb zu weit entfernt ist,<br />
kann unter Umständen Berufsausbildungsbeihilfe<br />
(BAB) von der Agentur für Arbeit erhalten.<br />
Tarifliche<br />
<strong>Ausbildung</strong>svergütungen<br />
182 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>