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SOM_3_2022

Arzneipflanzen, Funktionelle Störungen im Mund- und Kieferbereich, Antikörperfreisetzung, Mundgsundheit, Störfelder, Posturologie , Esskultur , Süßholz

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Wissenschaft

und der Server vom Telekommunikationsanbieter ausreichend

synchronisiert sind, um Informationen zu transferieren. Das

digitale Aktionspotenzial wird in biologischen Systemen dem

Neuron selber zugeschrieben, das analoge Synchronisationssignal

wird dem perineuralen Gewebe zugeordnet. Physikalisch

wird argumentiert, dass Signale ohne Synchronisation

über langen Strecken nicht übermittelt werden können. Dabei

spielen Schwingungsmuster der sendenden und empfangenden

Zellen eine Rolle, als auch die Abschirmung der schwachen

elektrischen Signale gegenüber einer Umwelt mit starken elektromagnetischen

Feldern (Erdmagnetfeld).

Eine Hypothese ist also, dass ein Nerv aufgrund mangelnder

Synchronisation, und damit mangelnder Kohärenz, eine zu

leichte Störbarkeit aufweisen kann, und durch die Aktivierung

des Nervensystems in erster Linie die Kohärenz zwischen zentralen

und peripheren Systemen wiederhergestellt und damit die

Störbarkeit verringert wird. Das könnte auch erklären, warum

manchmal einfachste Techniken komplexe Veränderung der

Körperfunktion hervorrufen können. Es geht in erster Linie

halt nicht um den Inhalt der Information, sondern die Möglichkeit

die Information überhaupt erst mal störungsfrei zu übertragen.

Das wäre auch ein Paradebeispiel für die Ermöglichung

der Selbstregulation in dem Sinne, dass die Information für die

richtige Funktion im System eigentlich enthalten ist und wir

nur dafür sorgen müssen, dass die Information auch störungsfrei

von A nach B gelangen kann. Technisch gesprochen sind

wir also nicht diejenigen, die den Computer oder den Drucker

neu programmieren, sondern nur das Kabel zwischen Computer

und Drucker überprüfen und den Wackelkontakt beheben.

Zugriff auf das zentrale Nervensystem

Eine Herausforderung bei der Arbeit mit dem Nervensystem ist

der Zugriff auf das zentrale Nervensystem. Während wir periphere

Nerven über direkte Stimulation erreichen können, ist das für

das zentrale Nervensystem nur bedingt direkt möglich. In erster

Linie arbeiten wir hier mit externen Kontakten im Bereich des

Kopfes. Die Verknüpfung oberflächliche Kontakte am Schädel zu

den darunter liegenden kortikalen Arealen ist durchaus anatomisch

über Verknüpfung des N. trigeminus in den Suturen und

in den Gefäßen des Kortex zu erklären (2, 3), der oberflächliche

Zugriff auf tiefer liegende Strukturen kann allerdings nur über

assoziierte Funktionen verifiziert werden. Aber trotz der Unsicherheiten

und Ungenauigkeiten kann erfahrungsgemäß einiges

funktionell in Gang gesetzt werden, Voraussetzung ist immer

eine potentiell uneingeschränkte Funktion des Nervensystems.

Ist das Nervensystem bereits durch Unfälle, Operationen oder

degenerative Erkrankungen geschädigt, führt eine Wiederherstellung

der Synchronisation durch die Integration der Nervenfunktion

natürlich nicht zu einer normalen Funktion.

Zurück zum 14er (und dem Rest

des Körpers)

Ist das alles? Eine propriozeptive Leitung integriert und der

Zahn gibt Ruhe? Nicht ausgeschlossen, wahrscheinlicher ist es

aber, dass mehrere Leitungen und mehrere ZNS Areale integriert

werden müssen. Zudem kann es sein, dass nach ein paar

Tagen noch weitere Störungen auftauchen, die davor unauffällig

waren. Zudem muss man auch berücksichtigen, dass andere Bereiche

des Körpers auf die Funktion des N. trigeminus Einfluss

nehmen können. Man denke z.B. nur an die Afferenzen des N.

vagus, des N. glosspharyngeus, und der oberen HWS Segmente

in den spinalen Trigminuskern (4). Zudem können auch tiefere

Spinalsysteme über den Ncl. paratrigeminalis mit dem N. Trigeminus

kommunizieren (1). Das hat sicher einen physiologischen

Sinn, aber im Falle eine Störung, kann sich diese von Kopf

bis Fuß oder Fuß bis Kopf im Körper ausbreiten. So kann eine

Zahnstörung nicht nur im Körper für Ärger sorgen, sondern

umgekehrt auch eine Störung im Bereich des Körpers auch dafür

verantwortlich sein, dass ein Zahn nicht zu Ruhe kommt.

Deshalb sollte man immer den ganzen Körper im Blick haben,

um nachhaltige Lösungen zu finden.

Also alles Neuro?

Natürlich nicht, strukturelle Störungen müssen ausgeschlossen

sein, was aber nicht bedeutet, dass funktionelle Neurologie

nicht immer Teil der Lösung sein kann oder sogar sein sollte.

Definitiv sollte funktionelle Neurologie Teil der funktionellen

Medizin sein. Funktionelle Medizin im Wesentlichen auf die

(funktionelle) Biochemie zu reduzieren und das Nervensystem

dabei zu ignorieren wäre also würde man in der Biochemie das

möglicherweise zentrale Organ, die Leber, ignorieren. Aber ignorieren

geht nicht mehr, es gibt Möglichkeiten der Behandlung,

sie müssen nur noch genutzt werden.

Literaturverzeichnis

Autor

Dr. med. Philip Eckardt

Johannisstr. 8

82418 Murnau

(1) Driessen AK. Vagal Afferent Processing by the Paratrigeminal Nucleus. Front Physiol.

2019 Aug 28;10:1110. doi: 10.3389/fphys.2019.01110. PMID: 31555145; PMCID:

PMC6722180.

(2) Edvinsson JCA, Viganò A, Alekseeva A, Alieva E, Arruda R, De Luca C, D'Ettore

N, Frattale I, Kurnukhina M, Macerola N, Malenkova E, Maiorova M, Novikova A, Řehulka

P, Rapaccini V, Roshchina O, Vanderschueren G, Zvaune L, Andreou AP, Haanes

KA; European Headache Federation School of Advanced Studies (EHF-SAS). The fifth

cranial nerve in headaches. J Headache Pain. 2020 Jun 5;21(1):65. doi: 10.1186/s10194-

020-01134-1. PMID: 32503421; PMCID: PMC7275328.

(3) Henssen DJ, Kurt E, Kozicz T, van Dongen R, Bartels RH, van Cappellen van Walsum

AM. New Insights in Trigeminal Anatomy: A Double Orofacial Tract for Nociceptive

Input. Front Neuroanat. 2016 May 10;10:53. doi: 10.3389/fnana.2016.00053.

PMID: 27242449; PMCID: PMC4861896.

(4) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK539823/

(5) Liu J, Sheng Y, Liu H. Corticomuscular Coherence and Its Applications: A Review.

Front Hum Neurosci. 2019 Mar 20;13:100. doi: 10.3389/fnhum.2019.00100. PMID:

30949041; PMCID: PMC6435838.

(6) S3 Leitlinie "Funktionelle Körperbeschwerden“, AWMF-Reg.-Nr. 051-001, Langfassung

16 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2022

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