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SOM_3_2022

Arzneipflanzen, Funktionelle Störungen im Mund- und Kieferbereich, Antikörperfreisetzung, Mundgsundheit, Störfelder, Posturologie , Esskultur , Süßholz

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Praxis

fließt der Speichel und die Nahrung wird mit dem Speichel vermischt

und verflüssigt. Nahrungssäuren werden neutralisiert und

so die Erosionen an den Zähnen verhindert.

Säuren aus Obst und bestimmten Gemüsesorten (insbesondere

Zitrate und Oxalate) verbinden sich mit Kalzium zu biologisch-inaktiven

Salzen. Den Zähnen, den Schleimhäuten und den Körpersäften

wird biologisch-aktives Kalzium entzogen, es entsteht ein

versteckter Kalziummangel. Erosionen an den Zähnen und Reizzustände

an der Magen- und Darm-Schleimhaut sind die Folge. Die

Verdauung ist eingeschränkt, durch Gärung und Fäulnis entwickelt

sich das Bild der Vergiftung vom Darm.

Der Speichelfluss lässt den ph-Wert im Mund auf 7,0–7,2 ansteigen,

neutralisiert die Nahrungssäuren und verhindert so die Bildung

dentaler Plaques. Er enthält Natrium, Chlorid und Calcium-Ionen

und fördert damit ganz entscheidend die Zahn-Remineralisierung

und schützt so vor Erosionen an den gastro-intestinalen Schleimhäuten.

Je stärker der Speichelfluss, desto besser die Remineralisierung.

Das wichtigste Enzym des Speichels ist die alpha-Amylase Ptyalin,

sie spaltet komplexe Kohlenhydrate in Zucker: Brot schmeckt beim

richtigen Kauen süß! Daneben finden sich auch Lipasen für eine

erste Fettverdauung. Zu beachten ist, dass viele Pharmaka (insbesondere

die so oft verschriebenen H2-Blocker) sowie Schwermetalle

wie Blei, Cadmium, Arsen oder Quecksilber und auch Toxine aus

dem Wasser, aus der Nahrung wie auch aus Implantaten verändern

und behindern die katalytische Aktivität der Enzymen und damit

die Digestion und Resorption.

Von besonderer Bedeutung sind die im Speichel gebildeten Muzine.

Diese sind ein Gemisch aus Polysacchariden und Glykoproteinen.

Bekannt ist ihre Aufgabe, die Gleitfähigkeit des Nahrungsbreis

in der Speiseröhre zu verbessern. Die wichtigste Aufgabe des

Mucus jedoch ist der Schutz der gastro-intestinalen Schleimhaut!

Diese Muzine bilden einen heilenden Film über die Schleimhäute,

beeinflussen maßgeblich die Darm-Mirkobiota, stärken die Darmbarriere,

das mucosale Immunsystem und die vegetative Balance.

9 goldene Regeln zum Schmauen!

1. Warten Sie mit Essen auf das sich einstellende Hungergefühl.

Lassen Sie sich nicht zum Essen verleiten. Hören Sie

auf Ihr eigenes Bedürfnis.

2. Richten Sie sich einige Bissen, einige Stücke Käse, ein kleines

Stück Fleisch, etwas Gemüse auf einem kleinen Teller in appetitlicher

Form. Nehmen Sie sich Zeit und Ruhe.

3. Setzen Sie sich entspannt in bequemer Körperhaltung an

den Tisch. Essen Sie nicht im Stehen: Genießen Sie den Anblick

der Speisen. Nehmen Sie den Geruch wahr und den

aufkommenden Speichelfluss. Sprechen Sie ev. ein Tischgebet.

4. Nehmen Sie einen kleinen Bissen der Speisen in den Mund

und legen Sie das Besteck wieder ab. Lehnen Sie sich zurück

und entspannen Sie sich und lassen Sie sich nicht durch Lesen,

Fernseher oder Gesprächen ablenken.

5. Kauen Sie einmal, zweimal – dreißig Mal. Konzentrieren

Sie sich zunächst auf das mechanische Zerkleinern der

Speisen, dann auf den fließenden Speichel. Feste Nahrung

bleibt im vorderen Mundraum, nur die schon flüssigen Anteile

rutschen nach hinten und können geschluckt werden.

So verbinden Sie Kauen mit Schmecken: Während dieses

„Schmauens“ beginnt Ihre Zunge den Kauprozess völlig

neu zu koordinieren. Sie hilft, zum einen, bei der Durchmischung

des Speisebreis mit den Mundsäften bis zum

Geschmackshöhepunkt (bis zur enzymatischen Aufspaltung!)

und kontrolliert gleichzeitig, welche Nahrung bereits

schluckfertig ist und somit freigegeben werden darf.

6. Schmecken Sie! Kosten Sie! Nehmen Sie alle Geschmacksnuancen

wahr: Lassen Sie die Speisen auf der Zunge zergehen.

Lassen Sie Ihr Bewusstsein „auf den Speisen spazieren

gehen“! Das ist ein Mehr an Genuss! Speisen, die einen unangenehmen

Geschmack entwickeln, schlucken Sie nicht.

7. Kauen und schmecken Sie auch alle Getränke und flüssige

oder breiige Nahrung!

8. Nehmen Sie den aufkommenden angenehmen Sättigungsreflex

wahr. Wenn die Lust am Kauen und Einspeicheln abnimmt,

dann haben Sie genug: hören Sie auf.

9. Schon nach wenigen Tagen wird Ihnen dieses neue Essverhalten

zur Gewohnheit werden und Sie werden zum wahren

Genießer! Dann wird es Ihnen leicht fallen, diese neu programmierte

Esskultur auch in Gesellschaft beizubehalten.

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2022 39

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