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Diskurs 3/2022

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Nordmazedonien:<br />

Geldmünze als Glückssymbol<br />

© Privat<br />

Nach Weihnachten ist vor Weihnachten: Der größte Teil<br />

orthodoxer Christen begeht die Festtage nach dem julianischen<br />

Kalender. Während in Deutschland die letzten<br />

Zimtsterne schon längst verputzt wurden, beginnt<br />

beispielsweise in Nordmazedonien genau dann das<br />

große Fest. Heiligabend und den ersten Weihnachtstag<br />

feiern die Menschen dort am 6. und 7. Januar.<br />

In Nordmazedonien ist am 6. Januar Heiligabend. Dann<br />

ist es Brauch, dass der Hausherr am Morgen eine Eiche<br />

im Wald fällt und diese vor die Eingangstür des Hauses<br />

stellt. Alternativ, wie oft in städtischen Landesteilen,<br />

erwerben Familien Äste einer Eiche in der Kirche. Am<br />

Abend des 6. Januar werden der Eichenbaum oder die<br />

Äste mit etwas Stroh ins Haus gebracht. Das soll an den<br />

Stall von Bethlehem, den Geburtsort Jesu Christi, erinnern.<br />

Anschließend genießt die Familie das Abendmahl,<br />

das aus Fastenspeisen besteht. Dazu zählen beispielsweise<br />

Bohnensuppe, Fischgerichte oder auch vegetarische<br />

Kohlrouladen. Die Besonderheit des Festmahls<br />

ist, dass die Frau des Hauses zuvor ein verziertes Brot<br />

backt und in dieses eine Münze versteckt. Nachdem<br />

der Hausherr eine Kerze angezündet hat, halten die<br />

gesamten Familienmitglieder den Brotlaib über dem<br />

Tisch, drehen ihn dreimal im Kreis und beten dabei das<br />

Vaterunser. Das Brot teilen die Familienmitglieder mit<br />

den Händen. Wer die Münze in seinem Brotstück findet,<br />

wird laut Tradition besonderes Glück in dem bevorstehenden<br />

Jahr haben.<br />

Am ersten Weihnachtstag, dem 7. Januar, steht die Familie<br />

früh am Morgen auf. Statt mit dem alltäglichen<br />

„Guten Morgen“, begrüßen sich die Nordmazedonier<br />

mit den Worten „Hristos se rodi“ (Christus ist geboren).<br />

Geantwortet wird mit „Vaistina se rodi“ (wahrhaftig ist<br />

er geboren). Dann geht es auf in die Kirche zur heiligen<br />

Weihnachtsmesse. Während am Vortag noch Fastengerichte<br />

auf dem Speiseplan standen, wird am ersten<br />

Weihnachtstag ein üppiges Menü aus verschiedenen<br />

Fleischsorten, Teiggerichten, Kuchen und Torten aufgetischt.<br />

Dejan Karagjulev ist im Ambulanten Rehazentrum<br />

(ARZ) in Siegen als Physiotherapeut tätig – eine<br />

Einrichtung der Diakonie Pflege und Rehabilitation<br />

der Diakonie in Südwestfalen. Der 29-Jährige erzählt,<br />

warum es ihm wichtig ist, die weihnachtlichen Traditionen<br />

seiner Heimat zu wahren: „Die Bräuche sind<br />

sehr vielfältig, interessant und sowohl für Kinder als<br />

auch Erwachsene mit viel Spaß verbunden. Das aufrechtzuerhalten,<br />

ist für mich selbstverständlich.“ Neben<br />

Nordmazedonien feiern unter anderem auch Menschen<br />

in Serbien, Russland, Georgien und Montenegro<br />

Weihnachten im Januar. Orthodoxe Christen richten<br />

sich dabei nach dem julianischen Kalender, den der römische<br />

Kaiser Julius Cäsar vor mehr als 2000 Jahren<br />

eingeführt hat. Ende des 16. Jahrhunderts kam der gregorianische<br />

Kalender heraus, der heutzutage weltweit<br />

am meisten gebraucht wird.<br />

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