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Diskurs 3/2022

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Form des Gelenks und durch den Verschleiß<br />

des Knorpels eintretende Instabilitäten<br />

der Bänder ursächlich für<br />

Rhizarthrose sind.“<br />

Sind konservative Methoden wie<br />

Schmerztherapien, das Tragen von<br />

Bandagen sowie Ergo- und Physiotherapien<br />

ausgeschöpft, zählt die sogenannte<br />

Resektionsarthroplastik zum<br />

heute noch immer gängigen operativen<br />

Verfahren. Das große Vieleckbein wird<br />

dabei komplett entfernt. Aus Erfahrung<br />

weiß Dr. Michael Pausch: „Damit<br />

werden die Schmerzen zwar gelindert,<br />

häufig resultieren aber eine Instabilität<br />

und ein Kraftverlust des Daumens,<br />

sodass die Handfunktion nicht unerheblich<br />

beeinträchtigt ist. Indem der<br />

erste Mittelhandknochen in die Lücke<br />

des entfernten Handwurzelknochens<br />

zurückwandert, verkürzt sich der<br />

Daumen. Darüber hinaus kann sich<br />

die Heilungsphase über viele Wochen<br />

hinziehen.“ Deshalb setzen die Experten<br />

im Diakonie Klinikum an den<br />

beiden Standorten Siegen (Jung-Stilling)<br />

und Freudenberg (Bethesda) auf<br />

ein Mini-Implantat – die Daumensattelgelenk-Endoprothese,<br />

welche das<br />

verschlissene Sattelgelenk ersetzt.<br />

Insbesondere die Länge des Daumens<br />

wird damit erhalten und seine Beweglichkeit<br />

und Funktion wiederhergestellt.<br />

Das liegt laut Dr. Pausch vor<br />

allem an der besonderen Technik: „Das<br />

Funktionsprinzip ist mit dem einer<br />

Hüftprothese vergleichbar. Das kleine<br />

Implantat für den Daumen besteht<br />

ebenso aus einem Schaft-, Hals- und<br />

Kopfteil, das wir zementfrei einsetzen.“<br />

Der Prothesen-Kopf ist mit einem<br />

speziellen, hochvernetzten Kunststoff<br />

überzogen, wodurch er sich reibungsarm<br />

in der Implantat-Pfanne bewegen<br />

kann. Dr. Pausch erklärt: „Diese doppelte<br />

Mobilität führt dazu, dass sich<br />

das Implantat so gut wie nie ausrenkt<br />

und ein großes Bewegungsausmaß<br />

möglich ist.“ Die Operation erfolgt unter<br />

Vollnarkose oder in Regionalanästhesie.<br />

Bei letzterem Verfahren wird<br />

nur der Arm betäubt. Über<br />

einen etwa vier Zentimeter langen,<br />

streckseitigen Schnitt über dem Gelenk<br />

entfernen die Chirurgen zunächst<br />

die verschlissenen Gelenkanteile des<br />

ersten Mittelhandknochens und des<br />

großen Vieleckbeins. Danach bereiten<br />

sie den Schaft und die Pfanne mit<br />

OP-Instrumenten vor, um letztlich die<br />

Prothese zu implantieren. Verschiedene<br />

Implantat-Größen mit einer Länge<br />

zwischen 28 und 38 Millimetern und<br />

ein modularer Aufbau ermöglichen<br />

eine passgenaue Prothese für jeden<br />

Patienten. Nach der gut einstündigen<br />

Operation tragen Patienten für etwa<br />

zwei Wochen eine Orthese oder Schiene.<br />

Daran schließt sich eine ergotherapeutische<br />

Nachbehandlung an. Für<br />

den stationären Krankenhausaufenthalt<br />

sind zwei bis drei Nächte nötig.<br />

Dr. Michael Pausch beobachtet eine<br />

hohe Zufriedenheit: „In der Regel sind<br />

die Patienten sehr schnell schmerzfrei<br />

und nach acht bis zwölf Wochen wieder<br />

arbeitsfähig.“ Blazenka Sokolova<br />

Gastärzte aus Japan und Nordmazedonien lernen<br />

vom Experten im Diakonie Klinikum Jung-Stilling<br />

Um mehr über innovative und anspruchsvolle Operationstechniken im Bereich Unfall- und Wiederherstellungschirugie,<br />

Arthroskopie sowie Deformitätenchirurgie zu erfahren und von einem<br />

weltweit ausgewiesenen Experten zu lernen, haben zwei Gastärzte aus Nordmazedonien und Japan<br />

die lange Reise nach Deutschland aufgenommen und hospitieren nun in der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie<br />

am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen. Chefarzt Professor Dr.<br />

Steffen Schröter ist der Mentor der beiden Gastärzte. Ziel des Austauschprogramms ist es, den<br />

Hospitanten Abläufe, Operationstechniken sowie Behandlungsmethoden näher zu bringen, damit<br />

sie das erworbene Wissen in ihrer Heimat entsprechend umsetzen und weitergeben können. Der<br />

japanische Orthopäde Prof. Dr. Shuntaro Nejima arbeitet an der Yokohama City University School<br />

of Medicine in Yokohama und hospitiert für zwölf Monate. Dr. Labinot Bekteshi aus Skopje in<br />

Nordmazedonien besucht Prof. Dr. Schröter<br />

für acht Wochen im Rahmen eines Fellowship-Programms<br />

der Arbeitsgemeinschaft<br />

Osteosynthese (kurz AO). Hierbei handelt es<br />

sich um eine internationale Ärztegemeinschaft<br />

mit mehr als 450 000 Mitgliedern<br />

aus dem Bereich Unfallchirurgie. Seit Oktober<br />

2021 ist die Klinik zertifiziertes AO Host<br />

Center und darf Chirurgen aus der ganzen<br />

Welt für ein AO Fellowship aufnehmen. Diese<br />

Möglichkeit bieten in Deutschland häufig<br />

nur Universitätskliniken. „Der Austausch<br />

und Dialog mit internationalen Gastärzten<br />

ist sehr bereichernd und wichtig“, betont<br />

Chefarzt Prof. Dr. Steffen Schröter. (aba)<br />

Weit gereist sind die Gastärzte Prof. Dr. Shuntaro Nejima aus<br />

Japan (links) und Dr. Labinot Bekteshi aus Nordmazedonien<br />

(rechts), um von Prof. Dr. Steffen Schröter zu lernen.<br />

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