12.04.2023 Aufrufe

Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein. Stichworte: Protest von Speyer, Religionsfreiheit, Puritaner, Kirche, Deutschland, Tradition, Heiligtum, Pilger, Neuengland, Antike, Christentum, Buße, Glaube allein, Christus allein, Wesley, Huss, Waldenser, Jerome, Calvin, Luther, Wycliffe, Knox, Bischof.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Stichworte: Protest von Speyer, Religionsfreiheit, Puritaner, Kirche, Deutschland, Tradition, Heiligtum, Pilger, Neuengland, Antike, Christentum, Buße, Glaube allein, Christus allein, Wesley, Huss, Waldenser, Jerome, Calvin, Luther, Wycliffe, Knox, Bischof.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

Die ganze Stadt wollte diesen merkwürdigen Mann sehen, und bald füllte sich sein<br />

Quartier mit vielen Besuchern. Luther hatte sich kaum von einer kürzlich überstanden<br />

Krankheit erholt; er war ermüdet von der Reise, die zwei Wochen in Anspruch genommen<br />

hatte; er mußte sich auf die wichtigsten Ereignisse des morgigen Tages vorbereiten und<br />

brauchte Stille und Ruhe. Das Verlangen, ihn zu sehen, war jedoch so groß, daß er sich nur<br />

einiger Ruhestunden erfreut hatte, als sich Edelleute, Ritter, Priester und Bürger um ihn<br />

sammelten. Unter ihnen waren viele der Adligen, die vom Kaiser so kühn eine Reform der<br />

kirchlichen Mißbräuche verlangt hatten, und die, wie Luther sich ausdrückte, „alle durch<br />

mein Evangelium frei geworden waren“. Feinde wie Freunde kamen, um den<br />

furchtloskühnen Mönch zu sehen; er empfing sie mit unerschütterlicher Ruhe und<br />

antwortete allen mit Würde und Weisheit. Seine Haltung war fest und mutig; sein bleiches,<br />

abgezehrtes Gesicht, das die Spuren der Anstrengung und Krankheit nicht verleugnen<br />

konnte, zeigte einen freundlichen, ja sogar freudigen Ausdruck. Die Feierlichkeit und der<br />

tiefe Ernst seiner Worte verliehen ihm eine Kraft, der selbst seine Feinde nicht gänzlich<br />

widerstehen konnten. Freund und Feind waren voller Bewunderung. Manche waren<br />

überzeugt, daß ein göttlicher Einfluß ihn begleite; andere erklärten, wie die Pharisäer<br />

hinsichtlich Christi, er habe den Teufel.<br />

Am folgenden Tag wurde Luther aufgefordert, vor dem Reichstag zu erscheinen. Ein<br />

kaiserlicher Beamter sollte ihn in den Empfangssaal führen; nur mit Mühe erreichte er<br />

diesen Ort. Jeder Zugang war mit Schaulustigen verstopft, die den Mönch sehen wollten, der<br />

es gewagt hatte, der Autorität des Papstes zu widerstehen. Als Luther vor seine Richter<br />

treten wollte, sagte ein Feldherr, der Held mancher Schlacht, freundlich zu ihm: „Mönchlein,<br />

Mönchlein, du gehst jetzt einen Gang, einen Stand zu tun, dergleichen ich und mancher<br />

Oberster auch in unsern allerernstesten Schlachtordnungen nicht getan haben; bist du auf<br />

rechter Meinung und deiner Sache gewiß, so fahre in Gottes Namen fort und sei nur getrost,<br />

Gott wird dich nicht verlassen.“<br />

Endlich stand Luther vor dem Reichstag. <strong>Der</strong> Kaiser saß auf dem Thron. Er war von den<br />

erlauchtesten Persönlichkeiten des Kaiserreichs umgeben. Nie zuvor war je ein Mensch vor<br />

einer bedeutsameren Versammlung erschienen als jene war, vor welcher Martin Luther<br />

seinen Glauben verantworten sollte. „Sein Erscheinen allein war ein außerordentlicher Sieg<br />

über das Papsttum. <strong>Der</strong> Papst hatte diesen Mann verurteilt, und dieser stand jetzt vor einem<br />

Gericht, das sich dadurch über den Papst stellte. <strong>Der</strong> Papst hatte ihn in den Bann getan, von<br />

aller menschlichen Gesellschaft ausgestoßen, und dennoch war er mit höflichen Worten<br />

vorgeladen und erschien nun vor der erlauchtesten Versammlung der Welt. <strong>Der</strong> Papst hatte<br />

ihn zu ewigem Schweigen verurteilt und jetzt sollte er vor Tausenden aufmerksamer<br />

Zuhörer aus den verschiedensten Landen der Christenheit reden. So kam durch Luther eine<br />

gewaltige Revolution zustande: Rom stieg von seinem Thron herab, und das Wort eines<br />

Mönches gab die Veranlassung dazu.“<br />

103

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!