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Illettrismus - ein Thema der Logopädie? - BSCW

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Ausgangssituation und Stand <strong>der</strong> Forschung<br />

werden zunehmend unmotiviert und auch untätig, sie trauen sich wenig zu und blockieren<br />

sich somit selbst indem sie sich von weiteren Lernerfolgen distanzieren (vgl. Kerpal, 2000).<br />

� Migration<br />

Wenn die Alphabetisierung in <strong>ein</strong>er an<strong>der</strong>en Sprache und Schrift erfolgt ist, stellt das<br />

Erlernen <strong>der</strong> Lokalsprache und -schrift bei Migranten <strong>ein</strong>e grosse Herausfor<strong>der</strong>ung dar. Hier<br />

gilt es, geeignete Integrationsmassnahmen anzubieten (vgl. SVEB, o.J.).<br />

2.3.4 Gesellschaftliche Hintergründe<br />

� Soziale Verhältnisse<br />

Fest steht, dass man in wirtschaftlich und sozial benachteiligten Kreisen häufiger auf<br />

Menschen mit <strong>Illettrismus</strong> stösst, doch auch in höheren gesellschaftlichen Positionen sind<br />

Menschen laut Grossenbacher (2003) nicht dagegen gefeit.<br />

� Hoher Stellenwert von Lese- und Schreibkompetenzen<br />

Im Ursachenkomplex des <strong>Illettrismus</strong> spielt auch die Gesellschaft <strong>ein</strong>e wichtige Rolle. In<br />

unserer westlichen und industrialisierten Gesellschaft werden Lese- und<br />

Schreibkompetenzen hoch <strong>ein</strong>geschätzt. Wenn Menschen mit fehlenden, unzureichenden<br />

o<strong>der</strong> unsicheren Schriftsprachkompetenzen <strong>ein</strong>e Abwertung durch ihre Umwelt erfahren,<br />

wenn diese ihre Unkenntnisse <strong>der</strong> Kulturtechniken entdeckt, kann dies zur Folge haben, dass<br />

Betroffene Situationen vermeiden, in welchen sie lesen und schreiben müssen. Dies<br />

wie<strong>der</strong>um führt nicht selten dazu, dass die vorhandenen schriftsprachlichen Kenntnisse aus<br />

Mangel an Gelegenheit, sie zu üben und anzuwenden, verlernt werden (vgl. Stauffacher,<br />

1992).<br />

� Steigende gesellschaftliche Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

Die Lese- und Schreibkompetenzen besitzen in unserer Gesellschaft nicht nur <strong>ein</strong>en hohen<br />

Stellenwert; die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Beherrschung <strong>der</strong> Schriftsprache in <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />

und im Alltag steigen dazu noch stetig an. Nennenswert sind hier Stichworte wie<br />

elektronische Datenverarbeitung und Automatisierung, mitunter auch in handwerklichen<br />

und industriellen Sparten (vgl. Döbert & Hubertus, 2000). Zudem schwinden viele<br />

Arbeitsplätze, welche k<strong>ein</strong>en Gebrauch <strong>der</strong> Schrift erfor<strong>der</strong>n, wie auch das folgende Zitat<br />

bestätigt:<br />

An<strong>der</strong>e Untersuchungen kommen hingegen zum Schluss, die steigenden<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen, die in den letzten Jahren mit Verän<strong>der</strong>ungen im technologischen<br />

Bereich und in <strong>der</strong> Arbeitsorganisation <strong>ein</strong>hergingen, hätten <strong>ein</strong>e zunehmende<br />

Komplexität <strong>der</strong> Arbeitsplätze und Aufgaben und das fast vollständige<br />

Verschwinden von r<strong>ein</strong> manuellen Berufen zur Folge. (Vanhooydonck &<br />

Grossenbacher, 2002, S. 51)<br />

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