Illettrismus - ein Thema der Logopädie? - BSCW

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Ausgangssituation und Stand der Forschung kaum möglich. Oftmals kommt es dadurch zu einer Verschärfung der Problematik, dass dem Gebrauch der Schriftsprache ausgewichen wird, sobald sich unzureichende Schriftsprachkompetenzen manifestiert haben. 42
2.4 Folgen von Illettrismus Ausgangssituation und Stand der Forschung Laut Vanhooydonck und Grossenbacher (2002) sind sowohl die Ursachen als auch die Folgen des Illettrismus von einer Mehrdimensionalität gekennzeichnet. Es wird zwischen einer mikrosozialen Dimension, welche die Lebenswirklichkeit der Betroffenen betrifft und individuelle Auswirkungen beschreibt, und einer makrosozialen Dimension, welche die gesamte Gesellschaft anbelangt und somit kollektive Auswirkungen anspricht, unterschieden. 2.4.1 Individuelle Auswirkungen (mikrosoziale Dimension) � Arbeitsleben Mögliche Folgen im Arbeitsleben von Betroffenen können wie folgt aussehen: Sie erfahren einen erschwerten Stellenwechsel, eine Verunmöglichung von Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten oder sie erleben, dass der berufliche Aufstieg respektive die berufliche Selbstverwirklichung beinahe unmöglich sind. Decroll (1981) meint auch, dass Illettristen überdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen oder akut gefährdet sind, aus dem Arbeitprozess auszuscheiden. Bemerkenswert ist aber vor allem auch die Tatsache, dass rund 40% gar nicht erst einen Berufsabschluss verfügen (vgl. Bänninger, 2008). Aber auch eine gute Integration trotz Lese- und Schreibschwäche ist möglich, sei dies am Arbeitsplatz, in der Familie oder im Freundeskreis, betont Fragnière (vgl. Vanhooydonck & Grossenbacher, 2002). � Öffentliches Leben Im öffentlichen Leben ist mit verminderten Orientierungsmöglichkeiten zu rechnen (Fahrpläne, Stadtpläne, Speisekarten, Wegweiser, Übersichtstafeln lesen etc.). Zudem sind soziale Kontakte sowie das Engagement in Vereinen eingeschränkt (vgl. VLSE, 1987). � Privatleben Im privaten Leben wird es kritisch, wenn es darum geht, Verträge abzuschliessen, Steuererklärungen auszufüllen, Briefe zu schreiben, Fernsehprogramme zu studieren oder fremdländische Filme mit Untertiteln zu betrachten. Partnerschaften werden teilweise mit grosser Vorsicht oder Misstrauen begonnen. Es ist öfters unklar, wie die Partnerin oder der Partner auf das Geständnis der Schriftsprachprobleme reagiert (vgl. VLSE, 1987). Die Auswirkungen im Privatleben sind für Aussenstehende weniger bemerkbar, bedeuten aber meist eine grosse Einbusse der Lebensqualität für die Betroffenen. Diesen Menschen ist es nicht möglich, vollständig am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, da nicht alle schriftlichen Informationen verarbeitet werden können. Die Folgen von Illettrismus liegen also auf der Hand: In allen Bereichen ist mit erheblichen Einschränkungen betreffend der Möglichkeiten und Rechte von Betroffenen, also einem 43
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