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Illettrismus - ein Thema der Logopädie? - BSCW

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Ausgangssituation und Stand <strong>der</strong> Forschung<br />

2.9.5 Schweizer Dachverband Lesen und Schreiben<br />

Als Professor Grissemann <strong>der</strong> Universität Zürich Anfang <strong>der</strong> achtziger Jahre im Rahmen <strong>ein</strong>er<br />

Studie darauf hinwies, dass rund 20‘000 bis 30‘000 Schweizer bei Schulabschluss das Niveau<br />

<strong>ein</strong>es Drittklässlers nicht erreichen, provozierte er dadurch indirekt die Planung <strong>ein</strong>es<br />

Pilotprojekts auf diesem Gebiet. Daraufhin startete in Schaffhausen <strong>ein</strong>e Projektgruppe<br />

<strong>ein</strong>en Pilotkurs für die Schweiz. 1985 wurde <strong>der</strong> „Ver<strong>ein</strong> Lesen und Schreiben für<br />

Erwachsene“ (VLSE) gegründet, mitunter um die Finanzierung des erwähnten Kurses zu<br />

ermöglichen. Er setzte sich zum Ziel, Weiterbildungsmassnahmen für Erwachsene mit<br />

erheblichen Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben zu för<strong>der</strong>n, zu organisieren und<br />

durchzuführen. Nachdem <strong>der</strong> Kurs nach Zürich verlegt wurde und dort auf grosse Nachfrage<br />

stiess, kam schnell die For<strong>der</strong>ung von vielen Betroffenen nach regionalen Kursangeboten<br />

auf. Gleichzeitig thematisierten verschiedene Medien das hochaktuelle <strong>Thema</strong> und<br />

erzeugten so <strong>ein</strong> starkes Echo. Im Sommer 1986, um <strong>ein</strong> Beispiel davon aufzugreifen, wurde<br />

<strong>ein</strong> Rundschau-Beitrag über Analphabeten in <strong>der</strong> Schweiz ausgestrahlt. Daraufhin gingen<br />

unzählige Telefonanrufe von Betroffenen <strong>ein</strong>, die ihrem jahrelangen Versteckspiel endlich<br />

<strong>ein</strong> Ende setzen wollten (VLSE, 1987).<br />

� Heutige Tätigkeiten des Dachverbandes<br />

In den darauffolgenden Jahren entstanden in Bern, Basel, Luzern, Aarau, Zug, St. Gallen und<br />

in <strong>der</strong> Westschweiz weitere Gruppierungen, welche Alphabetisierungskurse organisierten.<br />

Ende 2006 wurden die 12 regionalen Verbände zu <strong>ein</strong>em Schweizerischen Dachverband<br />

zusammengeschlossen. Heute ist dieser gesamtschweizerisch organisiert und setzt sich für<br />

die Bekämpfung des <strong>Illettrismus</strong> <strong>ein</strong>, welcher noch immer <strong>ein</strong> Tabuthema darstellt. Neben<br />

den regionalen Kursangeboten besteht das Angebot <strong>ein</strong>er telefonischen Beratungs- und<br />

Informationsstelle. Der Ver<strong>ein</strong> strebt die Sensibilisierung und Aufklärung des <strong>Thema</strong>s auf<br />

nationaler Ebene an und leistet Öffentlichkeitsarbeit in diesem Bereich. Die Finanzierung<br />

erfolgt vorwiegend aus staatlichen Quellen (Bundesamt für Kultur), sowie durch<br />

Mitglie<strong>der</strong>beiträge, Sponsoring und Spenden (vgl. VLSE, 1987; Schweizer Dachverband Lesen<br />

und Schreiben 1<br />

, o.J.)<br />

� Kursangebot<br />

Die Grundbildungskurse richten sich an deutschsprachige Erwachsene, welche in <strong>der</strong> Regel<br />

die Schule in <strong>der</strong> Schweiz besucht haben. Die Teilnahme an <strong>ein</strong>em Kurs soll dazu beitragen,<br />

dass sich Betroffene im Alltag mit dem Lesen und Schreiben besser zurecht finden. Dabei<br />

werden Lese- und Schreibfertigkeiten verbessert und eigene Lernstrategien (Einsatz von<br />

Nachschlagewerken, Lernsoftware etc.) entwickelt. Zudem sollen die Erwachsenen ihre<br />

Stärken und ihr Wissen besser <strong>ein</strong>schätzen und lernen, wo sie Hilfe anfor<strong>der</strong>n können.<br />

Das Echo <strong>der</strong> Teilnehmenden ist positiv. Der Kurs ermöglicht ihnen mitunter auch <strong>ein</strong>en<br />

Erfahrungsaustausch mit an<strong>der</strong>en Betroffenen. Hier <strong>der</strong> optimistische Eindruck <strong>ein</strong>es<br />

Kursteilnehmers:<br />

1 www.lesenschreiben.ch<br />

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