Illettrismus - ein Thema der Logopädie? - BSCW
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Interpretation und Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />
Interviewten zu diesem Aspekt: „Interessanterweise bekomme ich seit zirka <strong>ein</strong>em halben<br />
Jahr immer wie<strong>der</strong> Anfragen von Erwachsenen, die ihr Problem angehen möchten.“<br />
Zwei <strong>der</strong> sieben Logopädinnen kamen zum Schluss, dass es den klassischen Illettristen nicht<br />
gebe. Eine Logopädin fasste es auf diese Art und Weise in Worte: „Ich denke, es ist wirklich<br />
sehr personenbezogen. Vielleicht gibt es ab und zu <strong>ein</strong> paar Gem<strong>ein</strong>samkeiten, aber sonst ist<br />
es wirklich <strong>ein</strong> Einzelschicksal bei jedem.“<br />
Mit <strong>ein</strong>er <strong>der</strong> befragten Personen kamen wir auf die <strong>Thema</strong>tik <strong>der</strong> Spracherwerbsstörung als<br />
Ursache o<strong>der</strong> aufrechterhaltenden Faktor des <strong>Illettrismus</strong> zu sprechen. Wie folgende<br />
Aussage bekräftigt, geht sie davon aus, dass die allgem<strong>ein</strong>e Sprachfähigkeit mangelhaft o<strong>der</strong><br />
defizitär sei: „Und oft sind sie [Betroffene, Anm. d. Verf.] generell, also auch vom Wortschatz<br />
her, eigentlich spracherwerbsgestörte Kin<strong>der</strong>, und die Spracherwerbsstörung die bleibt halt.“<br />
Laut M<strong>ein</strong>ung <strong>ein</strong>er <strong>der</strong> interviewten Logopädinnen, stellt die <strong>Logopädie</strong> für Illettristen <strong>ein</strong><br />
wichtiges Therapiefeld und sollte somit nicht nur auf den Kin<strong>der</strong>bereich beschränkt<br />
werden.<br />
Um ihren Alltag zu managen und am Arbeitsplatz o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Schule nicht als Illettrist<br />
aufzufliegen, werden von Betroffenen viele Bewältigungsstrategien <strong>ein</strong>gesetzt (vgl. Kap.<br />
2.5). Diese Tatsache haben <strong>ein</strong>ige <strong>der</strong> befragten Logopädinnen von Betroffenen selbst<br />
erzählt bekommen o<strong>der</strong> durch das Umfeld erfahren: „...<strong>ein</strong>erseits die Angst, dass <strong>der</strong> [<strong>der</strong><br />
Lehrmeister, Anm. d. Verf.] das irgendwann merkt. Und an<strong>der</strong>erseits die Frage, warum kann<br />
ich es nicht an<strong>der</strong>s?“<br />
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