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Illettrismus - ein Thema der Logopädie? - BSCW

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Ausgangssituation und Stand <strong>der</strong> Forschung<br />

Kantonen Aargau, Basel Stadt und Land, Bern, Graubünden, St. Gallen, Uri, Wallis, Zug und<br />

Zürich (vgl. Wurzenberger, o.J., o.O.).<br />

2.8.2 <strong>Illettrismus</strong> im Jugend- und Erwachsenenalter<br />

2.8.2.1 Massnahmen für Jugendliche nach <strong>der</strong> obligatorischen Schulzeit<br />

Der Übergang zwischen Schule und Arbeitswelt ist insbeson<strong>der</strong>e für Jugendliche mit<br />

anhaltenden Problemen im Lesen und Schreiben problematisch. Mangelnde<br />

Schriftsprachkompetenzen können in <strong>ein</strong>er Gesellschaft, in <strong>der</strong> die Anfor<strong>der</strong>ungen an eben<br />

diese Kompetenzen laufend steigen, leicht zu Barrieren in <strong>der</strong> weiteren Bildungs- und<br />

Berufslaufbahn werden. Es besteht die Gefahr, dass den betroffenen Jugendlichen <strong>der</strong><br />

Anschluss an weiterführende Bildung verwehrt bleibt, und sie direkt als unqualifizierte<br />

Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt geschleust werden. Dort kann sich <strong>ein</strong> Teufelskreis<br />

entwickeln: „Mangelnde Lesekompetenzen – unqualifizierter Arbeitsplatz mit wenig<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Lesekompetenz – Vermeiden von entsprechenden Anfor<strong>der</strong>ungen –<br />

Disqualifizierung – allmählicher Verlust <strong>der</strong> Lesekompetenz. Freiwillige 9. und 10. Schuljahre<br />

sowie Brückenangebote (zum Übergang in die Berufsbildung) können dem Aufarbeiten von<br />

Lücken und Problemen dienen…“ (Vanhooydonck & Grossenbacher, 2002, S. 99). Es ist<br />

jedoch <strong>ein</strong>e schwierige Aufgabe, diese Jugendliche, die oftmals schmerzliche<br />

Schulerfahrungen hinter sich haben, in Bildungsangebote <strong>ein</strong>zubinden und sie erneut zum<br />

Lernen zu motivieren. Es sollte zwar Ziel s<strong>ein</strong>, den Jugendlichen <strong>ein</strong>en sicheren Umgang mit<br />

Sprache und Schrift zu vermitteln und zu verhin<strong>der</strong>n, dass sie ohne nachobligatorische<br />

Ausbildung bleiben. Eine allzu stark schulische Orientierung <strong>der</strong> Angebote im Übergang kann<br />

„schulmüde“ Jugendliche jedoch kaum motivieren. Den Jugendlichen sollten deshalb<br />

informelle Lernräume zur Verfügung stehen, die viel Gestaltungsspielraum bieten und zur<br />

Aus<strong>ein</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Sprache und Schrift anregen. Für arbeitslose Jugendliche sollten<br />

Kurse für Lesen und Schreiben im Rahmen <strong>der</strong> Arbeitslosenversicherung angeboten werden<br />

(vgl. Schweizerisches Komitee zur Bekämpfung des <strong>Illettrismus</strong>, 2005).<br />

Auch in <strong>der</strong> Berufsbildung werden die (schrift-)sprachlichen Fähigkeiten immer wichtiger.<br />

„Die zunehmende Abstraktheit <strong>der</strong> Ausbildungsinhalte, die Komplexität von Fachtexten und<br />

Fachterminologien, aber auch Ausbildungsformen und -methoden machen Sprache für das<br />

Bestehen <strong>der</strong> Ausbildung zentral…“ (Rützel zit. nach Vanhooydonck & Grossenbacher, 2002,<br />

S. 101). So machen Lehrerinnen und Lehrer an Berufsschulen die Erfahrung, dass Jugendliche<br />

Motivations- und Durchhalteprobleme beim Lesen längerer und anspruchsvollerer Texte<br />

haben und beim Verständnis von Fachtexten Schwierigkeiten zeigen.<br />

Das schweizerische Berufsbildungsgesetz sieht vor, dass „leistungsschwächeren Lehrlingen“<br />

nach Möglichkeit Stützkurse zur Vertiefung des Pflichtstoffes, zur Festigung <strong>der</strong><br />

Kompetenzen in Sprache und Mathematik, verbunden mit <strong>der</strong> Vermittlung von<br />

Lerntechniken und Lernberatung angeboten werden (vgl. BBG, Art. 27, Abs. 1 zit. nach<br />

Vanhooydonck & Grossenbacher, 2002). Lehrmeister sind gegenüber <strong>ein</strong>es Ausbaus dieser<br />

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