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Illettrismus - ein Thema der Logopädie? - BSCW

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Ausgangssituation und Stand <strong>der</strong> Forschung<br />

� Neuere Medien<br />

Dehn (zit. nach Vanhooydonck & Grossenbacher, 2002) sieht in <strong>der</strong> Verbreitung von Radio,<br />

Fernsehen und Video <strong>ein</strong>e Möglichkeit zur kulturellen Teilhabe unabhängig von Schrift. Sie<br />

kommt zum Schluss, dass die Diskrepanz zwischen <strong>ein</strong>er geringen inneren Notwendigkeit für<br />

Schriftkultur und <strong>ein</strong>em starken äusseren Druck zur Beherrschung <strong>der</strong> Kulturtechnik <strong>ein</strong>e <strong>der</strong><br />

gesellschaftlichen Ursachen für den <strong>Illettrismus</strong> darstellt.<br />

2.3.5 Spracherwerbsstörung als Ursache<br />

„Nach vorsichtigen Schätzungen weisen 6-8% <strong>der</strong> Vorschulkin<strong>der</strong> erhebliche Probleme mit<br />

dem Erstspracherwerb auf“ (Grimm zit. nach Kolonko & Seglias, 2008, S. 21). Es handelt sich<br />

hierbei um Kin<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Sprachlernprozess gestört ist, welcher jedoch nicht durch an<strong>der</strong>e<br />

Primärbe<strong>ein</strong>trächtigungen wie Hörschäden, geistige Retardierungen, schwerwiegende<br />

neurologische Be<strong>ein</strong>trächtigungen o<strong>der</strong> psychosoziale Störungen verursacht worden ist. Ist<br />

<strong>der</strong> Erstspracherwerb unter diesen Gegebenheiten gestört, so spricht man von <strong>ein</strong>er<br />

Spracherwerbsstörung. Laut Kolonko & Seglias (2008) sind folgende Merkmale<br />

charakteristisch für <strong>ein</strong>e Spracherwerbsstörung:<br />

- Verspäteter Sprechbeginn<br />

- Semantisch-lexikalische Störungen (reduzierter Wortschatz, undifferenzierte<br />

Wortbedeutungen, Wortabrufprobleme)<br />

- Phonetisch-phonologische Störungen (abweichende Aussprache)<br />

- Morphologisch-syntaktische Störungen (unvollständige Satzmuster, fehlerhafte<br />

Beugungsformen)<br />

- Be<strong>ein</strong>trächtigungen des Sprachverständnisses<br />

„Kin<strong>der</strong> mit Spracherwerbsstörungen steigen nicht verspätet in den Spracherwerb und holen<br />

ihren Rückstand später auf, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> gesamte Verlauf des sprachlichen Lernens bereitet<br />

den Kin<strong>der</strong>n Schwierigkeiten“ ( Kolonko & Seglias, 2008, S. 23). Bishop und Adams (1990)<br />

untersuchten <strong>ein</strong>e Stichprobe von 69 vierjährigen Kin<strong>der</strong>n mit <strong>ein</strong>er<br />

Sprachentwicklungsstörung. In <strong>der</strong> Nachfolgeuntersuchung, <strong>ein</strong><strong>ein</strong>halb Jahre später, zeigten<br />

nur etwa 40 % dieser Kin<strong>der</strong> k<strong>ein</strong>e Auffälligkeiten mehr (vgl. Schnei<strong>der</strong>, 2004). Der gestörte<br />

Verlauf sprachlichen Lernens bezieht sich nicht nur auf den Erwerb komplexer<br />

grammatischer Strukturen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erweiterung und Strukturierung des mentalen Lexikons,<br />

es treten auch Verständnisschwierigkeiten auf, insbeson<strong>der</strong>e bei komplexeren sprachlichen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen, die sich in <strong>der</strong> Schule auch im Textverständnis nie<strong>der</strong>schlagen. Laut<br />

Schnei<strong>der</strong> (2004) weisen Kin<strong>der</strong> mit Sprachentwicklungsproblemen <strong>ein</strong> erhöhtes Risiko für<br />

schriftsprachliche Schwierigkeiten auf, wobei wohl in erster Linie das Leseverständnis<br />

be<strong>ein</strong>trächtigt ist.<br />

Die Störung im Spracherwerb ist also nicht behoben, sobald <strong>der</strong> Schul<strong>ein</strong>tritt erfolgt. Im<br />

Gegenteil wird die Problematik durch die zusätzlichen sprachlichen Anfor<strong>der</strong>ungen meist<br />

noch verschärft. Es liegt also nahe, dass es auch älteren Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen und auch<br />

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