Art Quarterly - Luxury can be Art
Art Quarterly ist ein Magazin für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Neben zahlreichen Informationen über die aktuelle Kunstszene und den zurzeit laufenden Ausstellungen in Österreich und Deutschland präsentieren wir Ihnen auch immer die aktuellen Top-Beauty-Trends.
Art Quarterly ist ein Magazin für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Neben zahlreichen Informationen über die aktuelle Kunstszene und den zurzeit laufenden Ausstellungen in Österreich und Deutschland präsentieren wir Ihnen auch immer die aktuellen Top-Beauty-Trends.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ART INTERVIEW<br />
ART INTERVIEW<br />
AUCH DARAUF NEUGIERIG GEWORDEN, ETWAS<br />
MEHR ÜBER DEINEN PERSÖNLICHEN LEBENSWEG<br />
ZU ERFAHREN.<br />
Meine frühe Kindheit durfte ich in St. Anton<br />
am Arl<strong>be</strong>rg verbringen, a<strong>be</strong>r auch im wunderschönen<br />
Südtirol - ein Umstand, dem ich<br />
meine Lie<strong>be</strong> zu den Bergen und zum Skifahren<br />
verdanke, wo<strong>be</strong>i meine Mutter immer<br />
gerne mutmaßt, dass dafür auch die Tatsache,<br />
dass Luis Trenker mein Großonkel ist,<br />
mitverantwortlich zeichnet. (Lacht) Später<br />
sind wir dann nach Baden <strong>be</strong>i Wien gezogen.<br />
Sie sagte immer, sie wolle uns Wurzeln und<br />
Flügeln schenken und ich finde, dass ist ihr<br />
wirklich ganz großartig gelungen. Meine Erziehung<br />
war auf gewisse Weise ein wunderbarer<br />
Mix aus Humanismus und Weltoffenheit,<br />
wofür ich meiner Mutter ewig dankbar<br />
bin. Auch hat sie mir schon sehr früh die Bedeutung<br />
des le<strong>be</strong>nslangen Lernens ans Herz<br />
gelegt und die Tatsache, dass Ar<strong>be</strong>it immer<br />
adelt und dass man sich niemals für eine Tätigkeit<br />
zu Schade sein soll; ein Gedanke, von<br />
dem man in der Hotellerie sehr gut profitieren<br />
kann. Nach zahlreichen Auslandsjahren<br />
wechselte ich dann 2008 zur welt<strong>be</strong>rühmten<br />
Kempinski-Gruppe, wo ich 2013 in Doha<br />
erstmals ein Kempinski-Hotel leiten durfte.<br />
Natürlich war die Freude groß, als mich<br />
dann 2018 die Berufung nach Wien ereilte.<br />
Privat gehört meine gesamte Freizeit – und<br />
ich darf sagen, dass diese leider recht <strong>be</strong>grenzt<br />
ist – meiner Frau und meinem Sohn.<br />
Zum Glück hat meine Frau für meinen Beruf<br />
sehr viel Verständnis, da auch Ihr Herz für<br />
die Luxushotellerie schlägt. Denn Hand aufs<br />
Herz, am Ende des Tages ist man ja auch<br />
schon <strong>be</strong>inahe mit dem Haus das man leitet<br />
so gut wie verheiratet. (Lacht)<br />
WAS ZEICHNET DEINER MEINUNG NACH EINEN<br />
GUTEN GENERAL MANAGER IM BEREICH DER LU-<br />
XUS-HOTELLERIE AUS?<br />
Ein guter General Manager in der Hotellerie<br />
muss vor allem ein guter Gastge<strong>be</strong>r sein.<br />
Nur so vermittelt man seinen Gästen, dass<br />
sie willkommen sind und sich schlussendlich<br />
auch wohl fühlen. Herzlichkeit, Dienstleistungsorientierung,<br />
Lie<strong>be</strong> zum Detail,<br />
Hands-on Mentalität und Erfahrung mit<br />
unterschiedlichen Kulturen bzw. kulturelle<br />
Sensibilität sind - gerade in der internationalen<br />
Hotellerie - essenziell. Und wenn die<br />
Menschen, die als Gäste gekommen sind,<br />
als Freunde abreisen, dann hat man schon<br />
Vieles richtig gemacht. Selbstverständlich<br />
sollte man darü<strong>be</strong>r hinaus auch die Zahlen<br />
im Blick <strong>be</strong>halten, denn natürlich zählt<br />
auch in der Hospitality Industrie - wie in allen<br />
anderen Branchen auch - die Wirtschaftlichkeit<br />
des Unternehmens.<br />
WAS MACHT DEN HIER IM HAUS ÜBERALL SPÜR-<br />
BAREN CHARME DIESES HOTELS AUS?<br />
Im Palais Hansen Kempinski kann man<br />
Wien hautnah erle<strong>be</strong>n, hier wird Geschichte<br />
und Kultur im wahrsten Sinne des Wortes<br />
„ge-lebt“ - und das ohne verstaubt, kitschig<br />
oder ewig-gestrig zu sein. Allein unsere<br />
Lobby ist <strong>be</strong>ispielhaft. Wir sitzen hier in<br />
einem ehemaligen Innenhof, wo früher die<br />
Kutschen ein- und ausgefahren sind. An der<br />
Wand hängen Bilder eines <strong>be</strong>rühmten österreichischen<br />
Kammersängers, die Wien als<br />
die Weltstadt der Musik in den Mittelpunkt<br />
stellen. Im Hintergrund sanfte Klaviermusik<br />
und der Geruch von frischem Apfelstrudel,<br />
vor dem Hotel ein Fiaker - das ist Wien,<br />
die le<strong>be</strong>nswerteste Stadt der Welt und der<br />
Grund, warum uns die ganze Welt <strong>be</strong>neidet.<br />
IMMER WIEDER HÖRT MAN, DASS ES IN WIEN BE-<br />
REITS ZU VIELE LUXUSHOTELS GÄBE, WIE STEHST<br />
DU PERSÖNLICH ZU DIESER AUSSAGE?<br />
Konkurrenz <strong>be</strong>lebt den Markt. Jede zusätzliche<br />
Marke <strong>be</strong>wirbt die Destination<br />
in ihren Kernmärkten. Jede Investition<br />
schafft Ar<strong>be</strong>itsplätze und ist Zeugnis dafür,<br />
dass die Stadt für Investoren durchaus<br />
interessant ist. Sie würden das Geld<br />
nicht ausge<strong>be</strong>n, wenn sie keine Aussicht<br />
auf einen Return ha<strong>be</strong>n.<br />
DENNOCH HAT ABER DIE KEMPINSKI-GRUPPE VER-<br />
LAUTBAREN LASSEN, DASS SIE SICH MIT JAHRES-<br />
ENDE AUS WIEN ZURÜCKZIEHT. WIE SIEHST DU<br />
DIE ZUKUNFT DIESES HAUSES?<br />
Das stimmt. Die Kempinski Gruppe wird<br />
den Betrieb des Palais Hansen mit Jahresende<br />
2023 <strong>be</strong>enden. A<strong>be</strong>r diese Entscheidung<br />
hat keine Auswirkungen auf<br />
den laufenden Betrieb des Hotels. Unser<br />
Team vor Ort wird dieses Haus auch weiterhin<br />
nach den höchsten Standards von<br />
Luxus und Gastfreundschaft bis Ende des<br />
Jahres weiterführen. Eine darü<strong>be</strong>r hinausgehende<br />
Fortführung des Hotels im<br />
Palais Hansen ist aufgrund der prachtvollen<br />
Architektur und der ausgezeichneten<br />
Lage <strong>be</strong>reits sichergestellt. Die Kempinski<br />
Gruppe ü<strong>be</strong>rprüft kontinuierlich ihre<br />
Standorte als Teil der Standard-Managementprozesse.<br />
Die Entscheidung, sich aus<br />
dem Hotel in Wien zurückzuziehen, dient<br />
dem Ausgleich des Hotelanteils in Pacht<strong>be</strong>trieb<br />
innerhalb der Gruppe.<br />
DU HAST IN DEN VERGANGENEN JAHREN DEIN<br />
HAUS DURCH ZWEI SCHWERWIEGENDE KRISEN<br />
GEFÜHRT, WAS WAR DABEI DAS WICHTIGSTE?<br />
UND WIE HAST DU VOR ALLEM DIE CORONA-ZEI-<br />
TEN ERLEBT?<br />
v.l.n.r.: Martina Maly-Gärtner, Mitglied des Vorstands der UBM, MMag. Markus Figl, Bezirksvorsteher Innere Stadt, Dr. Christine Dornaus, Vorstandsdirektorin der<br />
Wiener Städtischen und Florian Wille, Generaldirektor Palais Hansen<br />
Die Mitar<strong>be</strong>iter waren das Wichtigste - Gäste<br />
gab es ja kaum. Zugehörigkeit zum Team<br />
zu vermitteln, auch wenn man einander<br />
manchmal wochenlang nicht physisch <strong>be</strong>gegnete,<br />
die Kommunikation aufrecht erhalten,<br />
Zuversicht ge<strong>be</strong>n, einfach verfügbar<br />
und erreichbar sein für die Anliegen und<br />
Sorgen der Mitar<strong>be</strong>iter - das war das Wichtigste.<br />
Natürlich musste man sich auch um<br />
die Erhaltung des Hauses, also um die Immobilie<br />
selbst, kümmern - Stichwort Wasserspülungen.<br />
Zudem ha<strong>be</strong>n wir versucht,<br />
für die Kunden <strong>be</strong>stmöglich online relevant<br />
zu blei<strong>be</strong>n, zum Beispiel ha<strong>be</strong>n wir coffee<br />
mornings mit US Travel Agents online abgehalten,<br />
mit virtuellen Führungen durch<br />
das Haus oder einem Apfelstrudel-Backkurs.<br />
Wir ha<strong>be</strong>n auch versucht, die historischen<br />
Räumlichkeiten kreativ zu nutzen:<br />
Da gab es Kino A<strong>be</strong>nde im Ballsaal, Pop-up<br />
Boutiquen für lokale DesignerInnen in Gästezimmer<br />
und vieles mehr. Das hat nicht<br />
nur Spaß gemacht sondern war auch für die<br />
Motivation des Teams enorm wichtig.<br />
ALLERORTS WIRD PERMANENT ÜBER DEN<br />
FACHKRÄFTEMANGEL GESPROCHEN. WIE<br />
NIMMST DU DIESEN PERSÖNLICH WAHR UND<br />
WELCHE VORSCHLÄGE HÄTTEST DU DAFÜR?<br />
Das ist die Realität mit der alle Branchen<br />
umgehen müssen. Es erfordert kreative<br />
Lösungsansätze, die den Ansprüchen der<br />
Generation Z entgegenkommen, um als attraktiver<br />
Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r wahrgenommen zu<br />
werden. Das kann einerseits durch flexiblere<br />
Ar<strong>be</strong>itszeiten Anwendung finden, a<strong>be</strong>r<br />
auch in der Sinn-Stiftung des Tuns - wie<br />
engagiert ist das Unternehmen im CSR, wie<br />
ernst nimmt der Betrieb den Umweltschutz,<br />
etc. Aufgrund der Natur unserer Dienstleistung<br />
ist Homeoffice natürlich nur für einzelne<br />
Positionen möglich, a<strong>be</strong>r die menschliche<br />
Interaktion ist es ja gerade, die unseren Beruf<br />
so interessant und wundervoll macht.<br />
DU HAST ES GESCHAFFT, AUS DEM PALAIS HAN-<br />
SEN NICHT NUR EINE INTERNATIONALE TOU-<br />
RISTISCHE ATTRAKTION ZU MACHEN, SON-<br />
DERN ES IST UNTER DEINER FÜHRUNG AUCH<br />
ZUM ABSOLUTEN PLACE-TO-BE FÜR ALLE WIE-<br />
NER UND WIENERINNEN GEWORDEN, WAS IST<br />
DABEI DEIN GEHEIMREZEPT?<br />
Meine Vision war es immer, das Palais Hansen<br />
zum Treffpunkt der Wiener Kultur und des<br />
Wiener Le<strong>be</strong>nsgefühls zu machen, die Lobby<br />
quasi als Neuinterpretation des Wiener Salons<br />
zu positionieren. Hier treffen sich Künstler<br />
unterschiedlichster Richtungen, ob Universalartist<br />
Her<strong>be</strong>rt Lippert, der wie kein anderer<br />
Musik und Malerei vereint, oder Leo Stopfer,<br />
der in seinen Bildern die Ästhetik und Anmut<br />
des klassischen Ballets einfängt. Unsere Lobby<br />
wird zur Bühne für junge, <strong>be</strong>gabte Nachwuchsmusiker<br />
wie die talentierten SchülerInnen,<br />
die an der Amadeus International School<br />
ihren Feinschliff erhalten. Hier, in der Lobby<br />
des Palais Hansen trifft bildnerische Kunst auf<br />
Musik und Literatur und wird zum Gesamtkunstwerk<br />
- und natürlich darf man die Kulinarik<br />
nicht vergessen. Ein duftender, ofenwarmer<br />
Apfelstrudel mit Vanillesauce verzau<strong>be</strong>rt<br />
nicht nur unsere jungen Gäste.<br />
WAS WÜNSCHT DU DIR PERSÖNLICH FÜR<br />
DAS PALAIS HANSEN?<br />
Ich wünsche mir, dass dieses wunderschöne<br />
Palais und sein Team unsere lokalen und<br />
internationalen Gäste weiterhin <strong>be</strong>geistert,<br />
ihre Sinne <strong>be</strong>rührt, sie <strong>be</strong>eindruckt und <strong>be</strong>glückt<br />
und ihnen Erinnerungen mitgibt,<br />
die ihnen ein Le<strong>be</strong>n lang ein Lächeln ins<br />
Gesicht zau<strong>be</strong>rn. Der Wunsch des Zurückkommens<br />
soll nie erlöschen.<br />
www.kempinski.com<br />
110 AQ JUBILÄUMSAUSGABE<br />
www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com JUBILÄUMSAUSGABE AQ 111