Art Quarterly - Luxury can be Art
Art Quarterly ist ein Magazin für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Neben zahlreichen Informationen über die aktuelle Kunstszene und den zurzeit laufenden Ausstellungen in Österreich und Deutschland präsentieren wir Ihnen auch immer die aktuellen Top-Beauty-Trends.
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ART TOPIC<br />
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1991 das erste Museum Würth am Firmensitz in Künzelsau<br />
seine Pforten, so wurde rund 30 Jahre später, im Jahr<br />
2020, sein jüngstes Ausstellungshaus, das Museum Würth<br />
2 in Künzelsau, welches in das Kultur- und Kongresszentrum<br />
Carmen Würth Forum integriert ist, der Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht. Dieses von David Chipperfield<br />
Architects entworfene Bauwerk ist das mittlerweile 15.<br />
Museum bzw. Kunstforum, welches das Unternehmen als<br />
Ausdruck der gelebten Firmenphilosophie und im Sinne<br />
des Gemeinwohls europaweit <strong>be</strong>treibt.<br />
Die große Sammlungspräsentation, Amazing. The Würth<br />
Collection, die spezifisch für das Leopold Museum zusammengestellt<br />
werden konnte, erstreckt sich mit rund<br />
200 Meisterwerken ü<strong>be</strong>r zwei Ausstellungse<strong>be</strong>nen. Deren<br />
Schau <strong>be</strong>deutet eine faszinierende Reise durch mehr als<br />
100 Jahre Kunstgeschichte – vom Beginn der Moderne bis<br />
zur Gegenwart. Die Tour d’Horizon startet mit Meisterwerken<br />
der klassischen Moderne in Form von Exponaten<br />
des Spätimpressionismus und Glanzlichtern des Expressionismus,<br />
gefolgt von Ausformungen der geometrischen<br />
und nichtfigurativen Abstraktion, der informellen und<br />
neokonstruktivistischen Malerei und Plastik nach 1945<br />
und der internationalen zeitgenössischen Kunst. Ein Spezifikum<br />
der Sammlung ist auch jener Sammlungs<strong>be</strong>reich,<br />
den Reinhold Würth der österreichischen Kunst gewidmet<br />
hat und der die größte Kollektion zeitgenössischer<br />
Werke außerhalb Österreichs darstellt. Die Künstler*innenliste<br />
liest sich wie das Who’s who der internationalen<br />
Kunstgeschichtsschreibung: Camille Pissarro, Alfred<br />
Sisley, Max Lie<strong>be</strong>rmann, Lovis Corinth, Max Pechstein,<br />
Ernst Ludwig Kirchner, Edvard Munch, Gabriele Münter,<br />
Paula Modersohn-Becker, Ferdinand Hodler, René Magritte,<br />
Oskar Schlemmer, Max Ernst, Paul Klee, Hans Arp,<br />
Max Beckmann, Pablo Picasso, Fernando Botero, Gerhard<br />
Richter, Per Kirkeby, Christo und Jeanne Claude, Georg<br />
Baselitz, Anselm Kiefer, Maria Lassnig, Arnulf Rainer,<br />
Tony Cragg, Anish Kapoor etc. Immer wieder kommt<br />
es in der im Wesentlichen chronologisch präsentierten<br />
Schau auch zu stilistisch strukturierten Anordnungen<br />
respektive zu Verdichtungen in Bezug auf <strong>be</strong>stimmte<br />
künstlerische Positionen, die ü<strong>be</strong>r die Jahrzehnte hinweg<br />
in den verschiedensten Facetten eines spezifischen Œuvres<br />
gesammelt wurden.<br />
Im Laufe der jahrzehntelangen Sammlungstätigkeit hat<br />
Reinhold Würth enge, sehr persönliche Freundschaften<br />
zu zahlreichen Künstler*innen aufgebaut, die hinsichtlich<br />
der Le<strong>be</strong>nsphilosophie der einzelnen Persönlichkeiten,<br />
jedoch auch im politischen Kontext unterschiedlicher<br />
nicht hätten sein können. Die differenten Weltbilder<br />
taten einer vertrauensvollen Beziehungse<strong>be</strong>ne zwischen<br />
dem Sammler und den Künstler*innen allerdings keinen<br />
Abbruch, im Gegenteil, sie forderten den neugierigen<br />
und wissenshungrigen Reinhold Würth geradezu<br />
HANS ARP, Entité ailée [Flügelwesen], 1961,<br />
Marmor, 101 x 28 x 25 cm, Sammlung Würth<br />
heraus, andere Perspektiven zu reflektieren und sich<br />
ständig – so eine seiner zentralen Le<strong>be</strong>nseinstellungen<br />
– weiterzuentwickeln. Mit Alfred Hrdlicka etwa, dem<br />
österreichischen Bildhauer-Berserker und ü<strong>be</strong>rzeugten<br />
Kommunisten, verband Reinhold Würth von 1987 bis<br />
zu Hrdlickas Tode 2009 eine enge Freundschaft. Auch<br />
Christo und Jeanne-Claude, von denen Reinhold Würth<br />
einen Werkkomplex von rund 100 Exponaten aus allen<br />
Werkphasen <strong>be</strong>sitzt, den Christo selbst als die größte<br />
und weltweit <strong>be</strong>deutendste Sammlung ihres Œuvres<br />
hervorhebt, waren bis zum Le<strong>be</strong>nsende des Künstlerpaares<br />
enge Freund. Reinhold Würth schätzte an ihnen<br />
Philipp Schönborn, München © Bildrecht, Wien 2023 (1), Philipp Schönborn, München © Succession Picasso/Bildrecht, Wien<br />
2023 (2), Volker Naumann, Schönaich © Bildrecht, Wien 2023 (3), Foto Schmelz, © Bildrecht, Wien 2023 (4), Volker Naumann,<br />
Schönaich © Pracusa S.A. (5)<br />
(2) PABLO PICASSO, Le corsage orange – Dora Maar [Die orangefar<strong>be</strong>ne Bluse – Dora Maar], 1940, Öl auf Leinwand, 73 x 60 cm, Sammlung Würth<br />
(3) ERWIN WURM, Stürzendes Wasser, 1984, Blech und Öl, 252 x 125 x 87 cm, Sammlung Würth<br />
(4) MAX ERNST, Les oiseaux ne peuvent pas disparaitre [Die Vögel können nicht verschwinden], 1923, Öl auf Gips auf Leinwand, 43 x 96 cm, Sammlung Würth<br />
(5) SONIA DELAUNAY-TERK, Rythme coloré - Paris [Farbrhythmus - Paris], 1954, Gouache auf Papier, 57 x 76 cm, Sammlung Würth<br />
und ihren Kunstprojekten, wie sie es schafften, eine utopische<br />
Idee mit Ü<strong>be</strong>rzeugung und Verve in die Realität<br />
umzusetzen. Ein e<strong>be</strong>nso lang verbundener Freund ist<br />
Georg Baselitz, von dem sich e<strong>be</strong>nfalls ein umfassender<br />
Werk-Bestand in der Sammlung Würth <strong>be</strong>findet. Diese<br />
Liste künstlerischer Weg<strong>be</strong>gleiter bzw. Seelenverwandter<br />
ließe sich mühelos fortsetzen.<br />
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Der Horizont Reinhold Würths ist weit und <strong>be</strong>gnügt sich<br />
nicht lediglich mit der bildenden Kunst. So sind ihm die<br />
Musik und die klassische Musikförderung eine weitere<br />
Passion. Philip Glass komponierte etwa zum 50-jährigen<br />
Firmenjubiläum als Auftragswerk eine Sinfonie, die unter<br />
dem Dirigat von Dennis Russell Davies in Künzelsau<br />
uraufgeführt wurde. Das Unternehmen organisiert<br />
nicht nur musikalische Veranstaltungen, sondern gründete<br />
auch die Reinhold Würth Musikstiftung und 2017<br />
ein eigenes Orchester, die Würth Philharmonike.<br />
Initiativen im Bereich der Literatur gibt es e<strong>be</strong>nso<br />
zahlreich. Die österreichische Schriftstellerin<br />
Marlene Streeruwitz hielt <strong>be</strong>ispielsweise die erste<br />
Poetikvorlesung an der Universität Tübingen, die<br />
von der Adolf Würth GmbH gefördert wird. Weitere<br />
Autor*innen wie Siri Hustvedt, Hans Magnus<br />
Enzens<strong>be</strong>rger, Ruth Klüger, Amos Oz oder Su-<br />
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www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com JUBILÄUMSAUSGABE AQ 93