Ausgabe 1/2008, 24. Jahrgang (pdf, 6.12 MB - Johannes Gutenberg ...
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Jeder spricht von Medien, aber einen einheitlichen<br />
Medienbegriff scheint es weder in der wissenschaftlichen<br />
Terminologie noch in der Umgangssprache zu<br />
geben. Und doch stimme ich dem einleitenden Satz<br />
zum Schwerpunkt „Medienkonvergenz“ zu: „Die gesellschaftliche<br />
Konstruktion der Wirklichkeit erfolgt<br />
im öffentlichen wie im nicht-öffentlichen Raum<br />
mittlerweile fast ausnahmslos über Medien, die im<br />
Zuge der Digitalisierung interaktiv und multimedial<br />
geworden sind“.<br />
Der Schwerpunkt Medienkonvergenz soll im<br />
Rahmen der Forschungsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz<br />
eingerichtet werden – Anlass genug einen<br />
textlichen Schwerpunkt im Forschungsmagazin der<br />
<strong>Johannes</strong> <strong>Gutenberg</strong>-Universität zu bilden. Das intellektuelle<br />
Umfeld für Medienforschung ist an der<br />
Universität Mainz hervorragend. Die medienbezogene<br />
Forschung und Lehre auf dem Campus findet<br />
in Reichweite bedeutender Fernsehanstalten und<br />
Printmedien statt, die ihren Sitz in der „Medienhauptstadt<br />
Mainz“ oder der näheren Umgebung<br />
haben. Was bisher fehlte, war die Materialisierung in<br />
einer Struktur, für die zukünftig die Begriffe<br />
„Mainz Media Zentrum“ und „Mainz Media Forum“<br />
sowie ein neues Medienhaus stehen werden.<br />
Unser Heft gibt exemplarisch einen Einblick in<br />
allgemeine und spezielle Themen der Medienforschung.<br />
Der Rahmen wird hier unter anderem abgesteckt<br />
durch Beiträge zu Medienkonvergenz,<br />
Medienrecht und Medienintelligenz. Spezielle<br />
Beiträge sind zum Beispiel die Gewinnung eines<br />
„Referenzrahmens“ aus 17.000 heimlich aufgenommenen<br />
Abhörprotokollen von Gesprächen deutscher<br />
und italienischer Kriegsgefangener des zweiten Weltkrieges<br />
in britischen Lagern oder auch die Neologismenlexikographie,<br />
die der Zeit den Puls fühlt und die<br />
Möglichkeit bietet, sprachliche Neubildungen auf<br />
Zeitgeschichte, Kultur und Mentalität der Sprachträger<br />
zurückzuführen.<br />
Mit dem Medium digitaler Fotografie nähern<br />
wir uns dem tendenziell unerschöpflichen Feld bedeutungsgebender<br />
visionärer ästhetischer Welt und<br />
Selbsterfahrung, die aus der Vergänglichkeit alles<br />
Irdischen schöpft.<br />
Nicht minder grundsätzlicher Art – außerhalb<br />
der Medien – sind die Fragestellungen der Teilchenphysik<br />
und Kernchemie, die als seit langem bestehende<br />
Schwerpunkte der <strong>Johannes</strong> <strong>Gutenberg</strong>-Universität<br />
über hochentwickelte Methoden und Großtechnik<br />
verfügen.<br />
Lange etabliert und strukturiert ist in Mainz<br />
auch die Immunologie und Tumorforschung, aus<br />
deren Feld ein Beitrag zur Früherkennung von Darmkrebs<br />
mit dem neuen diagnostischen Verfahren der<br />
Endomikroskopie stammt.<br />
Das Heft erlaubt einmal mehr einen Blick in die<br />
Werkstätten der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
unserer Universität, und ich finde es gut,<br />
dass bei der Arbeit an den Grenzen des Wissens auch<br />
ethische Fragen bedacht werden.<br />
Dass die Mediatisierung vor der Wissenschaft<br />
nicht halt macht, wie uns durch einen weiteren<br />
Artikel zum Thema Medien deutlich gemacht wird,<br />
lässt uns einen Hauch der Kraft und Macht der<br />
Medien ganz hautnah fühlen.<br />
Für die nähere Zukunft sehe ich unser Schiff<br />
mit seiner Vielfalt an Forschungen und Ideen und seiner<br />
höchst anregenden intellektuellen Mannschaft<br />
nach den vergangenen Reform-Jahren vor etwas<br />
ruhigerem Wasser. Der Zugewinn an Teamgeist, die<br />
bisher schon gewonnene Erfahrung in kooperativer<br />
Forschung, aber auch der Zugewinn an Selbstbewusstsein<br />
wird für die Zentren, Schwerpunkte und<br />
Projekte der neuen Forschungsinitiative des Landes<br />
Rheinland-Pfalz sehr förderlich sein und uns in unserer<br />
Wissenschaft voranbringen.<br />
Ihr<br />
EDITORIAL<br />
Prof. <strong>Johannes</strong> Preuß<br />
Vizepräsident für Forschung<br />
FORSCHUNGSMAGAZIN 1/<strong>2008</strong><br />
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