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Ausgabe 1/2008, 24. Jahrgang (pdf, 6.12 MB - Johannes Gutenberg ...

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MEDIZIN<br />

Abb. 3: Kolorektale Adenome<br />

A: Mittels Videoendoskopie werden<br />

Gewebeveränderungen im Dickdarm<br />

sichtbar.<br />

B: In der Nahansicht lässt sich ein<br />

typisches tubuläres Oberflächenmuster<br />

erkennen.<br />

C: Die Endomikroskopie zeigt die<br />

typische tubuläre Epithelarchitektur<br />

eines gutartigen Tumors.<br />

D: Die Reduktion und irreguläre Form<br />

des Schleimstoffes (Mucin) in den<br />

Becherzellen sind indirekte Zeichen<br />

der Zellkernvermehrung.<br />

50<br />

A<br />

B<br />

untersucht. Dabei wird das untere Ende des Endoskops,<br />

welches das Mikroskop beherbergt, sanft an die<br />

Schleimhautoberfläche gedrückt. Um Bewegungsartefakte<br />

bei der Darstellung zu minimieren, muss die<br />

Position des Endomikroskops möglichst stabil sein.<br />

Dies wird durch leichte Saugung oder vorsichtigen<br />

Druck erreicht, so dass dann gleichzeitig mit dem<br />

videoendoskopischen Bild auch die endomikroskopischen<br />

Bilder ohne „Verwacklung“ auf einem separaten<br />

Bildschirm angezeigt werden können. Die endomikroskopische<br />

Untersuchung erfolgt immer gezielt<br />

und sollte wegen des beschränkten Gesichtsfeldes<br />

(500 x 500 μm) auf ausgewählte Schleimhautareale<br />

beschränkt werden.<br />

Anschließend erfolgt die Analyse der Gewebeveränderung<br />

von oberflächlichen bis hin zu tiefen<br />

Abschnitten der Schleimhaut. Dazu sind profunde<br />

Kenntnisse der Mikroarchitektur der Darmschleimhaut<br />

notwendig, so dass der Pathologe essentieller<br />

Partner des Endoskopikers ist. Die horizontalen, optischen<br />

Schnitte durch die Schleimhaut können jedoch<br />

nach einer gewissen Lernphase auch durch den Endoskopiker<br />

verlässlich interpretiert werden. Er kann<br />

dann während der Untersuchung gezielt eine Gewebeprobe<br />

(Biopsie) entnehmen. Dies ist in manchen<br />

Fällen notwendig, denn die Endomikroskopie erlaubt<br />

wegen der begrenzten Eindringtiefe sowie der teilweise<br />

fehlenden Kerndarstellung noch nicht eine so<br />

feine Beurteilung der Gewebeveränderung wie die<br />

klassische Histologie im Labor. Die wichtige Differenzierung<br />

zwischen bösartigem (neoplastischem) und<br />

nicht-neoplastischem Gewebe gelingt jedoch endomikroskopisch<br />

mit hoher Präzision (2, 3). Dadurch<br />

entstehen unmittelbar zwei Vorteile: Die Rate an gezielten<br />

Schleimhautbiopsien kann deutlich gesteigert<br />

und die Gesamtzahl der Biopsien gesenkt werden.<br />

Daneben kann nach endomikroskopischer Diagnostik<br />

C<br />

D<br />

die unmittelbare endoskopische Therapie (Entfernung<br />

krankhaften Mukosagewebes) erfolgen und gezielt<br />

auf neoplastische Veränderungen begrenzt werden.<br />

Dickdarmkrebs<br />

Das diagnostische Spektrum der Endomikroskopie<br />

umfasst aktuell insbesondere die Überwachung und<br />

Vorsorge des Dickdarmkrebses (kolorektales Karzinom).<br />

Außerdem wird die Methode zurzeit bei der<br />

Diagnostik des Barrett-Ösophagus (mögliche Krebsvorstufe<br />

der Speiseröhre, die durch sauren Reflux<br />

ausgelöst wird), der Helicobacter pylori-assoziierten<br />

Gastritis sowie des Magenfrühkarzinoms angewendet.<br />

Zur Früherkennung eines kolorektalen Karzinoms<br />

ist es wichtig, dass alle prämalignen Schleimhautveränderungen<br />

(Adenome) und Frühkarzinome während<br />

der Videoendoskopie (hier Koloskopie genannt)<br />

sicher erkannt werden. Die konfokale Endomikroskopie<br />

eröffnet dabei die Möglichkeit, aus der Vielzahl<br />

an Schleimhautveränderungen diejenigen zu<br />

identifizieren, welche ein malignes Potential in sich<br />

bergen. Das zeigt auch eine erste prospektive Studie<br />

zur Effektivität der Endomikroskopie bei der Krebsvorsorge.<br />

Dabei wurden insgesamt 390 unterschiedliche<br />

Schleimhautareale bei 42 Patienten mit dem<br />

neuen Laserendoskop untersucht. Die daraus resultierenden<br />

1.320 konfokalen Bilder wurden sodann<br />

mit den histologischen Ergebnissen der gezielten<br />

Biopsien verglichen. Es ergab sich eine große Übereinstimmung<br />

in der Beurteilung der fraglichen<br />

Schleimhautbereiche, so dass die Endomikroskopie<br />

als ausgezeichnetes Diagnoseverfahren mit hoher<br />

Sensitivität (97,4 %), Spezifität (99,4 %) und Genauigkeit<br />

(99,2 %) eingestuft werden konnte (1). Die<br />

akkurate Dignitätsvorhersage wurde dabei vor allem<br />

durch die gleichzeitig vorhandenen Bildeindrücke der<br />

Makroskopie (Videoendoskopie) und der Mikroskopie<br />

(Endomikroskopie) erreicht (Abb. 3).<br />

Chronisch entzündliche Darmerkrankung<br />

Aufgrund ihrer hervorragenden optischen Möglichkeiten<br />

sollte die Endomikroskopie auch bei anderen<br />

Patientengruppen eingesetzt werden, die ein erhöhtes<br />

Darmkrebsrisiko aufweisen. Dies sind beispielsweise<br />

Patienten mit Colitis ulcerosa (chronisch entzündliche<br />

Darmerkrankung), deren Darmkrebsrisiko<br />

in Abhängigkeit von der Dauer, der Ausdehnung sowie<br />

der Aktivität der Erkrankung deutlich erhöht ist.<br />

Gerade Patienten mit lang bestehender Colitis ulcerosa<br />

sollten also von dem neuen Verfahren profitieren.<br />

Dies bestätigt eine aktuelle Studie mit 153 Probanden,<br />

von denen die eine Hälfte nur per Videoendoskopie,<br />

die andere Hälfte in Kombination mit der<br />

Endomikroskopie untersucht wurde (4). Es ergab sich<br />

zwar eine um 15 Minuten verlängerte Untersuchungszeit<br />

bei Verwendung der Endomikroskopietechnik,<br />

aber es konnten auch signifikant mehr

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